20. Kapitel

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P.O.V Manu

"Bist du das?"

"Ja, bin ich, lange Geschichte, aber lass mich erstmal rein, bevor die mich hier entdecken!"

Zu meiner Überraschung ließ er mich ohne ein weiteres Wort in sein Zimmer und schloss dann die Tür hinter sich ab, damit wir ungestört reden konnten.
"Jetzt erzähl! Was ist passiert? Warum warst du so lange weg? Wo warst du? Geht es dir gut?"

"Ok, eins nach dem anderen", lachte ich, "ich erklär dir alles."

Und so klärte ich ihn über alles auf, angefangen mit den Medis bis hin zu meinem und Maudados Fluchtplan. Was ich ihm allerdings nicht erzählte, war, dass ich mit Dado 'zusammen' war. Er nickte ab und zu und machte immer wieder mal 'Hmm'.
Als ich fertig erzählt hatte, sah er mich lange an, schien dann etwas sagen zu wollen, entschied sich aber dann doch dagegen. Schlussendlich brachte er nur ein gepresstes 'Ich werde die anderen holen' heraus.

Ich blickte ihn dankbar an, da ich nicht wusste, wo sie ihre Zimmer hatten.
"Aber kannst du vielleicht Taddl und Ardy holen? Ich hab zurzeit 'n bisschen Streit mit ihnen. Ich hole dann Palle, Simon und Dner."

"Alles klar, aber in welchen Zimmern sind denn die beiden?", fragte ich ihn etwas nervös, da ich Angst hatte, erwischt zu werden und ich wollte die Sache so schnell wie möglich hinter mich bringen.

"Äh... Die beiden haben nur ein Zimmer", meinte er und wurde rot.

So kannte ich ihn gar nicht! Aber mir gefiel der nette, schüchterne Zombey besser als der alte, hartherzige Zimbel.

Musst du grade sagen, du Mörder! Vor nicht all zu langer Zeit hat es dich nicht im geringsten gestört, ein Kind umzubringen!

"Ähm, Manu?", riss mich Michael aus meinen Gedanken.

"Entschuldige, was hast du gesagt?", erwiederte ich etwas zerstreut.

"Ich hab gefragt, ob du ein Problem damit hast."

Er sah mich durchdringend an, als stünde für ihn mindestens ebenso viel auf dem Spiel wie für Taddl und Ardy.
"Was? Ach so... Nein, ich hab nichts gegen Schwule. Ich finde, die beiden waren schon immer süß zusammen."

Er atmete erleichtert auf. Wenn er nur wüsste...
"Sie haben Zimmer 530. Bis gleich!"

Mit diesen Worten wollte er schon aus der Tür treten, aber ich hielt ihn zurück. Er sah mich verwirrt an.
"Wir treffen uns dann wieder hier!", beantwortete ich sogleich seine unausgesprochene Frage.

"Alles klar. Lass dich nicht erwischen Manu."

Dann huschten wir gemeinsam vor die Tür und liefen den Gang entlang, der zu den Treppen führte. Ich zwinkerte Zombey noch ein Mal zu und lief dann die Treppe hinunter, während er nach oben lief. An der Tür Nummer 530, auf der eine Miniatur OP-Maske klebte, angekommen, klopfte ich leise an und fast sofort wurde die Tür aufgerissen.
Als Taddl mich erblickte wollte er erfreut etwas sagen, was ich aber noch rechzeitig verhindern konnte, indem ich ihm meine Hand auf den Mund drückte.
"Psst! Wir fliehen. Hol Ardy, sei leise!", befahl ich ihm knapp.

Er sah mich ungläubig an, nickte aber trotzdem. Ich nahm meine Hand von seinem Mund und er ging zurück ins Zimmer.
"Ardy, komm! Sei leise und frag nicht, ich erklärs dir später", hörte ich Taddl flüstern.

Kurz darauf kamen die beiden aus dem Zimmer und ein ziemlich schlaftrunkener Ardy riss seine Augen auf.
"Manu?!"

"Pssst!", flüsterten Taddl und ich gleichzeitig.

"Wie gesagt, ich erklär's dir später."

Das schien ihm vorerst zu reichen, denn er lief mir und Taddl hinterher, als wir losgingen - oder besser: Ich schlich und die beiden gingen, fiel mir der Plan wieder ein.
"Hier, nehmt das!", sagte ich zu ihnen und gab ihnen die 'schleichen' Tabletten, die sie auch sofort nahmen, ohne zu fragen oder zu zögern.

Wir warteten kurz, bis die Wirkung eintrat und schlichen dann zu dritt zurück zu Zombeys Zimmer, wo dieser schon mit Dner und Palle auf uns wartete.
"Simon?", fragte ich, schon Schlimmes erwartend.

"Verrückt geworden", meinte Zombey mit einem traurigen, etwas leidenden Blick.

Ich nickte nur, da ich mir im Moment keine Trauer erlauben durfte.
"Hier", sagte ich und gab auch Palle, Dner und Zimbel die Tabletten.

Gemeinsam schlichen wir zum Speisesaal, ohne Wachen zu begegnen. Insgeheim war ich dankbar dafür, dass der Boss eingebildet genug war, zu denken, dass er nicht viele Wachen brauchte um uns zu kontrollieren, da wir sowieso alle verrückt wären.
Am Saal angekommen hörte ich wieder Maudados Stimme, der den Boss immernoch mit Vorwürfen bestürmte. Ich gab den anderen auch noch die 'unsichtbar' Pillen. Nach wenigen Sekunden waren sie schon nicht mehr zu sehen und ich flüsterte: "Schleicht euch einfach raus. Wir treffen uns vor der Hintertür."

Als Antwort bekam ein geflüstertes, einstimmiges 'Alles klar' und schon hörte ich - Dank meiner Katzenohren - wie sich fünf Leute zum Ausgang schlichen. Ich gab Maudado ein Zeichen, der daraufhin seine 'Rede' beendete, sich würdevoll umdrehte und hinausschritt. Natürlich nicht, ohne sich nochmals umzudrehen und zu zischen: "Ich werde sie nicht weiterempfehlen!"

Ich schlich mich wieder zum Hintereingang und wäre fast von einer Wache erwischt und verpetzt worden, doch mit einem gezielten Schlag auf den Kopf nockte ich ihn aus und gab auch ihm eine 'vergessen' Pille. Als auch ich draußen bei den anderen stand, die inzwischen wieder sichtbar waren, gingen wir gemeinsam zum Wagen und setzten uns hinein.
Dado auf dem Fahrersitz, ich auf dem Beifahrersitz und Palle, Dner, Zombey, Taddl und Ardy auf der Rückbank, die gerade breit genug für die fünf war. Wir waren kaum fünf Minuten gefahren, als ich auch schon eingeschlafen war, erschöpft von der ganzen Aufregung.

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