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Ich rannte aus dem Schloss und sah mich um. Wohin sollte ich jetzt? Zum Wald wollte ich nicht, bei meinem Glück würde ich erwischt werden. Also ging ich langsam zum See hinunter und setzte mich, nachdem ich den Schnee um mich herum zum Schmelzen gebracht und eine Decke auf dem Boden ausgebreitet hatte.
Mein Blick war auf die Oberfläche gerichtet und ich seufzte leise.
Draco hatte mir irgendwie... Nicht direkt Angst gemacht, doch ich war ziemlich unsicher.
Ich wusste ja, dass er von Gryffindor und den Schülern aus diesem Haus verdammt wenig hielt, doch ich war kein dämlicher Löwe.
"Na, Willows, so früh schon unterwegs?"
Erschrocken sah ich auf und brauchte nur wenige Sekunden, um Blaise Zabini zu erkennen. Noch ein Slytherin, na super. Unter normalen Umständen würde ich mich riesig freuen, doch Dracos Hass mir gegenüber hatte mich verunsichert.
"Das Gleiche könnte ich dich fragen."
"Stimmt, ich bin ja auch schon draußen. Naja, ich bin frühs gern am See."
Überrascht sah ich ihn an. "Wirklich? Und ich dachte, du..."
Mit hochrotem Gesicht verstummte ich.
Blaise schmunzelte und ließ sich neben mir nieder, ohne zu fragen, ob ich seine Gesellschaft überhaupt wollte. Doch als ich bemerkte, dass er mich nicht genauso feindselig behandelte wie Draco, fing ich an, mich in seiner Nähe wohl zu fühlen, obwohl er gerade ein paar Minuten hier war.
"Und du dachtest, Slytherins könnten nichts schön finden?"
"Nein", murmelte ich und sah verlegen auf den Boden. "Ich fühle mich den Schlangen mehr verbunden als den Löwen, um ehrlich zu sein."
"Wie bitte? Aber du bist doch erst seit gestern hier."
Ich sah ihn kurz lächelnd an und zuckte mit den Schultern. "Ja, aber ich habe das Gefühl, ich würde Hogwarts schon ewig kennen. Aber ich bin nicht besonders mutig. Ja, um Freunden zu helfen, würde ich alles tun, aber auch in Slytherin kann man wahre Freunde finden. Wenn man es zulässt. Und jeden so sein lässt, wie er eben ist. Ich mag die Gryffindors nicht. Vor allem Potter und seine Freunde. Ich meine... Man erzählt, dass sie schon oft Regeln gebrochen hätten und nie ist was passiert."
Blaise sah mich lange schweigend an, ehe er sich über das Haar strich und seufzte. "Also... Ich kann nicht glauben, dass du erst seit ein paar Stunden hier bist. Entweder verheimlichst du was, oder du hast eine verdammt gute Menschenkenntnis."
Nervös schluckte ich und spielte mit meinen langen braunen Haaren, die mir in leichten Wellen über den Rücken flossen.
"Vielleicht bin ich auch einfach nur seltsam."
"Bestimmt. Aber dann im besten Sinn. Ich würde es aber dennoch eher faszinierend nennen."
"Wie meinst du das?"
Er grinste mich frech an und zwinkerte mir zu. "Warum findest du das nicht einfach raus, Willows?"
"Ich heiße Seraphina."
"Ich weiß. Ich bin übrigens Blaise Zabini, falls es dich interessiert. Aber scheinbar hattest du gestern abend ja nur Augen für Draco Malfoy."
Ertappt zuckte ich kurz zusammen, dann räusperte ich mich. "Ich hab ihn nur mal angesehen. Und außerdem bin ich eine wertlose Gryffindor die seine Aufmerksamkeit nicht verdient."
Was sagte ich da? Hatten Dracos Worte mich wirklich so verletzt, dass ich dies dachte? Das konnte ja wohl nicht wahr sein.
