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Einige Wochen später war der Frühling endlich da, immer öfter saßen Schüler am See und machten dort ihre Hausaufgaben, während sie die ersten wärmenden Strahlen der Frühlingssonne genossen.
Draco, Blaise und ich verbrachten fast jeden Tag miteinander und obwohl Draco ab und zu noch seine fiese Seite raushängen ließ, kamen wir inzwischen die meiste Zeit miteinander klar.
"Hey, Seraphina!"
Erstaunt drehte ich mich um und sah Pansy auf mich zukommen.
Na super, was wollte die denn jetzt von mir?
"Ja?"
"Ähm... Draco sucht dich. Er wartet in deinem Zimmer auf dich."
"In meinem Zimmer? Was, bei Merlins Bart, macht er bitte in meinem Zimmer?"
Pansy zuckte mit den Schultern. "Was weiß ich, es schien auf jeden Fall wichtig zu sein, also würde ich mich beeilen", murmelte sie und zog selbst Richtung Gemeinschaftsraum ab.
Irgendwie tat sie mir leid. Sie war so sehr von Draco besessen, dass sie es billigend in Kauf nahm, von ihm herum kommandiert zu werden.
Seufzend folgte ich ihr, schloss die Tür und sah mich suchend um.
"Draco?"
"Er ist nicht da. Colloportus."
Pansy richtete den Zauberstab auf meine Tür und ließ sich auf mein Bett sinken und sofort verschwand der Anflug Mitleid, den ich vorhin für sie empfand. Miststück.
Selbstverständlich machte ich mir nicht die Mühe, sie über ihren Fehler aufzuklären. Sie hatte wohl nicht aufgepasst, als Professor Flitwick uns diesen Zauber beigebracht hatte, denn damit er wirkte, musste man direkt vor der Tür stehen und nicht am anderen Ende des Raumes, halb versteckt in den Schatten, wo sie gestanden hatte.
"Was willst du, Pansy? Und vor allem... Wie kommst du in mein Zimmer?"
Sie lachte. "Nachdem ich wusste, welche Zauber du verwendest, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis ich sie öffnen konnte. Und was ich will?" Sie starrte mich hasserfüllt an. "Ich will, dass du die Finger von Draco lässt. Du willst doch nicht, dass er dein kleines Geheimnis erfährt, oder?"
Mir stockte der Atem und ich versuchte, locker zu wirken.
"Geheimnis? Machst du Witze? Draco und ich sind Freunde, ich habe keine Geheimnisse vor ihm."
Pansy stand auf und kam zu mir. Direkt vor mir blieb sie stehen, was meiner Meinung nach viel zu nah war, weshalb ich die Hand an meinen Zauberstab legte. "Du solltest Abstand halten, Prinzesschen."
Pansy ging zu meiner Überraschung tatsächlich einen Schritt zurück, ehe sie wieder siegessicher grinste.
"Du verheimlichst also nicht vor der ganzen Schule, dass du aus einer Muggelfamilie kommst?"
Erschrocken schnappte ich nach Luft. Wie, bei Merlins Bart, hatte sie das herausgefunden? Und was wusste sie noch alles?
"Ein Slytherin, Freundin von Draco und Blaise, in der Schule sogar noch besser als diese Granger... Und du bist nichts weiter, als ein Schlammblut", zischte sie leise und ich spürte Wut in mir hochkochen.
Doch zumindest schien sie nicht zu wissen, dass ich eigentlich nicht mal das war, sondern ein Muggel durch und durch.
"Wie hast du mich gerade genannt?", fragte ich gefährlich ruhig und ließ sie nicht aus den Augen.
"Ich sagte, dass du nichts weiter als ein Schlammblut bist. Weißt du, ich habe mich gewundert, denn den Namen Willows habe ich noch nie gehört und man kennt die Namen der Zaubererfamilien. Willows gehört nicht dazu."
Ich zuckte mit den Schultern. "Ich wüsste nicht, was dich das angehen würde."
"Vielleicht nichts, aber ich bin sicher, dass es Draco interessieren wird."
"Pass mal auf, Parkinson", zischte ich und funkelte sie sauer an. "Du weißt nichts über mich und meine Familie. Wenn du der Meinung bist, du müsstest Draco wegen so einer Kleinigkeit belästigen, bitteschön."
Dass ich schon fast Panik davor hatte, dass Draco davon erfahren würde, musste ich ihr ja nicht unbedingt auf die Nase binden.
"Er wird es erfahren, verlass dich drauf."
Pansy verließ mein Zimmer und schien nicht mal zu bemerken, dass ihr Colloportus nicht gewirkt hatte.
Frustriert löste ich den Zauber von meinem Nachtschrank und nahm mein Tagebuch raus.
Ich setzte mich an den Schreibtisch und tunkte die Adlerfeder in die Tinte und begann zu schreiben.

Liebes Tagebuch,

seit acht Wochen bin ich nun schon in Hogwarts und so langsam scheint mein Geheimnis nicht mehr sicher zu sein. Pansy, diese dumme Kuh, scheint doch nicht so dämlich zu sein, wenn es darum geht, anderen Steine in den Weg zu legen.
Ich hoffe wirklich, dass sie nur geblöfft hat und Draco nichts davon erfährt. Zum Glück denkt sie "nur", dass ich muggelstämmig bin. Okay, Draco hat mich doch sowieso mehrfach Schlammblut genannt. Vielleicht denkt er auch, ich hätte Muggel als Eltern. Also würde Pansy ihm nichts neues sagen und ich hätte Zeit, mir eine plausible Erklärung einfallen zu lassen.
Umbitch hat vor kurzem damit begonnen, diese ganzen dämlichen "Regeln" festzulegen, also wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis sie das Inquisitionskommando ins Leben rufen wird. Und Draco wird Teil davon.
Ich muss mir irgendetwas einfallen lassen.

Ich ließ die Feder sinken und überlegte.
Sollte ich vielleicht mit Draco reden, bevor Pansy zu ihm gehen konnte? Aber dafür brauchte ich erstmal eine wasserdichte Geschichte.

Das Nachsitzen bei Snape kostet mich weiterhin einige Stunden in der Woche, oft lässt er mich erst nach Mitternacht gehen, er hat sich nämlich angewöhnt, mich am Samstagabend zu sich kommen zu lassen und sich wirklich verdammt ekelhafte Aufgaben auszudenken.
Aber schlimmer als Harry bei Dolores habe ich es definitiv nicht erwischt.
Ich habe mich dafür entschieden, ihm zu helfen. Auch wenn ich nicht unbedingt ein Fan von ihm bin, will ich ganz bestimmt nicht, dass Sirius stirbt. Mir selbst ist es zwar eigentlich egal, aber... Es muss ja nicht immer einen Nutzen für mich haben, damit ich etwas Gutes tue.

Bis bald,
Seraphina

Nachdenklich legte ich die Feder zur Seite, packte das Tagebuch wieder sicher weg und sah auf die Uhr.
Ich musste los, wenn ich nicht zu spät kommen wollte.
Schnell nahm ich meine Tasche und meinen Zauberstab und verließ mein Zimmer, das ich vorher jedoch noch mit einigen Zaubern belegte. Erneut wollte ich Pansy ganz bestimmt nicht in meinem Zimmer haben, wer wusste schon, ob sie beim nächsten Mal nicht doch etwas finden würde.

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