chapter 20

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Drei Tage später, es war später Nachmittag und ich hatte Wäschedienst. Bei dieser Gelegenheit wagte ich den Versuch, den ich schon so lang hatte wagen wollen. Ich nahm mein Handy aus meinem Versteck, steckte es mir in die Hosentasche und begab mich mit den Wäschekörben in den Wäscheraum. Zuerst erledigte ich ein bisschen meiner Arbeit um sicher zu sein, dass ich allein war und niemand hereinkam. Ich war ganz aufgeregt, meine Hände zitterten und mein Herz klopfte als ich mich hinter einem der Wäscheberge versteckte und die Nummer auf dem Zettel eintippte. Als es wählte fühlte ich mich wie kurz vor einem Herzinfarkt und für eine Sekunde blieb mein Herz stehen als sich eine mir sehr vertraute Stimme meldete.

„Hallo?" Ich konnte zuerst gar nichts sagen, konnte nicht glauben, dass ich in diesem Moment wirklich mit meinem Freund sprach.

„Jayden?" fragte ich vorsichtig.

„Gabby? Gabby, oh mein Gott, bist du es? ... Oh mein Gott." Sofort hörte ich wie seine Stimme schwach wurde. Er weinte vor Freude und so auch ich, weil ich so erleichtert war.

„Ich kann gar nicht glauben, dass du es wirklich bist. Hör zu, ich habe nicht viel Zeit und ich muss leise sprechen. Ich bin im Wäscheraum und ich darf nicht erwischt werden. Aber ich habe es nicht mehr ausgehalten ohne dich. Ich halte es hier drin nicht mehr aus." Ich versuchte, mein Weinen zu unterdrücken und meine Stimme so stark wie möglich klingen zu lassen.

„Mein Schatz, ich vermisse dich so. Es ist so schwer, ich weiß und für dich ist es wahrscheinlich noch schwerer, aber du wirst da raus kommen, okay? Heute lag dein Brief im Briefkasten und es macht mich so glücklich zu hören wenn du dich freust oder neue Hoffnung hast."

„Ja, ich kann das gar nicht fassen. Stell dir mal vor es würde wahr, ich wüsste gar nicht wem ich danken sollte. Es wäre wie im Himmel für mich. Aber wie gesagt ich habe auch unheimliche Zweifel. Und es ist noch so lang, die Zeit geht hier gar nicht vorbei. Jeder Tag quält mich. Ich kann und ich will nicht mehr. Ich will hier raus."

„Ich verstehe dich, ich weiß ganz genau wie du dich fühlst. Und ich weiß, dass es schwierig ist. Aber es ist nur noch eine Woche, eine Woche. Und das Ehepaar klang wirklich sehr interessiert, ich glaube ihr werdet euch wirklich mögen. Das sage ich auch nicht nur um dich glücklicher zu machen, das ist wahr. Ich war selbst so überrascht und überwältigt. Ich kann es auch noch nicht glauben." Kurze Stille, ich grinste in mich hinein. Doch gleichzeitig flossen immer mehr Tränen über meine Wangen.

„Es tut so gut deine Stimme zu hören. Aber ich vermisse dich so schrecklich!"

„Ich dich auch." Ich hörte wie er mit sich kämpfte und es zerriss mich. So konnte ich mich auch nicht mehr zusammenreißen.

„Baby, bitte hör auf zu weinen. Das tut mir so weh!"

„Es tut mir leid, ich... es tut so gut dich zu hören aber gleichzeitig verdeutlicht mir das auch die Entfernung zwischen uns. Ich kann es kaum abwarten, dich wiederzusehen. Und zwar nicht nur in meinen Träumen."

„Du bist so süß. Ich liebe dich so unglaublich."

„Ich dich auch. Aber ich muss jetzt auflegen, sonst werde ich noch erwischt. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend und schlaf gut mein Schatz."

„Ich wünsche dir auch noch einen angenehmen Abend und ich hoffe, dass du mal schlafen kannst. Denk an mich, dann klappt es bestimmt, stell dir einfach vor du würdest neben mir liegen. Süße Träume, und bitte halt durch. Denk dran, es sind nur noch sieben Tage, dann bist du da vielleicht raus. Das schaffst du, ich glaube an dich!"

„Ich danke dir so sehr. Halt du auch durch. Ich liebe dich mein Schatz."

„Ich liebe dich mehr." Mit diesen Worten legte ich auf und begab mich zurück an meine Arbeit. Während ich die Wäsche in die Maschinen stopfte, andere herausholte und in den Trockner tat, liefen mir weiterhin Tränen übers Gesicht. Doch ich wehrte mich nicht dagegen. Denn hier konnte es niemand sehen oder hören. Ich ließ es einfach raus weil ich eh nicht dagegen angekommen wäre. Nicht jetzt und nicht nach diesem Telefonat. Zum einen weinte ich vor Glück, weil ich so froh war Jayden als meinen Freund zu haben und zu wissen, dass er mich so unterstützt. Aber zum anderen auch vor Sehnsucht. Ich ertrug diesen Bunker nicht mehr und schon gar nicht so einige der Gestalten, die sich darin herum trieben. Ich wurde müde, meine Hände wurden langsamer. Zum Glück war ich fast fertig mit der Wäsche, danach würde ich mir einen Kaffee holen und mich an die Hausaufgaben setzen. Ja, das war ein guter Plan. So konnte ich mich gut von meinen depressiven Gedanken ablenken.

Wie ein EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt