P.O.V Manuel
*Nächster Morgen*
Ich wachte auf und das Erste was ich bemerkte war, dass ich nicht an meinem gewohnten, unbequemen Schlafplatz lag, sondern in einem weichen Bett. Ich musste zunächst etwas überlegen, doch dann fiel mir wieder ein, wo ich war.
Ich setzte mich auf und sah mich zum ersten Mal richtig in dem Zimmer um. Der Raum besaß ein Fenster, vor welchem ein Gitter war, welches aber sehr instabil aussah. Was ich gestern nicht bemerkt hatte, waren ein Nachttisch mit einer Uhr, auf der 9:30 angezeigt wurde, und eine Kommode. Ich hatte also nicht ansatzweise so lange geschlafen, wie ich vermutet hatte. Und doch hatte ich das Abendessen mit Palle verschlafen.Da es aber noch nicht zu spät fürs Frühstücken war, stand ich auf und suchte nach etwas zum Anziehen.
In der Kommode wurde ich schließlich fündig und stellte mir ein Outfit zusammen: Einen lockeren, blau-schwarzen Hoodie, eine zerrissene Jeans und Nikes. Meine Haare band ich mir mit einem Gummi im Nacken zusammen, sodass einige zu kurze Strähnen in mein Gesicht hingen, welches ich wie immer mit meiner Maske verdeckte. So angezogen verließ ich also mein Zimmer und begab mich auf den Weg zum Speisesaal. Woher ich den Weg kannte?Nun ja, wenn man gefühlt sein Leben lang auf der Straße wohnt, dann lernt man so einige Tricks, um an Wissen heranzukommen. So in Gedanken versunken bemerkte ich die Person vor mir erst, als ich sie fast umrannte.
"Sorry", murmelte ich reflexartig und lief schnell an der Person vorbei. Dunkelblonde, halblange Haare, ein fein geschnittenes Gesicht und eine blaue Stoffpuppe in der Hand.
Mehr konnte ich nicht erkennen, denn die Person bog in genau dem Moment, als ich sie näher betrachten wollte, um die Ecke. Die blaue Schnecke, die der Junge in der Hand hatte, kannte ich.
Nur woher? Ich wusste es nicht mehr. Ratlos setzte ich meinen Weg zum Speisesaal fort. Dort angekommen starrten mich alle erstmal an."Habt ihr nichts besseres zu tun als mich anzuglotzen?", fauchte ich wütend in die Runde. Sofort drehten alle ihre Köpfe weg und begannen erneut zu reden. Diesmal aber um einiges leiser, zurückhaltender und bestimmt über mich, das wusste ich aus Erfahrung.
Der erste Eindruck, den ich hinterlassen hatte, war anscheinend furchteinflößend, denn bis ich mit meiner Mahlzeit an einem Tisch saß, belästigte mich niemand mehr. Doch alle Ruhe ging nun mal irgendwann vorbei, und so kam ein Junge mit blonden Haaren, einem Bandana um den Kopf, blauen Augen und vielen kleinen Tattoos auf mich zu.
"Hi, ich bin Taddl", stellte er sich vor, "und du bist...?""Nicht interessiert an einer Bekanntschaft, geschweige denn einer Freundschaft", gab ich desinteressiert zurück und drehte ihm den Rücken zu.
"Jetzt hab dich nicht so und komm mit an unseren Tisch", meinte Taddl jedoch hartnäckig.
Ich seufzte und wog ab, ob er es wert war, zu diskutieren. Da ich aber beschloss, dass es nicht schlecht sein konnte, ein paar leicht beeinflussbare Personen zu kennen, ließ ich mich einfach mitziehen, als Taddl mich am Arm packte und zu einem anderen Tisch führte.
Er brachte mich zu fünf weiteren Jungs, die alle zusammen aßen, bei meiner Ankunft allerdings aufsahen. Manche kannte ich, z.B. Zombey, welcher mich mit einem 'Ich-weiß-was-du-hier-tust'-Blick angrinste, oder Patrick, der mir ein schiefes Lächeln schenkte.Diejenigen die ich nicht kannte, waren, wie Taddl mir erklärte, Ardy, ein braunhaariger, nett aussehender Junge, Dner, der von Zeit zu Zeit eine leicht kindische Grimasse zog und dabei 'JOOOOOOONGE!!!' rief und Simon, ein Junge mit Dreadlocks, welcher von den anderen 'Ungespielt' genannt wurde, wie Taddl mir erklärte. Sie schienen sich gut zu verstehen und versuchten sogar, mich und Zombey in ihr Gespräch mit einzubeziehen, nachdem ich mich gesetzt hatte. Wir gaben ihnen aber mit Blicken zu verstehen, dass wir nicht an dieser Konversation teilnehmen würden. Daraufhin ließen sie uns in Ruhe zu Ende essen.
Als ich damit fertig war, die Nahrungsmittel zu vertilgen, stand Zombey auf, tat so, als würde er mich freundschaftlich umarmen, und flüsterte mir zu, dass ich später auf sein Zimmer kommen solle. Ich nickte ihm leicht zu, als Zeichen, dass ich verstanden hatte und räumte mein Tablett auf, auf dem sich vor kurzem noch Salat, Reis und ein Schnitzel gehäuft hatten. Ich ging den Gang zu meinem Zimmer entlang, als ich plötzlich in eine Nische gezogen wurde. Es war Palle, der mir eindringlich ins Ohr flüsterte: "Wenn bei Zombey im Zimmer etwas geschehen sollte, schrei. Ich komme dann so schnell es geht."Mit diesen Worten ließ er mich loß und verschwand im Schatten. Nun war ich mir sicher, dass er wirklich einfach zu beeinflussen war. Ich meine, glaubt dieser Kürbiskopf wirklich, dass Zombey eine Chance gegen mich hätte?
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Die Anstalt [✔️]
FanfictionEr war einer der gefährlichsten. Aber das war ich auch. Er war einer der Menschen, denen man am liebsten nicht zu nahe kommen möchte. Doch genau das tat ich. ______________________________ Die Geschichte wird besser in den bisschen späteren Kapi...