"Draco kann manchmal ziemlich... Engstirnig sein, das stimmt schon. Aber er kennt dich halt nicht. Und bitte sag nie wieder, dass du eine wertlose Gryffindor bist. Denn irgendwie habe ich das Gefühl, dass du anders bist."
"Und das kannst du nach der viertel Stunde schon beurteilen, Zabini?"
"Ja, ich glaube schon", sagte er leise und schenkte mir dann sein verschmitztes Grinsen, das ich irgendwie total süß fand. In den Büchern und Filmen hatte ich ihn nicht wirklich wahrgenommen, doch jetzt musste ich zugeben, dass er eigentlich verdammt toll war.
Wir sahen uns lange in die Augen und kurz bevor er den Blick senkte, strich er mir langsam eine Strähne aus dem Gesicht.
"Darf ich dir das Schloss zeigen? Also nach dem Unterricht?"
Kurz zögerte ich, doch dann stimmte ich zu. Was hatte ich schon zu verlieren?
Gemeinsam standen wir auf und liefen den Weg zurück nebeinander her.
Als wir die Große Halle betraten, starrten uns alle ein.
Ein Slytherin und eine Gryffindor wagten es, zusammen zum Frühstück zu kommen, wie schrecklich.
Ich lächelte Blaise nochmal zu und ging dann höchst widerwillig zum Tisch der Löwen und nahm mir Speck, Toast und Würstchen, während ich die fassungslosen Blicke ignorierte. Also wirklich, es gab ja wohl Schlimmeres, als sich mit einer Schlange zu unterhalten.
Hermine räusperte sich. "Ähm... Seraphina? Ich wollte dich fragen... Ob...also..ob Zabini..."
Genervt sah ich auf. "Ob Blaise mich geärgert hat? Oder bedroht?"
Sie nickte und ich schnaubte.
"Nein hat er nicht. Er ist nett und falls er dich nicht freundlich behandelt, würde ich mir Gedanken machen, woran das wohl liegen könnte. Mir würden spontan einige Dinge einfallen."
Hermine schnappte entsetzt nach Luft und stand auf. "Dein Verhalten ist eines Gryffindors nicht würdig, wie konnte der Hut nur so einen Fehler machen?"
"Zum ersten Mal muss ich dir zustimmen, Granger."
Sie rauschte davon und ich musste das Lachen unterdrücken.
Sie war so leicht zu verletzen. So unsicher. Das alles versuchte sie mit ihrer Intelligenz zu verbergen, doch ich kannte sie wohl besser als sie sich selbst.
Nach dem Frühstück holte ich meine Tasche und machte mich auf den Weg zum Unterricht. Zaubertränke mit den Slytherins. Ich war hin und hergerissen. Auf der einen Seite freute ich mich auf Snape, schließlich war er mein Lieblingsprofessor, und Blaise, auf der anderen Seite hatte ich schon etwas Panik vor der Begegnung mit Draco. Wobei etwas Panik etwas untertrieben war.
Snape betrat den Raum und augenblicklich herrschte Stille.
"So, unsere neue Schülerin...", sagte er kühl und sah mich an. "Mal schauen, wie weit du bist... Nenne mir vier Tränke, die du kennst."
Ich sah ihn fasziniert an, dann konzentrierte ich mich. "Wolfsbanntrank, Amortentia, Felix Felicis und der Vielsafttrank."
"Wie wird Felix Felicia noch genannt?"
Hermines Hand schoss nach oben, doch Snape ignorierte sie.
"Flüssiges Glück, Sir. Wenn man ihn trinkt, hat man für eine begrenzte Zeit Glück und alles gelingt. Deshalb ist er bei Prüfungen und Wettkämpfen verboten."
Er hob eine Augenbraue und schwieg dann erstmal. "Ihr arbeitet heute in Gruppen. Weasley, du arbeitest mit Miss Parkinson, Granger, du mit Crabbe, Potter du mit Zabini."
Nach und nach teilte er uns in Teams auf. Dann hörte ich meinen Namen und schluckte.
"Willows und Malfoy."

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