Prolog

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Musik: Rob Thomas - Pieces

Alpha - Der Anführer des Rudels
Beta- Die rechte Hand des Alphas
Gamma- Die linke Hand des Alphas
Luna- Die Gefährtin des Alphas
Delta- Die Wächter/Köche/Ärzte des Rudels
Omega- Die Rang niedrigsten. Sündenbock eines Rudels.
Rogue- Werwölfe ohne Rudel die entweder verbannt oder ausgerissen sind, gefährlich.
Mate- Die/Der Seelengefährte eines Wolfes

Jahre zuvor

Ein Raum voller Bücher und in der goldenen Mitte stand der Alpha unseres Rudels, Alpha Casim. Vor seinem Schreibtisch saß sein junger Sohn Grey, natürlich wie immer breitbeinig und beobachtete mich durch seinen düsteren Augen.Unser Alpha diskutierte seit über einem halben Tag nun mit seinem Gamma. Sie redeten über mich.

Was nun mit mir, da ich nun alleine bin, passieren sollte.

Mein Vater, der Beta dieses Rudels starb gestern, kurz nachdem er mit Adele geheiratet hatte. Sie und ihre zwei Kinder gehörten somit jetzt zu meiner Familie. Mein Vater war sterbenskrank, lag seit Tagen im Bett. Sein Leben hing am seidenen Faden und nun war er für immer fort, beobachtete mich aus dem viel zu weit enfernten Himmel. Genau wie Mutter und meine ältere Schwester Grace.

Stiefmutter Adele hat meinen, viel zu gutherzigen, Vater nur geheiratet um der Armut zu entkommen, die Zeiten waren schwer und leider hungerten überall Werwölfe, egal ob Rogue oder nicht.

Vater war es von Anfang an klar, dass sie nur einen einzigen Grund hatte um mit ihm eine Ehe zu schließen, denn erstaunlicherweise, hatte sie ihre Gründe nie geleugnet. Ihr ging es nur ums Geld, ich verstand es aber, ich nahm es ihr nicht übel. Sie hatte zwei Kinder zu versorgen, sie wollte nur das beste für sie.

Wie jede andere Mutter auch.

Aber seitdem Vater fort war, kannte sie keine Grenzen mehr, sie erniedrigte mich, demütigte mich vor den Rudelsmitgliedern und stahl mir meine Freiheit. Nachdem wir einen Brief erhielten in dem stand, dass Vater in naher Zukunft sterben würde, hatte sie mich sofort in das kleinste Zimmer unserer Villa verfrachtet.

Selbst in seinen letzten schweren Atemzügen, war sie nicht anwesend gewesen, sie war außerhalb der Stadt. Ihre Tochter Azalea, welche nebenbei zwei Jahre älter war als ich, bat ihre Mutter mit einem breiten Grinsen neuste Designer Klamotten kaufen zu gehen.

~Flashback~

Vater lag im Sterbebett, Tränen flossen aus seinen Augen und benetzten seine leichenblasse Haut. Er presste die Lippen fest zusammen und starrte mich durch seinen violetten Augen an, sein Erbe an mich, denn ich habe dieselben Augen wie er.
Ich packte seine Hand und fühlte wie auch an meinen Wangen Tränen hinunter liefen, sich an meinem Kinn sammelten und von dort aus auf sein weißes sauberes Bettlaken fielen.

,,Meine kleine Prinzessin, es tut mir so leid dass ich fort gehe. Ich habe dir versprochen, auf dich acht zu geben und doch schaffe ich es nun nicht mehr mein versprechen zu halten. Bleib stark, es werden wahrscheinlich sehr harte Zeiten auf dich zukommen. Lass dich nicht
unterkriegen, ich wünschte ich hätte es noch geschafft Adele und ihre Kinder von dir fern zu halten. Ich habe gesehen wie sie dich gestern behandelt haben, ich....ich wusste nicht, dass sie so mit dir umgehen. Du sollst wissen, ich dachte, dass sie wenigstens dir gegenüber freundlich wären. Ich war gestern auf dem Weg um die Scheidungspapiere einzureichen, aber kurz vor dem Gebäude bekam ich einen Schwächeanfall und wurde von dort aus direkt ins Krankenhaus eingeliefert."

Er seufzte schwer, seine Stimme vibrierte und ich sah wie langsam das Leben aus seinen Augen wich. Ich unterdrückte ein schluchzen, er durfte mich in seinen letzten Erinnerungen nicht weinend sehen. ,,Daddy, ich bin dir nicht Böse, niemals! I-ich bin doch stark, niemand wird deiner Tochter weh tun können."

Ich versuchte zu lächeln, hob dabei meinen dünnen rechten Arm und zeigte ihm meine kleinen Muskeln. ,,Siehst du? Die habe ich dank dir, ich werde auf mich aufpassen. Selbst wenn Stiefmutter Adele mich niemals mögen und gemein sein wird, werde ich stark sein. So wie du es mir beigebracht hast."

Er lachte leise, ,,Komm her Prinzessin.." flüsterte er und breitete seine Arme aus, ich brauchte nicht lange um zu überlegen und ließ mich in seine warmen schwingen fallen. Er legte sein Kinn auf meinen blonden Schopf und atmete meinen Duft ein.
,,Was war nochmal unser Sprichwort?" fragt er und lachte dabei auf, doch sein Gelache wurde daraufhin kratzig und Rau.

Blut. Er hustete wieder Blut aus.

,,G-Glaube immer an das gute eines Werwolfes, wir wissen nicht, was dieser in der Vergangenheit erlebt hat."

Er nickte mit dem Kopf, ,,Ich bin stolz auf dich, Lavender." Seine Arme lösen sich auf einmal von mir und er lehnte sich wieder gegen seine Kissen. ,,Ich gehe zu Mama.." sagte er wobei seine Stimme immer leiser wurde, ,,Lass nie jemanden dein Lachen stehlen, denn dieses war mein Licht in der dunklen Zeit. Ich liebe dich, Lavender." Er lächelte schwach, seine Augen glänzten noch ein letztes Mal in einem wunderschönen Violett und dann fielen sie für immer zu. Sein Kopf knickte abrupt zur Seite und sein Atem stand auf ewig still.

Er war fort.

Ich schluchzte, ,,Ich liebe dich, Dad." Flüsterte ich und lehnte mich an seine Schulter, ließ meinen Tränen das letzte mal neben meinem Vater freien Lauf, fühlte wie seine Wärme langsam aus seinem Körper wich.

Und so schlief ich weinend ein...

~Flashback Ende~

,,Ich werde mich schon um sie kümmern, Alpha Casim!" hörte ich meine Stiefmutter dazwischen trällern, ich lächelte bedrückt, was würde sie für Geld denn nicht tun? Vaters Vermögen ging nur an mich, er hat in dem Testament mir alles vererbt.

Alpha Casim seufzte schwer, stand von seinem Sessel auf und verschränkte die Arme hinter seinem Rücken. Dann schwingte er mit seiner Hand eine kreisartige Bewegung in der Luft, ,,Von mir aus, tu was du nicht lassen kannst. Nur soll sie mir kein unnötiger Ballast sein." sagte er kehrte und den Rücken zu um aus dem Fenster zu schauen ,,Und nun verschwindet aus meiner Sicht."

Stiefmutter Adele grinste heimlich während ihrer Verbeugung. Gestern habe ich aus versehen mitbekommen, dass sie vor hat mich heimlich einen Vertrag unterschreiben zu lassen, wenn ich ein bestimmtes Alter erreichen würde. Sie will Vaters Erbe auf sich übertragen und mich danach auf die Straße werfen.

Ich würde dies nicht zulassen, niemals. Vaters hart erarbeitetes Geld gehörte niemand anderem außer ihm selbst. Nicht einmal mir.

Zuhause angekommen befahl sie mir direkt in mein 'Zimmer' zu gehen. Ich kuschelte mich in mein Bettlaken ein und fühlte wie mir Tränen aus den Augen hinaus liefen. ,,Glaube immer an das Gute eines Werwolfes, du weißt nicht was dieser in der Vergangenheit erlebt hat."

Und so schlief ich einen Tag vor meinem elften Geburtstag tränenüberströmt ein, ohne Vater, ohne Mutter, ohne Grace und ohne Freunde.

Alleine.

Little LavenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt