Ich konnte es einfach nicht glauben, dass ich, wenn ich Gabe Hanwens Worten glauben konnte, eine Nachfahrin von dem Gott der Weisheit und von Hannibal Traumfänger war.
In meinem Inneren fanden immer mehr Puzzleteile zusammen.
Es war so greifbar gewesen, dass irgendetwas an mir anders war.
Im Museum hatte mich sein Bild magisch angezogen.
Er wirkte auf mich, wie jemand altbekanntes, dem ich mich anvertrauen konnte, der mich beschützen wollte, und ich hatte sofort die Verbindung zwischen uns gespürt.
Auch die Brosche war für mich etwas besonderes. Niemand hatte diese Macht so gespürt wie ich.
Diesen Drang die Brosche für immer anzubehalten und sie nie wieder herzugeben.
Sie war ein Teil von mir, denn ich vergeblich gesucht hatte, ohne zu wissen, nach was ich wirklich suchte. Die Schlüsselkette hingegen war für mich gar nicht zu ertragen gewesen. Ich fand sie so abstoßend wie nichts anderes auf der Welt.
Dennoch war ich keinesfalls so mächtig wie ein König und auch meine Eltern waren ganz normale Leute.
Wie konnte ich da königliches Blut besitzen?
Königliches Blut. Ich schüttelte ungläubig den Kopf.
Das hörte sich so Irreal an.Wenn ich es aber doch war, dann musste mein Vater auch ein Nachfolger von Hannibal Traumfänger gewesen sein.
Ein unangenehmer Stich bohrte sich wie eine Nadel durch mich hindurch. Nicht einmal über meinen Vater konnte sie die Wahrheit sagen.
Ich biss mir auf die Lippen, während eine Millionen Gefühle durch mich hindurch flossen, doch in allem überwog diese tiefe Verletztheit, die ich einfach nicht abschalten konnte. Hatte sie mir überhaupt bei irgendeiner Sache die Wahrheit gesagt? War überhaupt etwas aus meinem alten Leben real gewesen? Wie konnte ich eine Mutter haben, die mich Tag für Tag angelogen hatte? Sie musste doch wissen, dass man uns irgendwann finden und umbringen wollte.
Sie hatte mich einfach einer riesigen Gefahr ausgesetzt und das Ausmaß dieser Gefahr, insbesondere der Gefahr meiner Unwissenheit, mit der ich mich gerade aus freiem Willen ausgeliefert hatte, was ich zugegebenermaßen auch nach dieser Erkenntnis getan hätte, war zu groß.
Was lag noch in den Schatten und war von Lügen umringt vor mir versteckt?Ich verdrängte diese Gedanken, um meine Maskerade vor den skeptischen Blicken der Ausgeschlossenen aufrecht zu erhalten. Hier durfte ich keine Schwäche zeigen.
Schlussendlich hatte ich mich immer anders gefühlt.
Ich war selbst in meiner neuen Welt ein Freak gewesen und jetzt erkannte ich den Grund dahinter.
Ich hatte es nicht wahrhaben wollen, aber mein Vater war kein einfacher Mann.
Es war der verschollene Richard Traumfänger und nun war ich die einzige Erbin, die noch beseitigt werden musste.
Danach konnten die Ausgeschlossenen siegen.'Ich glaube das einfach nicht.', presste ich hervor, um noch etwas Zeit zu schinden und mir einen Plan aus dieser auswegslosen Situation zu überlegen, was mir nur einen gehässigen Blick von Gabe Hanwen einbrachte.
Auf die anderen Gesichter, die mich beobachteten, konnte ich mich nicht konzentrieren. Es waren zu viele Gedanken in meinem Kopf und zu viele Gefühle in meinem Herzen.
Das Blut rauschte in meinen Ohren und mein Puls ging unregelmäßig, so überwältigt war ich.
Gabe Hanwen sah mich einfach nur an. All diese Verunsicherung und weit zuvor schon Träume in mich reinzupflanzen war eindeutig Teil seines ausgeklügelten Planes und dieser folgte wohl dem Ziel, dass ich mich nicht mehr wehren konnte, wenn er mich innerlich zerstörte.
Doch dieses Bild von mir konnte er nicht haben, noch nicht.Ich strengte mich an, möglichst ruhig zu atmen, und versuchte gleichzeitig die Fesseln in meinem Rücken loszurubbeln.
'Na und. Das zeigt doch nur, dass ich stärker bin, als es schien.', sagte ich mutig, wobei meine Stimme jedoch ein kleines bisschen zitterte.
Lautes Buhrufe erklang aus der Menge. Fans hatte ich hier nicht gerade.
'Wenn du denkst, dass du mich einschüchtern kannst, dann vergiss es.', fauchte ich Gabe Hanwen zu, doch er zog eine Augenbraue hoch und war sich seiner Antwort sehr sicher.
'Das habe ich schon, meine Liebe.'
Bei dem hasserfüllten, herzlosen Blick, den er mir dabei zuwarf, lief mir ein kalter Schauer den Rücken hinunter.
Anschließend drehte er sich siegessicher um.
'Aber wir verlieren hier schon viel zu viel Zeit mit alten Geschichten.
Heute ist die Nacht des dunklen Rituals.
Die Nacht, die wir so lange erwartet haben und nun werden wir beginnen.', rief er, sodass die Menge aus Ausgeschlossenen laut jubelte, während ich mir innerlich wünschte doch jemandem von meinem Freunden Bescheid zu sagen.
Gabe Hanwen trat feierlich wieder zurück zum Kreis und ließ seinen Blick über seine Anhänger schweifen. 'Verdammt.', fluchte ich leise und versuchte weiter mit aller Kraft das Seil um meine verbundenen Arme zu zerreißen.
Ich musste mich unbedingt befreien, um noch den Hauch einer Chance zu haben. Massimo schenkte mir lediglich noch einen kurzen Seitenblick und fast wagte ich Mitleid in seinen waldgrünen Augen zu erkennen, aber in diesem schlechten Licht der Nacht, konnte ich mir nicht sicher sein.
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Magisches Erbe - Die Kämpferin
FantasyAls Nias Mutter stirbt, verändert sich ihr gesamtes Leben. Sie muss ihr altes, normales Leben aufgeben, um ein fremdes, magisches Leben voller Abenteuer zu beginnen. Auf dem Internat, an dem ihre Tante arbeitet, lernt sie nicht nur das Kämpfen und...