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Blaise und ich saßen noch lange so nebeneinander, tranken das Butterbier und aßen gegen Mittag den Kesselkuchen, ehe wir uns lachend gegenseitig mit Süßigkeiten fütterten.
"Traust du dich, die zu probieren?"
Blaise hielt grinsend eine Tüte Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung hoch und raschelte etwas damit.
Kichernd nickte ich. "Na klar, so schlimm sind die bestimmt nicht."
Ich hatte mir die schon öfter aus dem Laden am Kings Cross Bahnhof besorgt und mit Freunden gegessen.
"Ach, sei dir da mal nicht so sicher, Süße."
Süße?!
Ich lachte und hielt die Hand auf. "Los, her damit."
Blaise schüttelte den Kopf. "Mach die Augen zu und vertrau mir."
Nach einem kleinen Augenrollen schloss ich die Augen und öffnete den Mund. Ich hatte es noch nie gemocht, mich im wahrsten Sinne des Wortes "blind" auf jemanden zu verlassen und eigentlich hatte ich nicht vor, gerade jetzt damit anzufangen.
Blaise steckte mir eine der Bohnen in den Mund und lachte leise. "Und?"
Vorsichtig kaute ich und hatte schon wenige Sekunden später das Verlangen, mich zu übergeben.
"Bei Merlins Bart, was war das denn?", murmelte ich, nachdem ich schnell einen Schluck Butterbier genommen hatte, um den Geschmack loszuwerden.
"Erbrochenes", antwortete Blaise trocken und lachte dann. "Ich hab dir doch gesagt, dass einige echt schlimm sind. Willst du noch eine?"
"Igitt, nein. Jetzt bist du dran."
Er reichte mir die Packung und schloss die Augen.
Grinsend fischte ich eine feuerrote Bohne heraus und steckte sie ihm in den Mund.
"Mhm", machte er nachdenklich, während er kaute. "Eindeutig Chili."
"Ach nö, langweilig. Ich will dir noch eine aussuchen."
"Nein, jetzt bin ich wieder damit dran, dir eine auszusuchen. Also los, Augen zu."
Abwechselnd steckten wir uns die Bohnen in den Mund und kamen aus dem Lachen gar nicht mehr raus.
Ich hatte Kaffee, Pfeffer, Kirsche, Gras, Apfel, Würstchen, Seife und Dreck. Im großen und ganzen war es also verdammt ekelhaft.
Am Nachmittag machten wir uns gemeinsam auf den Weg zurück ins Schloss, wo ich Blaise lächelnd umarmte. "Danke für diesen wunderschönen Tag, Blaise. Es war perfekt."
"Ja, fand ich auch. Das müssen wir unbedingt nochmal machen, Willows."
Grinsend liefen wir in den Kerker, wo wir den Gemeinschaftsraum der Slytherins durch die verborgene Tür betraten.
"...weiß ich auch, Parkinson. Aber Seraphina ist mir wichtig und ich Pfeife darauf, was du sagst."
Halt, einen Moment. Hatte ich mich gerade verhört oder hatte Draco gerade wirklich zugegeben, dass er mich mochte?
"Draco", hauchte ich leise, woraufhin er mich erschrocken ansah.
"Seraphina... Ich...was machst du hier? Ich dachte, dass du den ganzen Tag mit Blaise unterwegs bist."
Pansy warf mir mal wieder giftige Blicke zu und versuchte, Dracos Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen. "Draco, hast du schon vergessen, was ich dir erzählt habe? Die hat dich...."
"Ach, halt's Maul, Parkinson", zischten Blaise und ich gleichzeitig und fast konnte sie einem leid tun. Doch dafür war sie einfach zu hinterhältig.
"Das war ich ja auch", antwortete ich nun endlich auf Dracos Frage. "Aber wir dachten, dass wir wieder ins Schloss gehen, damit ich mit dir reden kann. Das Gestreite zwischen uns... Draco, ich mag dich. Und ich hasse es, wenn wir streiten. Es...es tut mir weh."
Draco sah mich stumm an, ehe er leise seufzte.
"Komm her."
"Was?"
"Spreche ich albanisch? Du sollst herkommen."
Kopfschüttelnd und etwas unsicher ging ich zu ihm und war nicht wenig überrascht, als er mich umarmte.
Leicht lächelnd legte ich die Arme um ihn und genoss die Umarmung, ehe er sich von mir löste.
"Na endlich", lachte Blaise und ließ sich aufs Sofa fallen, als Pansy sauer den Raum verließ. "Ich dachte schon, ich muss euer Gezicke noch länger ertragen, das war ja unmöglich."
"Ach sei still, Zabini", sagte ich und warf ein Kissen nach ihm.
In kürzester Zeit hatte sich eine wilde Kissenschlacht entwickelt und wir lachten uns halb tot, bis uns ein genervter Siebtklässler unterbrach.
Kichernd schafften wir wieder Ordnung, ehe wir uns trennten. Ich lief in mein Zimmer, ließ mich aufs Bett fallen und starrte grinsend an die Decke, ehe ich nach meinem Tagebuch griff und meine Feder in die Tinte tauchte. Nachdenklich begann ich zu schreiben.

Liebes Tagebuch,

heute war ich den halben Tag mit Blaise im Dorf, es war echt cool. Doch das, was mich einfach nicht zur Ruhe kommen lässt, ist etwas viel tolleres. Draco und ich haben uns endlich vertragen. Er hat zu Pansy gesagt, ich wäre ihm wichtig. Ob er das wirklich so gemeint hat?
Klar, er hat keinen Grund, etwas in der Richtung zu ihr zu sagen, vor allem weil er dachte, ich würde es nicht hören, aber trotzdem mache ich mir darüber Gedanken.
Und wie wird das jetzt mit Harry, Ron und Hermine? Ich hab mich mit Draco zwar vertragen, aber ich bin ja immer noch bei der DA dabei und einfach aussteigen ist nicht so mein Ding.
Außerdem habe ich ja versprochen, ihnen zu helfen.
Ich bin auf jeden Fall echt erleichtert darüber, dass sich einiges jetzt erstmal beruhigt hat und ich mich auf andere Dinge konzentrieren kann.

Seraphina

Ich legte das Tagebuch zur Seite und schmunzelte.
Es wäre echt super, wenn sich all meine Probleme mit einem kurzen Gespräch beseitigen lassen würden.
"Seraphina?"
Es klopfte gegen die Tür und Millicent sah durch den Spalt, nachdem sie sie geöffnet hatte.
"Ja?", fragte ich und sprang vom Bett, ehe ich zur Tür ging und sie anlächelte.
"Professor Snape lässt ausrichten, dass du in zwanzig Minuten zu ihm kommen sollst", erwiderte sie und zuckte mit den Schultern. "Lässt er dich echt immer noch wegen dem dämlichen Streit am Anfang mit Draco nachsitzen?"
Als ich nickte, verdrehte sie die Augen und sagte: "Ganz ehrlich, ich mag ihn ja, aber das ist doch langsam total übertrieben."
"Ich weiß, aber da muss ich wohl durch. Und außerdem gibt es echt schlimmeres. Oder hat er dir zufällig gesagt, was ich machen muss?"
Als sie das Gesicht verzog, zog sich mein Magen zusammen.
Was auch immer Snape ihr gesagt hatte, sie fand es schrecklich und das hieß, dass ich mich auf ekelhaftes Nachsitzen einstellen konnte. Ganz große Klasse.

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