„Bringen Sie mir bitte den stärksten Kaffee, den Sie im Krankenhaus haben." Jammerte ich ohne den Pfleger wirklich anzuschauen.
„Ich schaue, was ich erreichen kann." Grinste er während er zu mir kam. „Aber erst muss ich dir deine Medikamente geben." Er breitete die Palette auf meinem Tisch aus und verabreichte mir alles, was ich einnehmen musste. Anschließend nahm er mir Blut ab und misste den Blutdruck.
„Oh je. Das sieht aber heute alles andere als beruhigend aus. Ich habe schon von meiner Kollegin erfahren, dass du heute Nacht starkes Nasenbluten hattest und dich übergeben musstest. Kein Wunder dass deine Werte so schlecht sind und du im Gesicht so aussiehst. Du musst gleich ganz dringend was zu dir nehmen. Das ist wichtig! Verstehst du?" Ich nickte leicht. Meine Werte juckten mich recht wenig, wann waren sie denn auch schon mal gut? Fast nie.
Als das Frühstück kam versuchte ich so viel wie möglich zu essen. Es klappte auch relativ gut, obwohl ich schon beim Aufsetzten fast zusammenklappte. Mein Kopf hämmerte wieder, mir wurde schwindelig und ich fühlte mich wie der Tod. Erst als ich den Kaffee trank, kam mein Kreislauf allmählich in Schwung. Auch das Essen tat gut, ich fühlte mich wieder ein bisschen kräftiger. Aber trotzdem legte ich mich kurz später wieder hin. Ich wollte erst mal eine Runde schlafen um mich von den Strapazen der vergangenen Nacht zu erholen.
Ich schlief sofort ein und wachte erst wieder am frühen Mittag auf. Der Schlaf hatte gut getan, ich fühlte mich ein bisschen erholter und stabiler. Als ich mich gähnend umdrehte, erschrak ich erst mal. In dem Bett neben mir lag ein Mädchen. Etwas jünger als ich. Sie schaute an die Wand und rührte sich nicht. Ich setzte mich verwundert auf.
„Ähm. Hallo, ich bin Gabby... Und du?" Sie reagierte nicht. Ich versuchte ihren Namen auf dem kleinen Namensschild zu lesen, konnte ihn aber nicht erkennen. „Hallo.?" Ich wartete ein paar Sekunden. Keine Reaktion. Ich war verwirrt und runzelte skeptisch meine Stirn.
„Ich heiße Gabby. Verstehst du mich?" Langsam drehte sie den Kopf zu mir, schaute mich kurz an und riss verschreckt die Augen auf. Ohne einen Ton von sich zu geben drehte sie sich wieder weg. Äußerst misteriös. Vielleicht war sie stumm oder taubstumm. Anders konnte ich mir ihr Verhalten nicht erklären. Ich drehte mich zurück in Richtung Fenster, zu dem die Sonne hereinschien. Es war wundervolles Wetter draußen. Es war ein Uhr und das Mittagessen kam auf die Minute pünktlich. Allerdings ließ ich es erst einmal unter dem Deckel und versuchte mit meinen wackligen Beinen ins Badezimmer zu gehen. Ich musste auf die Toilette und mir endlich mal die Zähne putzen. Als ich die Zahnpasta ausgespuckt hatte und in den Spiegel sah, schrie ich kurz auf. Ich war ja einiges gewohnt aus der letzten Zeit, aber so abstoßend hatte ich in all den Monaten nicht ausgehen. Ich wich schockiert zurück als ich ein mit Flecken bedecktes, mageres Gesicht im Spiegelbild sah. Der Arzt hatte von Blutergüssen gesprochen, aber das waren schon keine Blutergüsse mehr. Der gesamte Bereich um meine Augen herum war blau, lila und rot angeschwollen. Nun war mir auch klar, warum ich das linke Auge kaum öffnen konnte. Auch auf meiner Stirn und meinen Wangen waren deutliche Flecken zu erkennen, ich fühlte mich wie ein Monster. Verzweifelt fing ich an zu weinen, konnte aber meinen Blick nicht vom Spiegel lösen. Plötzlich ging die Tür auf und ich wurde aus meinem Schockzustand gerissen. Es war Jayden, der mich in den Arm nahm und mich festhielt als ich zusammensackte.
„Hey... Hey meine Prinzessin. Beruhig ich, ich bin hier, es ist alles gut. Komm, ich bringe dich wieder in dein Bett. Mit dem einen Arm griff er um meinen Rücken, mit dem anderen unter meine Kniekehlen, sodass er mit der Hand noch den Fusionshalter ziehen und mich ins Bett tragen konnte. Vorsichtig setzte er mich ab und deckte mich zu. Ich hatte nur Unterwäsche und ein T-Shirt an. Er setzte sich neben mich und griff meine Hand. Dann küsste er sie und streichelte beruhigend darüber.
DU LIEST GERADE
Wie ein Engel
Teen FictionGabby ist 14 als sie ihre Eltern bei einem Autounfall verliert. Sie selbst wacht nach einer Woche im Koma im Krankenhaus auf. Nach wenigen Wochen verliert sie jedoch auch noch ihre Oma, die aufgrund eines Schwächeanfalls ins Altersheim muss. Völlig...