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"Du...meinst du das ernst?"
Ich starrte Draco fassungslos und ungläubig an.
Er nickte, legte seine Hände an meine Wangen und sah mir tief in die Augen, ehe er den Kopf senkte und mich küsste.
"Ich habe noch nie etwas so ernst gemeint, Seraphina."
Ich lächelte perplex und sprachlos zu ihm auf. Er war einfach unglaublich.
"Das...das ist... Wow. Ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll...", murmelte ich leise.
Draco lachte. "Dann sag einfach nichts und komm wieder mit zum See."
Ich nickte und nahm seine Hand, ehe wir wieder zum schwarzen See gingen.
"Uuuhh, na sieh mal einer an", begrüßte Millicent uns feixend. "Das Traumpaar hat also doch endlich zusammengefunden."
"Ach, halts Maul, Milli", zischte Pansy. "Als ob die beiden lange zusammen bleiben werden."
"Weißt du, Mopsi, Eifersucht und Neid steht einfach niemandem. Sei nicht traurig, dass Draco dich nicht will. Er hat halt einfach zu viel Niveau für dich."
Draco grinste und legte einen Arm um meine Taille. "Sei lieb, Seraphina."
"Hey, ich sag doch nur, wie es ist. Was kann ich denn dafür, dass die nach fünf Jahren immer noch nicht gecheckt hat, dass du nie was von ihr wollen wirst?"
Ich zuckte mit den Schultern und setzte mich wieder auf die Wiese unter einen Baum. Pansy war und blieb einfach eine neidische, dumme und arrogante Kuh und daran würde sich auch nie etwas ändern.
Draco, ich und die anderen aus unserem Haus verbrachten noch den ganzen Nachmittag am See, ehe wir zum Abendessen und anschließend in unseren Gemeinschaftsraum gingen.
Ich ließ mich auf eines der Sofas fallen und lächelte, als Draco sich zu mir legte und seinen Kopf in meinem Schoß bettete, während ich ihm sanft durchs Haar strich. Ich liebte seine Haare einfach, jedes Mal, wenn ich die Filme sah, hatte ich das drängende Verlangen, ihm durch die Haare zu wuscheln.
Lächelnd sah ich zu ihm runter und dachte über seine Worte nach.
"Warum macht es dich eigentlich wütend, wenn ich nicht mache, was du willst?"
Draco öffnete die Augen und sah zu mir nach oben. "Weil ich weiß, was das Beste für dich ist. Und weil ich ein Junge bin. Wir wissen immer, was in schwierigen Situationen zu tun ist, während ihr Mädchen nur dasteht und kreischt. Hat man ja im Wald bei der Spinne gesehen."
Ich schlug ihm auf die Brust. "Hey, ich bin eine verdammt gute Hexe. Ich hasse Spinnen einfach nur, vor allem, wenn sie versuchen, mich zu fressen. Und ganz ehrlich, daraus kann man mir keinen Vorwurf machen."
Draco lachte leise, legte eine Hand in meinen Nacken, zog mich zu sich und küsste mich. "Schon gut, Willows. Wir wissen beide, dass du eine gute Hexe bist. Und trotzdem kannst du ruhig öfter auf mich hören."
Ähm... Nö.
Ich erwiderte den Kuss und schüttelte grinsend den Kopf. "Wir wissen beide verdammt gut, dass ich nie eines dieser Mädchen sein werde, die zu allem ja und Amen sagen. Und wenn du ehrlich bist, wirst du zugeben müssen, dass du das auch gar nicht willst. Worüber solltest du dich denn sonst aufregen?"
Ich strich ihm wieder durchs Haar und dachte nach.
Ich hatte nun das, was ich schon immer wollte. Ich war in Hogwarts und Draco hatte Gefühle für mich entwickelt, doch ich wusste, dass ich nicht für immer bleiben konnte.
Nach einer Weile standen wir auf, verabschiedeten uns mit einem Kuss voneinander und verschwanden in unseren Zimmern.
Mitten in der Nacht stand ich jedoch wieder auf, schnappte mir Harrys Tarnumhang und verließ den Gemeinschaftsraum.
Ich musste einfach wissen, was ich im Spiegel sehen würde.
Leise schlich ich die Gänge im Kerker entlang, während ich meinen Zauberstab fest umklammert hielt und durch die Tür huschte.
Wie bereits am Vormittag lief ich den Gang mit der Pflanze entlang, durchquerte den leeren Raum und brachte auch die Räume mit den Schlüsseln, dem Schachspiel und Snapes Rätsel hinter mich, ehe ich wieder beim Spiegel stand.
Vorsichtig und etwas nervös strich ich über den goldenen Rahmen und seufzte leise.
Wenn ich mich vor den Spiegel stellen würde, würde ich meinen größten Herzenswunsch sehen.
Mit klopfendem Herzen trat ich dann einen Schritt zur Seite und öffnete die Augen, die ich bis dahin geschlossen hatte.
Für einen Moment sah ich nur mich selbst, wie ich mein Spiegelbild etwas blass anstarrte. Meine braunen Haare lagen wild um meine Schultern und meine Augen wanderten ohne Rast über mein angespanntes Gesicht. Doch dann veränderte sich das Bild und was ich sah, warf unzählige Fragen auf.
Das war mein Zimmer. Alles, was der Spiegel mir zeigte, war mein Zimmer zuhause. Doch ich sah es aus einer extrem seltsamen Perspektive, aus der ich es noch nie gesehen hatte. Ich streckte die Hand aus und wollte das Spiegelglas berühren, doch im letzten Moment zog ich sie zurück. Irgendetwas fühlte sich falsch an, auch wenn ich nicht wusste, was es war.
Also nahm ich den Tarnumhang, umklammerte meinen Zauberstab fester und machte mich auf den Rückweg.
Erst, als ich in meine Decke gewickelt im Bett lag, erlaubte ich mir, darüber nachzudenken.
Warum hatte der Spiegel mir mein Zimmer gezeigt? Mein tiefster Herzenswunsch war es nicht, zuhause zu sein. So viel wusste ich, ohne groß darüber nachdenken zu müssen.
War der Spiegel nach all den Jahren vielleicht einfach kaputt? Oder funktionierte er aus irgendeinem Punkt nicht bei mir? Vielleicht lag es daran, dass ich ein Muggel war. Vielleicht wollte er mir zeigen, dass ich nicht nach Hogwarts gehörte. Doch was hatte es mit dieser seltsamen Perspektive auf sich? Schon die ganze Zeit über legte ich, von welcher Stelle in meinem Zimmer mir der Raum gezeigt wurde, doch ich kam einfach nicht darauf.
Es hatte so gewirkt, als stünde oder läge man schräg irgendwo und würde irgendwie nach oben aber auch irgendwie geradeaus sehen. Und das war es, was mich so irritierte. Ich wusste einfach nicht, was ich machen sollte.
Ich hatte nicht mehr lange Zeit, all meine Fragen zu beantworten, all diese Rätsel zu lösen. Bald würde Dumbledore Hogwarts verlassen, also mussten wir so schnell wie möglich eine Lösung finden, das stand fest.

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