Ich wachte auf und griff direkt nach einer Plastiktüte, die auf dem Nachttisch lag. Ich hatte gestern kaum gegessen, doch die zwei Bissen Kuchen kamen wieder raus. Gemischt mit viel Speichel. Meine Oma wurde wach und schaute mich entsetzt an. Sie wollte aufstehen.
„Nein Oma. Bleib sitzen, bitte! Ist alles ok aber bleib sitzen." rief ich.
„Ja dann hole ich aber wenigstens eine Schwester hier her." sagte sie.
Sie drückte auf die Klingel, die auf ihrem Nachttisch lag. Nach wenigen Sekunden kam eine Schwester herein.
„Ach Gott!" Gekrümmt saß ich auf meiner Bettkante und wischte mir den Mund mit einem Taschentuch ab. Sie nahm mir die Tüte ab und holte einige Tücher. Drei davon drückte sie mir in die Hand, damit ich mein Gesicht abputzen konnte. Mit dem Rest wischte sie das, was daneben gegangen war, vom Boden auf und schmiss die Tücher in den Müll. Danach kam sie zu mir und half mir beim wieder hinlegen. Sie fragte ob alles ok sei und ob ich Schmerzen hätte.
„Nein. Jedenfalls keine neuen." sagte ich, obwohl ich wieder dieses Gefühl hatte jeden Moment umzukippen. Alles drehte sich. Die Schwester gab mir einen Schluck Wasser aus dem Glas, das ebenfalls auf meinem Nachttisch stand. Und dann war sie auch schon wieder weg und ich unterhielt mich mit meiner Oma.
„Wie hast du geschlafen, Oma?" fragte ich.
„Naja gut ist anders. Diese blöden Krankenhaushemden sind ein bisschen unbequem und kratzen." Womit sie Recht hatte. Da wir ja keine Kleidung außer die von der Beerdigung mithatten, mussten wir uns gestern diese unförmigen und nicht ganz so bequemen Kleidchen aus dem Krankenhaus anziehen. Das hatten sie mir auch schon angezogen als ich im Koma gelegen hatte. Die Woche danach musste ich es auch noch tragen. Ich hatte auch nicht besonders gut darin geschlafen. Doch es wäre lächerlich gewesen, sich in meiner Situation über so etwas aufzuregen.
„Und was meinst du wie jetzt alles weitergeht?"
„Mein Engel, ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Aber auf jeden Fall kommst du zu mir wenn es mir besser geht und wir beide hier raus sind. Mir geht es bestimmt bald besser."
„Ja ich hoffe, dass es dir schnell wieder besser geht. Aber mal angenommen es geht dir nicht schnell wieder besser. Was machen wir denn dann?"
„Gabby, nun mach dir doch nicht so viele Gedanken. Das wird schon alles wieder. Keine Angst. Okay?"
„Okay." sagte ich um sie zu beruhigen. Doch mir selbst ließ das einfach keine Ruhe. „Können wir trotzdem mal mit dem Arzt reden?"
„Natürlich meine Hübsche. Ich gehe eben zum Schwesternzimmer."
„Aber bitte geh langsam und vorsichtig." bat ich sie. Dann stand sie langsam auf, nickte und war auch schon durch die Tür verschwunden.
Ich schloss die Augen, in der Hoffnung der Schwindel würde endlich weg gehen. Aber es tat sich nichts. Wie lang sollte das noch so weitergehen? Der Schwindel, das ständige Übergeben, die ganzen Schmerzen. Ich dachte wieder darüber nach, was passieren würde wenn meine Oma nicht mehr fit werden würde. Bei dem Gedanken stiegen mir die Tränen sofort wieder in die Augen. Plötzlich hörte ich einen Knall. Er kam vom Flur und ich dachte mir schon was passiert war. Ich konnte eigentlich noch gar nicht wieder laufen, war viel zu schwach und hatte viel zu viele Schmerzen aber ich sprang auf und humpelte auf einem Bein auf den Flur. Und das war mit einem Gipsbein wirklich nicht einfach. Da ich den Ständer mit der Flüssigkeit, die in meinen Arm geleitet wurde, völlig vergessen hatte riss ich ihn mir halb aus dem Arm. Ich schrie kurz auf, zog das blöde Ding dann hinter mir her und sah meine Oma auf dem Boden des Flures liegen. An der Hand blutete sie ein bisschen, weil sie anscheinend auf die Kante des Geländers gefallen war. Ich riss die Augen auf und brach zusammen. Ich sah nur noch kurz eine Schwester, wie sie mir auf die Wange klopfte, dann war ich weg.
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Wie ein Engel
Teen FictionGabby ist 14 als sie ihre Eltern bei einem Autounfall verliert. Sie selbst wacht nach einer Woche im Koma im Krankenhaus auf. Nach wenigen Wochen verliert sie jedoch auch noch ihre Oma, die aufgrund eines Schwächeanfalls ins Altersheim muss. Völlig...