chapter 21

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Am Sonntagabend kam der Anruf. Marc überbrachte mir die Nachricht, aber ich hörte auch immer wieder Anjas Stimme im Hintergrund. Er sagte mir sie würden mich morgen früh holen können. Ich sei beurlaubt.

„Ich... Ich kann grad gar nicht viel sagen... Ich, mir kommen die Tränen, ich freue mich so."

„Wir uns auch. Wir können es gar nicht abwarten. Wir haben die letzten Nächte kaum geschlafen vor Aufregung. Ehm, ich weiß nicht ob sich das jetzt komisch anhört, ich hoffe du verstehst das. Wir haben dein Zimmer noch nicht gestrichen und auch noch keine Möbel außer ein Bett und einen Schreibtisch drin stehen. Wir wollen es gemeinsam mit dir gestalten, weil wir uns nicht sicher waren was die gefällt. Wir wollen, dass es dir gefällt und es dir so schon wie möglich machen. Wenn du magst, können wir auch morgen sofort in den Baumarkt fahren, aber wenn dir das zu früh ist können wir das auch im Laufe der Woche machen. Wie du möchtest. Wir freuen uns auf jeden Fall ganz riesig."

„Jaja klar, das finde ich sehr aufmerksam und rücksichtsvoll von euch. Vielen Dank."

„Wir kommen dich dann morgen um acht Uhr holen. Mit der Heimleiterin ist das schon abgesprochen."

„Ja super."

„Dann schlaf mal gut oder versuch es zumindest. Bis morgen früh."

„Bis morgen früh." Ich konnte mich kaum halten vor Grinsen. Die Betreuerin am Empfang gratulierte mir herzlich und wünschte mir alles Gute. Ich kannte sie nicht, sie war wahrscheinlich für die Jüngeren zuständig. Sie erschien mir sehr nett. Ich bedankte mich und machte mich dann auf den Weg zu Frau Stein. Ich klopfte und sie öffnete die Tür, sagte mir aber sie sei gerade in einer Sitzung. In zehn Minuten wär sie fertig. Ich sagte, dass ich solange warten würde und wartete dann vor der Tür. Als ein etwas jüngeres Mädchen herauskam trat ich ein.

„Hallo Gabby, was kann ich für dich tun? Wir hatten gar keinen Termin."

„Ich weiß. Hätten Sie vielleicht trotzdem Zeit? Es dauert auch nicht lang."

„Ja, komm herein. Der nächste Termin kommt erst in einer halben Stunde."

„Was gibt's denn?" fragte sie als wir Platz genommen hatten. Doch noch bevor ich überhaupt irgendein Wort heraus brachte, fing ich schon an zu weinen vor Freude.

„Meine Adoptiveltern haben gerade angerufen. Sie holen mich morgen früh ab." Überglücklich strahlte ich sie an und nahm mir ein Taschentuch aus der Box auf dem Tisch.

„Das ist ja unglaublich! Wie schön, ich freue mich so für dich."

„Danke. Ich bin eigentlich nur hier weil ich mich von ganzem Herzen bei Ihnen für all die Mühe und den Aufwand bedanken wollte. Sie haben mir so sehr geholfen. Hätte ich Sie hier nicht gehabt, wäre ich wahrscheinlich komplett verrückt geworden. Sie haben mich sehr verändert und mir beigebracht dass es im Leben immer weiter geht und man immer einen Grund hat um weiterzukämpfen. Ohne Sie hätte ich es gewiss nicht geschafft hier zu überleben."

„Gabby, deine Worte rühren mich ziemlich. Das ist genau das, was ich an meinem Job so liebe. Wenn ich höre dass ich Menschen helfen konnte und sie ein wenig glücklicher gemacht habe. Ich danke dir für deine Worte und natürlich können wir gemeinsam nach jemandem suchen, der deine Therapie weiterführt. Ich kann dich gerne weitervermitteln."

„Das wäre sehr nett. Aber mir liegt auch noch eine weitere Sache auf dem Herzen. Ich habe Ihnen ja erzählt dass ich gegen die Brüder Anzeige erstatten will und daher wahrscheinlich aussagen muss. Sie wissen auch, dass ich dazu noch nicht bereit und noch nicht stark genug bin. Doch wenn ich es irgendwann sein werde, würden Sie dabei sein wollen?"

Wie ein EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt