Es war dunkel, warm und die Luft war dünn, wie nach einem großen Feuer.
Ich war allein.
Allein mit der Dunkelheit.
Zuerst wiegte ich mich in Sicherheit, genoss die Stille, schmiegte mich an an die Schwärze, doch dann drehte sich der undefinierbare Raum um mich herum und ein heftiges Rauschen erklang.
Ein riesiger Strudel und ich wurde in das Nichts gezogen.
Das Rauschen um mich wurde lauter, drängender, störender und mit wurde schwindelig.
Nirgendwo konnte ich mich festhalten, denn da war nichts, nur ich und das Schwarz in einem ungebändigten Strudel.
Verzweiflung.
Tiefe Trauer.
Einsamkeit.Doch ich täuschte mich, weil ich nicht alleine war.
Da war noch jemand.
Ein Lachen hallte durch die Dunkelheit und ich erkannte das Lachen, hatte es schon einmal gehört.In einem weit entfernten Traum.
Meine verworrenen Gedanken fuhren puzzleteilartig ineinander, ich erinnerte mich.
Das hier war auch ein Traum, es konnte nicht echt sein.
Wach auf, wach auf!
Ich hörte die Worte in meinem Kopf wiederhallen.Dann schlug ich endlich die Augen auf und realisierte, dass es ein weiterer Albtraum mit dem gleichen lachenden Mann gewesen war.
Zu glauben, das ich keine Albträume mehr bekommen würde, war dumm gewesen und ich konnte dieses Lachen nicht ausblenden, nicht aus meinen Gedanken vertreiben.
Dabei hatte ich nichts dergleichen in der Realität erlebt, obwohl man im Traum doch nur Dinge verarbeitete, die einen am Tag beschäftigten oder berührten.
Doch auch den Mann aus meinen Träumen kannte ich nicht.
Verwirrt schlug ich meine Bettdecke zurück, verweilte aber noch einen Moment auf meinem Platz.
Was versuchte mir mein Unterbewusstsein mit diesen Träumen zu sagen, womit hatte ich das verdient?Gleich musste ich wieder mein Gute-Laune-Gesicht aufsetzten, obwohl mir gar nicht danach zu mute war. Ja, ich war launisch oder einfach nur überfordert mit der Situation.
Ich seufzte, ein zur Gewohnheit gewordener Ausdruck meiner Gefühle, denn dadurch ließ ich meinen Druck und meinen Stress raus.Dann stand ich auf.
Erst einmal musste ich richtig wach werden und diesen kurzen, aber dennoch gruseligen Traum verdrängen.
Dafür brauchte ich Energie.
'Ich brauche einen Kaffee.',
sagte ich schlicht und rauschte aus dem Raum. Einen sehr sehr starken Kaffee.***
Es war Samstag.
Endlich Wochenende.
Heute Mittag wollte ich mit Jen in die Stadt gehen, doch vorher war noch viel Zeit. Zeit um in die Bibliothek zu gehen, dieses Mal aber tagsüber und ausschließlich für den Fenriswolf.
Ich wollte immer noch Informationen über ihn herausfinden, also zog ich mich an, kämmte meine Haare, schminkte mich ein wenig und ging aus dem Haus.
Hoffentlich mit mehr Erfolg als gestern Abend.
Ich konnte mich noch gut erinnern, wie die beiden Frauen im Schutz der Nacht über mich geredet hatten.
Es war mir schon in den Sinn gekommen meine Tante darauf anzusprechen, aber dann wüsste sie ja, dass ich gelauscht hätte, sodass ich diesen Gedanken sofort verworfen hatte.Bei der Bibliothek angekommen, stieg ich die von aufwendig verzierten Säulen eingerahnteb Steinstufen hinauf öffnete ich die große, schwere Tür.
Drinnen brannte ein gemütliches Licht und im Schein der Lampen sahen die Bücherregale ganz anders aus als gestern Abend.
Sie wirkten überwältigend, überfüllt, aber auch elegant.
Bücherumschläge in den verscgiedensten Farben lachten mir entgegen, wollten gelesen werden. Auch schon in der Nacht hatte ich gemerkt, dass es tausende Bücher sein mussten, vielleicht waren es auch Millionen.
Ich würde die Bücher auf jeden Fall nicht abstauben, denn das würde Jahre dauern.Gespannt blickte ich zu einem kleinen Tresen. Dahinter saß ein älterer Mann. Er war klein, rundlich und hatte kurze, graue Haare.
Der Bibliothekar, nahm ich an.
Neben seinem Ausleihtresen standen ein paar runde, abgenutzte Holztische, doch die meisten Stühle waren leer, nur ein oder zwei wurden von Schülern besetzt, die eifrig lernten.
Ich überlegte kurz, ob ich mich bei so einer Büchermasse wohl selbst zurechtfinden könnte, entschied mich dann aber dagegen.
Es würde sicher nicht schaden den Bibliothekar zu fragen und auf mich wirkte er ganz nett, wobei ich alte Leute fast immer als freundlich einschätzte.
Ich kam auf ihn zu, da sprach er auch schon mit seiner krächzenden Stimme.
'Warst du noch nie hier?'
Ich lächelte durchschaut.
'Nein.' Naja nicht tagsüber.
Es machte sicher nichts, wenn ich dem Mann gegenüber nicht ganz ehrlich war, denn er kannte mich nicht.
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Magisches Erbe - Die Kämpferin
FantasyAls Nias Mutter stirbt, verändert sich ihr gesamtes Leben. Sie muss ihr altes, normales Leben aufgeben, um ein fremdes, magisches Leben voller Abenteuer zu beginnen. Auf dem Internat, an dem ihre Tante arbeitet, lernt sie nicht nur das Kämpfen und...