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(Das auf dem Bild ist Miles Bletchley, ein Slytherin Schüler)

Nervös klopfte ich eine viertel Stunde später an Snapes Tür und trat nach seiner Antwort ein.
"Guten Abend, Sir", sagte ich und hoffte einfach mal, dass er gute Laune hatte.
"Guten Abend. Schön, dass Sie hier sind, Miss Willows, Sie werden schon sehnsüchtig erwartet."
"T...Tatsächlich, Professor? Von wem?"
Mit einem fiesen Grinsen deutete Snape in die Ecke des Büros und ich schluckte. "Sie... Sie wollen aber nicht, dass ich...."
"Doch", unterbrach er mich. "Ich will, dass Sie den toten Aalen die Augen entfernen."
Igitt. Kotz. Würg.
Ich musste den Blick abwenden, ehe ich tief durchatmete. "Haben Sie Handschuhe?"
Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass er ja sagen würde, deshalb wunderte es mich gar nicht, dass er den Kopf schüttelte und stumm auf den Bottich mit Aalen deutete.
Widerwillig setzte ich mich, atmete nochmal tief durch und griff nach dem ersten Tier.
Ja, es war genauso widerlich, wie es sich anhört und ja, ich musste meinen Brechreiz mehrmals unterdrücken.
Stundenlang saß ich an dem Tisch, nahm einen Aal nach dem anderen und pulte ihnen die Augen aus. Warum konnte Snape das nicht einfach wie jeder andere normale Lehrer machen und sich seine dämlichen Zutaten in einem normalen Laden kaufen?
Eine halbe Ewigkeit, nachdem die Sonne bereits untergegangen war und ich das Gefühl hatte, dass Snape den Bottich mit einem Zauber belegt hatte, mit dem sich die Aale immer vervielfältigten, räusperte er sich.
"Ich denke, das wird fürs erste genügen. Räumen Sie auf, danach können Sie gehen."
Ich nickte und stand auf. "Ja, Sir."
So schnell ich konnte, nahm ich den Schwamm, den er mir zuwarf und schrubbte den Tisch sauber.
"Gute Nacht, Professor Snape", sagte ich und verließ das Büro. Ich brauchte jetzt definitiv erstmal eine Dusche.
Schnell machte ich mich auf den Weg ins Bad der Slytherins und ließ das Wasser in die Wanne laufen. Es war nicht so schön wie das Bad der Vertrauens Schüler, doch ich war jeden Tag wieder beeindruckt.
Am Beckenrand waren verschiedene Hähne angebracht, doch anders als beim Bad der Vertrauensschüler, waren es nicht all zu viele.
Aufatmend ließ ich mich ins Wasser gleiten, das mich sanft umhüllte. Ich genoss den Duft nach Kirschen und schloss genießend die Augen, während mich die Seifenblasen umschwebten.
Am liebsten würde ich einfach die ganze Zeit hier bleiben und mich entspannen. Doch ich wusste, dass ich mich langsam mit meinem Plan beschäftigen musste, um dem goldenen Trio helfen zu können.
Also stieg ich nach einer Weile aus dem Wasser und wickelte mich ins Handtuch, ehe ich an der Tür in den Bademantel schlüpfte.
Müde zog ich mich in einen Sessel am Feuer zurück, nahm meine Schultasche und machte mich daran, den Berg an fälligen Hausaufgaben schrumpfen zu lassen.
Ich wäre zwar am liebsten einfach ins Bett gefallen und hätte die nächsten zwei Tage durchschlafen können, doch ich hatte ja keine Wahl. Noch mehr Stress mit Umbitch oder Snape konnte ich definitiv nicht gebrauchen.
Gegen zwei Uhr nachts hörte ich Schritte und sah mich angespannt um.
"Was machst du denn noch hier, Willows? Du müsstest schon lange schlafen."
Miles Bletchley, ein Schüler aus der sechsten Klasse, kam aus dem Jungenschlafsaal und sah mich prüfend an.
"Oh... Hey, Bletchley. Ich muss noch Hausaufgaben machen. Der Aufsatz für McGonagall muss bis Montag fertig sein und ich muss morgen noch drei weitere Aufsätze schreiben."
"Ah", murmelte Miles und setzte sich neben mich. "Soll ich dir irgendwie helfen? Jetzt sieh mich nicht so an, auch Schlangen können nett sein, wenn wir wollen."
Ich hatte ihn fassungslos und verwirrt angesehen, also schüttelte ich kurz den Kopf, um wieder klar denken zu können.
"Ich weiß. Ich war nur überrascht, schließlich hatten wir in den letzten Monaten nicht wirklich etwas miteinander zu tun."
Er lachte leise und ich musste zugeben, dass er gar nicht schlecht aussah. Doch anders als bei Blaise hatte ich ihn weder in den Filmen, noch in den Büchern irgendwie wahrgenommen, weshalb er für mich im Prinzip nie mehr als vielleicht ein guter Bekannter werden würde. Blaise wurde zumindest ein paar mal erwähnt, doch Bletchley... Nichts. Nada. Niente. Nothing. Bei Draco konnte ich mir so viel mehr vorstellen, doch zu den meisten hier hatte ich einfach keinen Bezug. Die Slytherins wurden meistens nur am Rande oder überhaupt nicht erwähnt, wenn es jetzt nicht gerade um Draco, Crabbe, Goyle, Blaise, Pansy oder Millicent ging.
"Stimmt. Aber heißt das, dass ich dir deshalb nicht helfen darf? Komm schon, ich hatte das letztes Jahr schon, ich bin sicher, dass ich dir ein paar Tipps geben kann. Spring über deinen Schatten, Willows."
"Ich heiße Seraphina."
"Ich weiß."
Ich seufzte, zögerte kurz und hielt ihm dann meinen angefangenen Aufsatz hin. "Na schön. Danke."
Während er die Worte überflog, die ich bereits auf das Pergament gekritzelt hatte, musterte ich ihn genau.
Er hatte irgendeine Art an sich, die dafür sorgte, dass man ihn gern ansah und beinahe den Blick nicht von ihm lösen konnte.
Ich lächelte, als er sich das Haar aus der Stirn strich und sich räusperte.
"Also, dein Ansatz an sich ist echt gut, aber ich würde hier...."
Nach und nach und mit einer Engelsgeduld, die ich ihm niemals zugetraut hätte, erklärte er mir jede Kleinigkeit, die ich noch in meinen Aufsatz einbauen konnte. Er war echt verdammt klug und ich fragte mich, wieso Joanne nicht näher auf ihn eingegangen war. Klar, sie konnte nicht alle Schüler einbringen, aber sie hatte ja auch Lockhart eingebunden und der war ja wohl der überflüssigste Charakter der Welt. Was also hatte sie davon abgehalten, mehr Hufflepuffs, Ravemclaws und Slytherins einzubinden? Die Fans hätten es ihr sicher gedankt.
Nicht umsonst hatte ich mich mehr als einmal darüber beschwert, dass Hufflepuff als Haus der unwichtigen Nebencharaktere bezeichnet wurde, schließlich war jede einzelne Figur irgendwie wichtig. Und so ungern ich das zugeben wollte, vielleicht auch Lockhart.
"Danke, Miles", sagte ich nach einer weiteren Stunde und legte erschöpft die Feder weg.
"Kein Problem. Jederzeit wieder. Wenn du also mal wieder Hilfe brauchen solltest...."
Ich nickte. "Dann wende ich mich an dich - gute Nacht, ich sollte jetzt echt schlafen gehen."
Ich nahm meine Sachen, lächelte ihn nochmal sanft an und verschwand in meinem Zimmer.

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