Ein winzig kleiner Sonnenstrahl bahnte sich kämpfend einen Weg durch das bunte Fenster der Bibliothek, wollte einfach nicht aufgeben, bis er an sein Ziel kam.
Dadurch schimmerte das Licht beim Eintritt in den hochgewölbten Raum in allen Farben des Regenbogens, schien hell wie ein Hoffnungsschimmer, der mich aufwärmte und sich langsam einen Weg in meinen Körper bahnte.
Die Stimmen der anderen Schüler verschwanden im Hintergrund und wurden zu einem leisen, fast kaum hörbaren Tuscheln, als ich mich lediglich auf mich selbst konzentrierte, tief ein und aus atmete und alles andere einfach ausblendete.
Leider war es immer noch greifbar, denn ich spürte das ahnende Ziehen in mir viel stärker als sonst.
Meine Kraft wollte den Käfig zerbrechen, jetzt wo es wusste, was vor ihm lag, doch ich konnte es nicht. Dafür waren die Wände zu dick und es war mir zu kalt, um mich auch nur einen Millimeter zu rühren.Um mich abzulenken, fixierte ich mit meinem Blick den hellen Holzboden, der durch einen größtenteils durch einen großen, braunen Teppich bedeckt war.
Jack hatte mir geraten mich einen Moment zu entspannen, nicht an das Gefühl des Eingesperrtsein zu denken und mich nur auf meine Atmung zu konzentrieren, was mir wirklich geholfen hatte.
'Ich habe es zum ersten Mal ganz hervorgerufen, noch nie habe ich es so stark gefühlt.
Es war kalt und eng und einfach schrecklich.'
Ich schluckte hörbar den Kloß in meinem Hals hinunter und Jack legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter, wie es meine Tante bereits heute morgen getan hatte.
Ich war wirklich froh, dass mir jemand in diesen schwierigen Zeiten half.
'Wie hast du es so lange zurückhalten können?', fragte er leise und schüttelte scheinbar unbewusst den Kopf.
Natürlich hatte ich keine Antwort, denn ich wusste nichts von all dem.
'Ich weiß es nicht, es war immer in meinem Hinterkopf verborgen, einfach verdrängt.''Nun gut, geht es wieder?'
Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen, überprüfte, ob die negativen Gedanken und Gefühle noch da waren.
Tiefe Schwärze.
Sonst war da nichts.
'Okay.', meinte ich langsam, presste die Zähne zusammen, und sah wieder Jack an.
Er hielt meinem Blick mit seinen dunklen Augen stand und ich wusste nicht, wie lange wir hier saßen.
Es kam mir nur vor, als würden wenige Sekunden vergehen, es könnte aber auch eine Minute abgelaufen sein.
'Ich habe mich früher oft einsam und ziemlich unfähig gefühlt.
So eine Blockade kann ganz schön verwirrend sein.'
Das wusste ich, diese Emotionen kannte ich nur zu gut. Gedankenverloren zwirbelte ich eine meiner langen, hellbraunen Haarsträhnen um meinen Finger.
'Eine Blockade ist wie ein Vorhängeschloss vor deinem Herzen. Den aus dem Herzen stammt die Magie. Bei dir, und früher auch bei mir, ist die Magie eingesperrt.
Sie kann nicht raus, weil ihr etwas fehlt. Dieses etwas musst du entdecken.''Und was war es bei dir?', fragte ich immer noch unsicher, worauf er leicht lächelte.
'Mir fehlte etwas ganz Einfaches, die Antwort ist meist leichter als du denkst. Es war ein Freund.
Weißt du, ich hatte nie einen echten Freund, habe mich immer zurückgezogen.
Ja, die meiste Zeit verbrachte ich allein. Ich fühlte mich nicht von den anderen Verstanden.
Vielleicht kam das daher, dass meine Eltern sich schon früh bei einem Streit um mich getrennt hatten.
Sie waren beide auf ihre Weise da gewesen, körperlich anwesend, aber niemand hatte sich wirklich um mich gekümmert und ich war es gewohnt allein zu sein.'
Ich konnte nur schweigen, während Jack mir etwas so persönliches erzählte und kurz glitzerten Tränen in seinen Augen, die er tapfer weg blinzelte.
Es schien ihn zu beruhigen, sich alles von der Seele zu reden.'Dann traf ich Pete.', das Lächeln wollte nicht mehr von seinem Gesicht verschwinden, blieb starr an seinen Mundwinkeln hängen,
'Schon bald erkannte ich, dass ein einsames Leben sich nicht lohnte, weil man Freunde und deren Unterstützung in jedem Fall braucht und ich nahm ihn als meinen besten Freund an.
Genau dann zerbrach meine Blockade, ich fühlte mich frei und hatte endlich meine Magie erlangt.
Pete und ich sind unser ganzes Leben lang Freunde gewesen. '
'Und jetzt?', fragte ich in der Hoffnung Jacks Freund kennenzulernen, doch der alte Bibliothekar senkte ehrfürchtig seinen Kopf.
'Er ist letztes Jahr gestorben.
Nun ruht er in Frieden.'
Ich blickte ebenfalls zu Boden und es tat mir leid, dass ich ihn darauf angesprochen hatte.
Es musste schrecklich sein, seinen besten Freund zu verlieren, der einem den Weg zur Magie gezeigt hatte, denn die Beiden mussten darauf aufbauend eine ganz besondere Beziehung gehabt haben.
Ich konnte mir schon jetzt nicht mehr vorstellen ohne Jen zu leben und ich kannte sie gerade einmal ein paar Wochen.
Alleine würde ich ganz bestimmt nicht auf dieser Schule zurechtkommen.
Pete und Jack kannten sich mehrere Jahrzente, eine unglaublich lange Zeit.
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Magisches Erbe - Die Kämpferin
FantasyAls Nias Mutter stirbt, verändert sich ihr gesamtes Leben. Sie muss ihr altes, normales Leben aufgeben, um ein fremdes, magisches Leben voller Abenteuer zu beginnen. Auf dem Internat, an dem ihre Tante arbeitet, lernt sie nicht nur das Kämpfen und...