Mehrere Tage vergingen, rasten an mir vorbei.
Ich hatte weniger Albträume, immer viel zu tun und einiges neu zu lernen.
Vielleicht war es paranoid, aber ich versteckte in meinen Stiefeln immer einen Dolch, denn ich mir aus der Sporthalle mitgenommen hatte. Dadurch fühlte ich mich einfach sicherer.
Mein fester Tagesablauf ließ mir nicht viel Zeit für schlechte Gedanken.
Ich ging in die Schule, versuchte, inzwischen nur noch jeden zweiten Tag, etwas über die Blockade meiner Kräfte herauszufinden und danach trainierte ich mit Luis.
An den Wochenenden traf ich mich meist mit Marc, wir unternahmen Ausflüge, hatten Spaß und vielleicht waren wir sogar ein Paar, ich war mir nicht sicher.Bei meinen Kräften versagte ich kläglich.
Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, was mir fehlte.
Es war wirklich lacherlich, denn ich schaffte es kein einziges Mal auch nur den Anschein einer Illusion zu erschaffen, sodass meine Tante sich inzwischen sicher war, dass ich eine Blockade hätte.
Als müsste ich mein Versagen bei meinen Kräften entschuldigen, machte ich Fortschritte bei meinem Kampftraining.
Ich übte viel und gab alles, ich konnte manchmal sogar fast eine Minute gegen Luis durchhalten und er war wirklich gut.
Wir kamen uns näher, sprachen nicht nur in abgehackten Sätzen miteinander, und ich glaubte sogar, wir waren so etwas wie Freunde.
Zwar sah ich selten seine lustige oder sanfte Seite, aber das ich wusste, dass sie da war, reichte mir für den Moment.
Nur manchmal hatte er noch einen schlechten Tag, wo er sich abwesend und unnahbar verhielt.
Tatsächlich lernte ich Luis besser kennen und schätzen und ich wollte seine andere Seite nun endlich ganz kennenlernen.
Wie ich das machte war eine andere Sache.***
Schließlich war es Sonntag und ich hatte nichts zu tun.
Die arme Jen hatte eine schlimme Erkältung und wollte den heutigen Tag im Bett verbringen, was ich ihr nicht verübeln konnte.
Marc hatte mir an diesen morgen gesimst, mir geschrieben, dass wir uns schon früher als sonst treffen könnten, weil er, als ausgiebiger Langschläfer, sich extra für mich einen Wecker gestellt hatte.
Freudig bereitete ich mich auf das Treffen vor und hörte dabei laute Musik wie ich es früher immer getan hatte.Meine Tante fuhr mich mit ihrem Auto zu Marc.
Es war ein viel besseres Gefühl mich erlaubt mit ihn zu treffen und so fuhren wir, wie jede Woche, gemeinsam durch die Stadt.
'Es freut mich, dass du dich gut eingelebt hast.', sagte meine Tante gerade.
'Ja, mich auch.'
Ich starrte abwesend aus dem Fenster, versuchte die Bilder von ganz normalen Häusern, Gärten und spielenden Kindern in mir aufzusaugen, weil ich so etwas alltägliches einfach nicht mehr zu Gesicht bekam.
Ich hatte zwar immer noch viele Sorgen und Probleme, aber ich lebte im hier und jetzt, lernte viel dazu und meine Tante war sich sicher, dass auch die Blockade mit der Zeit brechen musste.
Gerade jetzt, wo alles so gut lief, vermutete sie einen Erfolg.
Auch meine Mutter hätte gewollt, dass ich glücklich war, das hatte sie immer nur gewollt.Marc hatte gesagt, wir würden in den Park gehen und das Wetter war heute relativ gut.
Die Sonnenstrahlen bahnte kraftvoll sich einen Weg durch die dicken weißen Wolken, die Wattebäuschen glichen.
'Wann soll ich dich denn wieder abholen?'
'Das weiß ich noch nicht genau.
Kann ich dich vielleicht anrufen?', fragte ich zurück.
'Ja, klar. Ich habe heute sowieso nicht so viel zu tun und komme dann, so schnell es geht.'
Kurz blickte ich sie dankbar an, bevor ich wieder aus dem Fenster starrte. Gleich würden wir da sein.Meine Tante lieferte mich am Park ab, ich stieg aus, schnappte mir meine Tasche und verabschiedete mich noch von ihr.
Da fuhr sie auch schon weg, sodass ich ihrem Auto hinterherblicken konnte und ein Gefühl der Freiheit verspürte.
Ich liebte diesen Moment, in dem sie mich alleine ließ, in dem ich nicht an meine Probleme auf dem Internat wartete und in dem ich auf den stets gut gelaunten Marc wartete.
Also sah ich mich um und schritt den Weg vor mir entlang.
Die Blätter raschelten unter meinen Füßen, als ich Marc auch schon emtdeckte.
Er stand nur ein paar Meter von mir entfernt.
'Hey, da bist du ja, du Frühaufsteher.', sagte ich grinsend und gab ihm zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange. 'Und wie geht es dir so?', fragte er beiläufig, nur wenig besorgt.
'Ganz gut. Und dir?'
Er zuckte die Schultern.
'Es geht, ein bisschen Streit mit meinen Eltern, aber jetzt bist du ja da.' Ich zog die Augenbrauen hoch, fragte aber auf seine wegwerfende Handbewegung hin nicht nach.
Seine Eltern waren äußerst streng und nur selten zu Hause, sodass es öfters Streit gab.
'Wenn deine gute Laune nur an mir liegt, dann hast du in letzter Zeit echt Pech.'
Er sah mich aufmerksam von der Seite an.
'Keine Sorge, dein Bonus hält immer eine Woche.'
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Magisches Erbe - Die Kämpferin
FantasyAls Nias Mutter stirbt, verändert sich ihr gesamtes Leben. Sie muss ihr altes, normales Leben aufgeben, um ein fremdes, magisches Leben voller Abenteuer zu beginnen. Auf dem Internat, an dem ihre Tante arbeitet, lernt sie nicht nur das Kämpfen und...