chapter 18

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Nach ein paar weiteren nicht ganz so angenehmen Tagen war dann der Tag gekommen, an dem ich mich erneut von meinem Freund verabschieden musste. Und es fiel mir genau so schwer wie das Mal davor. Wieder die Ungewissheit wann ich wiedersehen würde. Wenigstens wusste ich nun, dass es ihm gut ging und das machte das Ganze etwas ertragbarer. Aber trennen mussten wir uns trotzdem wieder. Doch er hatte mir seine Adresse gegeben, so konnte ich ihm wenigstens schreiben und er mir auch. Er sagte mir, dass er etwas auf die Rückseite des Zettels geschrieben hatte.

„Aber erst umdrehen wenn ich weg bin." Hatte er gesagt. Ich hatte auf ihn gehört, doch meine Neugier hatte mich so geplagt, dass ich ihn sofort umdrehte nachdem die Tür zugefallen war.

Meine wunderschöne Gabby,

danke für diese unglaublichen Tage, die ich mit dir verbringen konnte. Auch wenn es nur wenige waren, ich habe jede einzelne Sekunde zu einer kleinen Ewigkeit machen wollen. Unsere Ewigkeit. Du musst wissen, doch ich glaube das weißt du schon, ich liebe dich. Egal wie du aussiehst, wie es dir geht oder ob du lachst oder weinst. Ob ich dir die Haare halte, wenn du dich übergibst oder ich dich in den Arm nehme wenn du weinst. Das gehört zum lieben dazu. Schwierige Zeiten gemeinsam durchzustehen, ist glaube ich der größte Beweis für wirkliche Liebe. Doch auch das werden wir schaffen. Und nach dieser schweren und endlosen Zeit voller Qual und Schmerz werden wir irgendwann glücklich sein und wieder normal leben können. Ich glaube daran und das ist der Grund warum ich es auch überhaupt ohne dich -mehr oder weniger- ertrage. Weil ich weiß, dass eine Zeit nach der schweren Zeit kommen wird.

Ich liebe dich.

Seine Worte hatten mich zu Tränen gerührt. Und er hatte so Recht. Ich bewunderte ihn so für diese Einstellung. Diese Sätze hatten mich so motiviert und dank dieser wundervollen Gedanken war ich am Ende dieses Tages wunderbar eingeschlafen, mit seinem Zettel unter meinem Kopfkissen.

Die letzten Tage im Krankenhaus waren geprägt von Untersuchungen und Arztgesprächen. Irgendwie ging es mit mir, wenigstens körperlich, etwas bergauf. So konnte ich Mitte der Woche entlassen werden und mich noch ein paar Tage im Heim ausruhen. Allerdings musste ich nun regelmäßig ins Krankenhaus zur Untersuchung. Und ich wurde für die nächsten sechs Wochen vom Sportunterricht befreit, weil die Gefahr auf eine Kopfverletzung zu hoch war.

Wieder im Heim angekommen musste ich erstmal Romane erzählen. Den Rest der Zeit verbrachte ich mit lernen, Tee trinken und lesen. Wenn morgens fast alle in der Schule oder bei der Ausbildung waren, besuchte ich Therapiesitzungen und schlief danach weil ich das nachts meistens nicht konnte. Die Schlafstörungen waren wieder da, wobei sie eigentlich nie weg gewesen waren. Ich hatte nur teilweise etwas ruhiger und länger geschlafen. Doch dieses ganze Vermissen, vor allem die erneute Trennung von Jayden, ließ mich schlaflos. Es war immer noch zu viel für meinen Kopf um das alles verarbeiten zu können. Und dann diese ständigen neuen Situationen. Krankenhaus. Kinderheim. Krankenhaus. Iso. Schule. Das war einfach zu viel. Ich wusste gar nicht wo ich anfangen sollte. Zum Glück konnte ich meine Psychologin besuchen, die mir dabei half, überhaupt erst mal eine Ordnung in das alles zu bringen. Ich sollte alle meine Gedanken, die ich momentan im Kopf hatte, in Stichpunkten auf einen Zettel schreiben. Danach überlegten wir gemeinsam welche ich im Kopf behalten sollte und welche mir nicht gut taten. Die guten umkreisten wir mit grün, die schlechten mit rot. Frau Stein erklärte mir dann, dass sich schlechte Gedanken auch zu guten Gedanken entwickeln konnten, wenn man sie anders betrachtete. Und das war ihr Ziel für die nächsten Wochen, so sagte sie mir. Sie würde aber auch versuchen, manche Gedanken ganz aus meinem Kopf zu verbannen. Sie probierte während der letzten Sitzungen neue Methoden aus. In den anfänglichen Gesprächen hatte sie mich erzählen lassen, oder oft hatte sie mir auch etwas zu bestimmten Thematiken erzählt. Nun hatte sie sich anscheinend ein Bild gemacht und mir gesagt, dass wir einen Schritt weiter gehen könnten wenn ich das wollte und ich hatte das bejaht.

Wie ein EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt