Meine Tante schaute mich immer noch besorgt an, als ich durch ihre Tür kam, so langsam fing ich an eine Abneigung gegen diesen Blick zu entwickeln, er prophezeite immer eine schlechte Nachricht.
'Was denn?'
Sie schüttelte nur leicht den Kopf, presste die Kiefer aufeinander.
'Alles okay.'
Das konnte sie jemandem anderen erzählen.
Ich verzog gequält das Gesicht.
Wie konnte sie versuchen wichtige Gedanken und Vermutungen, die ihr anscheinend große Sorgen bereiteten, einfach vor mir verheimlichen?
So naiv war ich nicht und so leicht abzuwimmeln auch nicht.
Mrs. Infusio blickte mich starr und mit gerecktem Kinn an, aber ich würde sicher nicht nachgeben.'Hat es etwas mit mir zu tun?', war meine erste Frage.
Keine Bewegung von meiner Tante, aber an ihrer verkrampften Haltung konnte ich erkennen, dass ich zumindest nicht ganz falsch lag.
'Na super.', sagte ich ironisch und verschränkte die Arme vor der Brust.
'Ich habe Zeit.'
Einige Sekunden lieferten wir uns ein Blickduell, wie Kinder die einen Streit ausfochten, niemand wollte wegschauen.
Schließlich warf sie verärgert die Hände in die Luft und seufzte.
'Du bist genauso stur wie deine Mutter.'
Ich sah sie immer noch ununterbrochen an, verkleinerte meine Augen zu Schlitzen.
Wenn ich nicht über alles bescheid wusste, fühlte ich mich machtlos und machtlos bedeutete hilflos, schwach. In meinem Kopf waren zwar schon weit mehr als genug Gedanken, aber eine schreckliche Vorahnung mehr würde auch nichts mehr verändern und selbst wenn, war das alle mal besser als unwissend und ohne Licht durch eine dunkle Welt zu tapsen.
Ein Leben voller Lügen lag hinter mir, nun bestand ich auf die Wahrheit.Meine Tante lehnte sich erschöpft an ihren Tisch, ich hörte sie tief ausatmen.
'Der Polizeichef Heklot meint, dass die Ausgeschlossenen etwas von deiner Familie haben wollen.
Ich weiß nicht, ob ihr ein Andenken oder einen magischen Gegenstand habt, beziehungsweise ein Artefakt, aber anscheinend suchen sie nach so etwas.
Wenn es wirklich stimmt, werden die Ausgeschlossenen alles tun, um diesen Gegenstand zu bekommen und sie gehen über Leichen.
In anderen Worten, sie werden dich auf jeden Fall umbringen, falls sie dich mit dem Artefakt in Verbindung bringen können.
Hast du vielleicht eine Ahnung, ob deine Familie etwas in der Art besitzt?'Ich dachte fieberhaft nach, aber an einen geheimen Gegenstand konnte ich mich nicht erinnern, nichts von Bedeutung, nichts besonderes lag in meiner Kindheit verborgen.
'Was für einen Gegenstand zum Beispiel?'
Meine Tante zuckte mit den Schultern.
'Ich weiß es nicht, aber meiner Meinung nach sind die Ausgeschlossenen immer nur auf der Suche nach den Schätzen der Götter.' Einen Schatz?
Nein, das wäre mir doch sicher aufgefallen.
Aber wenn es doch einen irgendwo gab...
Nur wo?Ich geriet, ohne es wirklich mitzubekommen, immer weiter in diesen Schlamassel herein und irgendwann würde ich nicht mehr herausfinden, wie in einem komplizierten Labyrint wäre ich dann gefangen.
Meine Schläfen schmerzten, sodass ich mir meine Hände an den Kopf legte.
Die Mischung aus solchen Überlegungen und wenig Schlaf schien mir nicht besonders gut zu tun.
'In deinem Haus ist nichts.
Sie haben es gründlich vor der Zwangsversteigerung durchsucht. Wenn du nichts hast...'
Tatsächlich war sie sich nicht sicher, ob ich etwas vor ihr verheimlichte.'Ich weiß nichts von so einem Gegenstand. Ich hätte wirklich gerne mehr Andenken an meine Mutter gehabt, aber sie vermachte mir nichts.'
Ich rieb mir erneut den Kopf, nun stärker.
'Sicher, dass sie meine Mutter nicht einfach so angetroffen und getötet haben, weil sie ein Zeuge war?'
Wunschdenken, die letzte Option.
Meine Tante schüttelte mitleidig den Kopf.
'Sie machen nichts ohne Grund, weil ihr Anführer ihnen strickte Befehle gibt. Dann müssen sie etwas herausfinden, einen bestimmten Teil des Schatzes der Götter suchen oder jemanden umbringen, wie in unserem Fall.'Irgendetwas lag direkt vor meiner Nase, doch ich konnte es nicht sehen. Es gab da etwas, das ich übersah, weil mir der Zusammenhang fehlte, um es herauszufinden.
Aber was... Was war so offensichtlich?
Meine Tante schob sich unruhig die Brille auf der Nase zurecht.
'Ich schätze wir hatten recht und du bist in Gefahr, aber sie werden dich oder deinen Schatz nicht kriegen.
Wir passen auf dich auf.
Tu das bitte auch, Nia, und gib bitte sofort Bescheid, wenn dir etwas dazu einfällt.'
Ihre Worte bauten mich auf, denn ich wusste, sie war für mich da, egal was kommen mochte.
Ich lächelte und umarmte meine Tante zum zweiten Mal, sie wuchs mir wirklich ans Herz.
'Wie kann ich dir nur für alles danken? ', flüsterte ich.
Sie drückte mich fest an sich.
'Damit, dass du da bist und mich an deine Mutter erinnerst.'
Tränen schimmerten in meinen Augen, doch ich blinzelte sie schnell weg.
Insgeheim fragte ich mich, ob sie jetzt stolz auf mich gewesen wäre.
Zaghaft sprach ich meine Gedanken laut aus und meine Tante hielt mich kurz von sich weg.
Sie musterte mich lächelnd, liebevoll. 'Sie wäre sehr sehr stolz auf dich gewesen.'
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Magisches Erbe - Die Kämpferin
FantasyAls Nias Mutter stirbt, verändert sich ihr gesamtes Leben. Sie muss ihr altes, normales Leben aufgeben, um ein fremdes, magisches Leben voller Abenteuer zu beginnen. Auf dem Internat, an dem ihre Tante arbeitet, lernt sie nicht nur das Kämpfen und...