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Am nächsten Morgen wurde ich durch sanfte Küsse am Hals geweckt. "Seraphina... Aufstehen. Der Unterricht fängt bald an und wir müssen noch zum Frühstück."
Stöhnend quälte ich mich aus dem Bett und zog mich an. "Bin wach", murmelte ich noch halb verschlafen und versuchte, meine Krawatte zu binden.
"Lass mich das machen", erwiderte Draco und schob meine Finger zur Seite, ehe er mit ein paar geübten Handgriffen mein silber grünes Exemplar band. Seine Krawatte hing fein säuberlich an seinem Hals; das Grün-Silber irgendwie im perfekten Kontrast zu dem Weiß seines Hemdes.
Lächelnd ließ ich zu, dass er meine Hand nahm und machte mich anschließend gemeinsam mit ihm auf den Weg zur großen Halle, wo Blaise uns bereits erwartete, den ich mit einer kurzen Umarmung begrüßte.
"Hey, alles klar?"
Er nickte, ehe wir uns setzten und frühstückten.
In Pflege magischer Geschöpfe wartete ich einen passenden Moment ab, ehe ich Harry ein Stück Pergament zusteckte.
Wir müssen reden, heute Abend, 20:00 Uhr an dem Ort, den niemand kennt.
Ich wartete gar nicht darauf, dass er antwortete und verließ mich einfach auf ihn. Er musste kommen.
Den ganzen Tag über versuchte ich, Draco und Blaise gegenüber so normal wie möglich zu sein, damit sie nichts bemerkten oder Verdacht schöpften. Ich hatte keine Lust darauf, schon wieder Stress zu haben.
Am Abend nutzte ich wieder Dumbledore als Ausrede und machte mich auf den Weg zum Raum der Wünsche.

...............

Am nächsten Tag standen wir alle in der Eingangshalle und tuschelten. Gerade standen Sybill und Dolores einander gegenüber. Letztere hatte ihr selbstgefälliges, arrogantes Gesicht aufgesetzt und sah zu der Wahrsage-Lehrerin auf.
"Hogwarts ist mein Zuhause", schluchzte Sybill und Wut kochte in mir hoch. Wie konnte Umbridge es wagen, so mit ihr umzugehen und sie rauszuwerfen? Großinquisitorin hin oder her, so hatte niemand einen anderen Menschen zu behandeln.
Obwohl ich wusste, dass Minerva und Dumbledore eingreifen würden, schob ich Blaise beiseite, der halb vor mir stand und ging auf die beiden so unterschiedlichen Frauen zu.
"Sie dürfen sie nicht rauswerfen!"
Die Schüler reihum schüttelten fassungslos den Kopf und ich meinte jemanden sagen zu hören. "Die spinnt doch, ist sie lebensmüde?"
"Halten Sie sich da raus, Miss Willows. Oder wollen Sie wieder nachsitzen?"
"Ganz ehrlich? Sie sind doch irre! Sie halten sich für etwas Besonderes, nur weil Sie die erste Untersekretärin des Ministers sind, bla bla bla. Aber Sie haben kein Recht, Professor Trelawney des Schulgeländes zu verweisen."
Minerva trat zu uns und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Miss Willows, bitte kehren Sie zu Ihren Mitschülern zurück."
"Nein. Sie hat kein Recht dazu, dieses Recht hat nur Professor Dumbledore."
"Wer soll Ihnen denn diesen Unsinn glauben?", zischte Umbridge und ich atmete erleichtert aus, als die Tür zur Eingangshalle aufschwang.
Dumbledore.
"Sie hat recht."
"Dumbledore, als Großinquisitorin von Hogwarts habe ich das Recht..."
"Meine Lehrer aus dem Dienst zu entlassen. Sie dem Schulgelände zu verweisen obliegt alleine dem Schulleiter und der bin ich. Minerva, bringen Sie Sybill wieder nach oben."
Nachdem die beiden Frauen verschwunden waren, drehte ich mich um, um zu verschwinden, doch schon wieder spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. "Sie bleiben, Miss Willows."
Mit einem unguten Gefühl drehte ich mich zu Albus um und schluckte.
Eher widerwillig folgte ich ihm nach oben in sein Büro, wo ich mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch setzte.
"Ihr Einsatz für Professor Trelawney in allen Ehren, aber denken Sie nicht, dass es klüger wäre, Professor Umbridges Aufmerksamkeit nicht auf sich zu ziehen? Vor allem dürften Sie das doch schon gekannt haben."
"Ja, Sir. Aber ich konnte einfach nicht dabei zusehen. Sie spaziert hier durch Hogwarts, als wäre sie die Schulleiterin und nicht Sie, Professor. Sie ist einfach eine falsche Schlange und ich finde, dass es Zeit wurde, ihr mal Paroli zu bieten."
"Nur bringt Ihnen das nichts. Außer vielleicht Nachsitzen bei Ihrer Lehrerin. Ich muss Sie wirklich dazu ermahnen, sich in Zukunft etwas zurückzuhalten. Haben Sie mich in dem Punkt verstanden?"
"Ja."
"Entschuldigung?"
"Ja, Professor Dumbledore, Sir", murmelte ich und er nickte.
War das sein Ernst? Das war sowas von überflüssig.
Nachdem er mich entlassen hatte, verließ ich das Büro und schlich mich in die Kerker, den verlassenen Gang entlang und durch die Tür, die zum Spiegel Nerhegeb führte.
Ich brauchte die Ruhe, die dieser Ort ausstrahlte, also rannte ich den Gang entlang und ließ die einzelnen Räume relativ schnell hinter mir.
Ich war froh, dass ich die Einzige war, die davon wusste, dass der Spiegel hier noch stand.
Noch immer kreiste das Gespräch mit Dumbledore durch meine Gedanken. Doch auch die gestrige Unterhaltung mit Harry schwirrte dort umher.
Es war einfach so viel, was momentan meine Aufmerksamkeit beanspruchte.
Harry und ich hatten beschlossen, dass ich auf Dracos Vorschlag eingehen sollte, um an Informationen zu kommen. Und jetzt, da ich darüber nachdachte, war mein Verhalten eben total leichtsinnig gewesen. Wie sollte Umbridge denken, ich wolle ihr helfen, wenn ich vor einer halben Stunde noch gegen sie gewettert hatte?
Seufzend blendete ich alles aus, was mich gerade beschäftigte und trat vor den Spiegel.
Wieder war nur mein Zimmer aus dieser seltsamen Perspektive zu sehen und ich schüttelte den Kopf.
"Was, bei Merlins Bart, willst du mir damit sagen?"
Ich rechnete natürlich nicht mit einer Antwort, schließlich konnte der Spiegel nicht sprechen, aber die Stille hier zu durchbrechen fühlte sich gerade einfach richtig an.
Seufzend strich ich mir das Haar aus der Stirn und starrte weiter in den Spiegel, aber natürlich änderte sich an dem Bild nichts.
Ich wusste nicht, weshalb ich das tat, doch ich streckte die Hand nach dem Spiegelbild aus, um es mit meinen Fingerspitzen zu berühren.
Mein Herz raste aus irgendeinem Grund und obwohl mein Gefühl mir sagte, dass ich das lieber lassen sollte, ließ ich meine Fingerkuppen auf das kühle Glas treffen.
Zunächst passierte überhaupt nichts, doch dann schien die eigentlich glatte Oberfläche des Spiegels Wellen zu schlagen und ich starrte fassungslos darauf.
Ein paar Sekunden später gab es ein helles, goldenes Licht, das durch den Raum blitzte und kurz darauf spürte ich nur noch, dass alles schwarz wurde.

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