chapter 2

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Als ich meine Augen öffnete, fühlte ich mich wie überfahren. Ich sah nichts außer weißes Licht. Weißes Licht überall. Und alles war verschwommen. War ich jetzt im Himmel? Ich konnte nichts hören, nichts fühlen, nichts sehen. Dann erkannte ich, wie sich etwas bewegte. Meine Augen fielen wieder zu. Doch ich bekam sie unter Anstrengung wieder auf. Mein Rücken tat so schrecklich weh. Der Schmerz war kaum auszuhalten. Als ich wieder einigermaßen scharf sehen konnte, blickte ich an mir herunter und erkannte, dass mein rechtes Bein eingegipst war. An der unteren, linken Hälfte meines Rückens spürte ich etwas klebriges, mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Pflaster. An meinem Bauch ebenfalls. Um mein linkes Handgelenk war ein Verband gebunden. Ich spürte, dass ein Schlauch in meine Nase führte und zwei weitere an einer Atemmaske befestigt waren, die vor meinem Mund festgeschnallt war. Mir wurde bewusst, dass ich künstlich beatmet wurde.

Langsam begriff ich, dass das hier nicht der Himmel war, sondern ein Krankenhaus. Ich konnte mich nicht rühren. Ich konnte keinen einzigen Teil meines Körpers bewegen, manche Teile nicht mal spüren. Ich bekam Panik. Doch ich fing wieder an zu hören. Alles hörte sich an als wäre ich in Watte gepackt, verschwommen und undeutlich. Ganz weit weg hörte ich ein regelmäßiges Piepen und es kam immer näher. Dazu kamen ein paar Stimmen. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Moment platzen, denn plötzlich war das Piepen so laut, dass ich dachte, alles würde im nächsten Moment explodieren und ich kniff die Augen vor Schmerz zusammen. Sie waren das einzige was ich noch bewegen konnte. Ich wollte laut schreien, doch es kam nichts heraus. Kein Ton. Ich bekam noch mehr Panik und fing verzweifelt an zu weinen. Erneut drohte mein Kreislauf mich im Stich zu lassen. Ich riss mich stark zusammen. Was war mit mir los? Wieso war ich überhaupt im Krankenhaus? Was war denn passiert?

Mein Kopf tat so höllisch weh wie er noch nie weh getan hatte. Und es wurde durch mein Weinen nur noch schlimmer. Ich hielt mir den Kopf und wollte aufhören zu weinen, aber es war so ein schrecklicher Schmerz. Ein Arzt kam herein, also musste er das sein, was sich eben bewegt hatte.

„Willkommen zurück." sagte er lächelnd und setze sich auf meine Bettkante. Willkommen zurück!? Wie bitte? Was meinte er denn damit? Ich blickte ihn mit aufgerissen Augen und verzweifeltem Gesichtsausdruck an.

„Ganz ruhig. Ich bin Herr Doktor Fentz und du befindest dich auf der Intensivstation, weil du einen Autounfall hattest." sagte er. Einen Autounfall? Meine Erinnerung kam ganz langsam zurück.

„Du lagst eine Woche im Koma, nachdem du in einer Notoperation reanimiert wurdest. Als du im Notarztwagen auf dem Weg hier her warst, hörte dein Herz für einige Minuten auf zu schlagen. Ich habe dich dann operiert als du hier angekommen bist und dich zurück geholt. Du hast ein schweres Schädel-Hirn Trauma erlitten und wir hätten dich eigentlich am Kopf operieren und ein Hematom entfernen müssen. Doch das hättest du in deinem Zustand nicht überlebt. Es kann sein, dass wir dich nochmal operieren müssen wenn die Blutergüsse und Schwellungen nicht von allein weg gehen. Denn auch die können immer noch lebensgefährlich sein." Ich war tot gewesen? Bitte was!? Wollte der Arzt mich gerade verarschen? Bitte! Ja, es war bestimmt nur ein Traum. Also man konnte mich jetzt ruhig aufwachen lassen. Das war jetzt nicht mehr witzig. Bitte! Ich wollte aufwachen! Wo waren überhaupt meine Eltern? Ich wollte reden, meine Gedanken aussprechen, aber dazu war ich nicht im Stande. Die Kraft fehlte und zu sehr plagten mich die Schmerzen.

Der Arzt nahm meine Hand und sah auf einmal sehr ernst und mitleidig aus. Seine nette Ausstrahlung hatte sich innerhalb weniger Augenblicke in einen nachdenklichen Gesichtsausdruck verwandelt. Dann konzentrierte er sich und guckte mich betroffen an.

„Hör mal, es tut mir so unendlich leid was ich dir jetzt sagen muss. Das ist wirklich nicht einfach für mich. Als der Notarzt am Unfallort ankam, war euer Wagen komplett ausgebrannt. Darin fand man zwei verbrannte Körper... Gabby, es tut mir so leid. Deine Eltern sind tot." Der Arzt wandte seinen Blick ab.

Wie ein EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt