Kapitel 19 ☛ Liebeskummer kommt selten allein
Als Hermine Granger tränenüberströmt den Gemeinschaftsraum ihrer kleinen geteilten Wohnung betrat, wusste Blaise sofort das etwas nicht stimmte. Nachdem er die braunhaarige Gryffindor und auch seinen besten Freund nicht auffinden konnte, hatte er eigentlich geglaubt, die beiden wären sich endlich näher gekommen. Aber offensichtlich schafften sie es nicht ohne ihn.
Ginny hatte sie in eine tröstende Umarmung gezogen und Blaise wollte unbedingt wissen, was Draco gemacht hatte. Denn es musste mit ihm zusammenhängen, dass Hermine so neben der Spur war. Ohne etwas zu sagen, hatte er sich aus dem Raum geschlichen und war jetzt auf der Suche nach dem blonden Slytherin. Er musste an mehreren Orten suchen, zu denen Draco sich gerne zurückzog, eher er ihn im Badezimmer der maulenden Myrte vorfand.
»Hier hast du dich also verkrochen. Sag, was ist passiert?«
Blaise trat näher zu Draco, der sich an eines der Waschbecken gelehnt hatte, und war geschockt, als er seinen besten Freund sah. Draco war immer bemüht, seine Emotionen nicht offen zu zeigen, aber jetzt gerade konnte man nur zu gut erkennen, wie schlecht es ihm ging.
»Draco?«, fragte er vorsichtig nach und sein bester Freund fixierte ihn mit seinem Blick.
»Ich habe ihr gesagt, dass sie sich von mir fernhalten soll«, meinte er und stieß sich von dem Waschbecken ab. Trotzdem wirkte Dracos Haltung nicht so stolz wie normalerweise.
»Ich dachte die ganze Zeit, dass du Gefühle für sie hast«, sagte Blaise, weil er ihn immer noch nicht verstand. Hatte Hermine ihn eben zurückgewiesen? Aber warum sollte sie dann weinen?
»Das habe ich ja auch, das ist doch das Schlimme!«
»Dann verstehe ich nicht, wieso sie eben weinend in unsere Wohnung gekommen ist!«
»Sie hat geweint?«, fragte er verblüfft.
»Draco sag mir endlich, was passiert ist!«, knurrte Blaise ihn an, er wollte endlich Antworten.
»Meine Eltern haben mir am Sonntag einen Brief geschrieben und mich daran erinnert, dass sie auf Brautsuche sind. Sie wollen, dass ich mich noch dieses Jahr verlobe.« Dracos Stimme klang monoton und regelrecht kraftlos. Blaise schluckte.
»Du hast ihnen hoffentlich geschrieben, dass du dir deine Braut selbst suchen willst?«
»Blaise du weißt ganz genau, wie meine Eltern sind, besonders wie mein Vater ist. Wenn meine Wahl reinblütig wäre, würden sie vielleicht zustimmen aber niemals würden sie Granger als Schwiegertochter akzeptieren.«
»Dann scheiß auf deine Eltern, was du willst, ist doch viel wichtiger! Mit der Zeit werden sie es schon begreifen und sie akzeptieren«, schrie Blaise seinen besten Freund schon fast an.
»Nein ... das würden sie nicht.«
»Du willst kampflos aufgeben Draco? Willst du nicht für dein Glück kämpfen? Verdammt, sie hat doch offensichtlich auch Gefühle für dich!«
»Das macht es ja nur noch schlimmer. Eigentlich habe ich gedacht, dass sie unerreichbar für mich ist, dass es nur eine kleine Schwärmerei ist, aber es ist mehr, viel mehr«, sagte Draco und seufzte.
»Dann kämpfe verdammt nochmal! Sei kein Feigling!«, brüllte Blaise ihn schon fast an und zog ihn an seinem Kragen hoch, um seine Aussage zu verdeutlichen. Draco lächelte entschuldigend.
»Ich bin offensichtlich ein Feigling. Meine Familie ist mir wichtig Blaise, ich möchte nicht, von ihr verstoßen werden, ich will kein Brandfleck im Stammbaum werden.«
»Na schön, wenn du dann mit irgendeiner Tussi unglücklich werden willst, gut. Sag dann nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. Sei um acht wieder in der Wohnung, ein Kuss gönnt dir das Schicksal scheinbar.«
Mit diesen Worten ließ Blaise Draco alleine. Er war der Meinung, dass er jetzt erst einmal selber nachdenken sollte. Als ob er sich nicht gegen eine Zwangsheirat wehren könnte. Blaise hatte seiner Mutter auch deutlich gemacht, dass er sich seine Braut selbst aussuchen würde. Und ihm war es dabei sowas von egal, welchen Blutstatus sie haben würde. Blaise blieb mitten im Gehen stehen und seufzte. Er war so ein Heuchler. Draco gegenüber meinte er, er solle für seine Liebe kämpfen und er selbst tat nicht mit Ginny Weasley, in die er sich doch ein wenig verguckt hatte. Nur dummerweise war sie in einer festen Beziehung mit Potter und damit schien wohl sein Glück genauso kaputt zu sein, wie das von Draco.
»Verfluchte Scheiße«, brummte er und setzte seinen Weg fort. Er wollte noch nicht zurück in die Wohnung, da er die beiden Frauen jetzt nicht sehen wollte. Gleichzeitig wusste er aber auch nicht, wohin er gehen sollte. Deswegen ließ er sich einfach von seinen Füßen treiben und genoss es dabei, endlich wieder in seinen Körper zu sein.
Irgendwie war er ins Erdgeschoss gekommen und entschied sich jetzt spontan nach draußen zu gehen.
Kalter Wind empfing ihn und Blaise vergrub seine Hände tief in seinen Umhangtaschen.
Den Weg zum See hatte er schneller als gedacht hinter sich gelassen aber es hatte ihm nicht geholfen, einen klaren Gedanken zu fassen. Stattdessen fiel ihm auf, dass sie McGonagall gar nicht bescheid gegeben hatten, dass sie wieder ihre Körper zurückgetauscht hatten. Das sollten sie dringend nachholen.
Blaise setzte sich nachdenklich auf den Boden und starrte auf das schwarze Wasser. Dabei war es ihm egal, wie kalt der Untergrund war. Es war dunkel geworden und der Mond spiegelte sich an der Wasseroberfläche wieder.
»Ihr Slytherins seit im Moment reichlich grüblerisch nicht wahr?«, hörte Blaise eine sanfte Stimme hinter sich. Er drehte sich um und konnte Luna Lovegood entdecken, die ihn leicht verträumt anschaute.
»Oder suchst du auch etwas? Ich habe meinen Schal verlegt, du hast doch nicht zufällig einen Ravenclaw Schal gefunden?«, fragte sie weiter und setzte sich spontan neben ihn. Blaise war sich nicht sicher, ob er überhaupt schon einmal ein Wort mit ihr gewechselt hatte und doch freute er sich über ihre Anwesenheit. Eine Person, die nichts mit dem ganzen Chaos zutun hatte, war eine schöne Abwechslung.
»Accio Luna Lovegoods Schal«, sagte Blaise den Zauber, mit seinem Zauberstab in der Hand und wenig später flog der blaue Stofffetzen auf sie zu.
»Oh, vielen Dank«, meinte Luna und nahm ihn von Blaise an.
»Du hast gestern mit Draco geredet oder?«, fragte Blaise und sie lächelte ihn an.
»Oh ja, er war ziemlich durcheinander und ich habe ihm nur ein paar Fragen gestellt. Danach schien er sich zumindest über seine Gefühle im Klaren gewesen sein. Es waren ziemlich viele Nargel um ihn herum, wahrscheinlich verwirren sie ihn nur noch mehr«, erklärte Luna und Blaise konnte nicht anders als aufzulachen. Er hatte noch nie von Zauberwesen namens »Nargel« gehört, aber er hatte schon gehört, dass Luna anders war. Und das gefiel ihm gerade sehr gut.
Das Gespräch mit Luna war lustig und brachte ihn auf andere Gedanken.
»Ich muss dir leider sagen, dass ich wieder zurückgehen werde, mir ist doch etwas kalt«, sagte Luna irgendwann und zog den Schal enger an sich. Blaise stand sofort auf und hielt ihr eine Hand entgegen. Auch ihm war jetzt deutlich kälter, aber er hatte dieses zufällige Treffen nicht unterbrechen wollen.
»Es war schön sich mit dir zu unterhalten«, meinte Luna, als sie sich auf den Weg zurück ins Schloss machten.
»Ja, das war es wirklich, vielleicht können wir es demnächst noch einmal wiederholen?« Als Luna ihm lächelnd zunickte, hatte Blaise Ginny schon vollkommen vergessen.
Nachdem er sich von Luna verabschiedet hatte, hatte er erst gemerkt, dass es schon kurz vor acht Uhr war. Er hatte fast eine Stunde mit ihr draußen am See gesessen, aber jetzt musst er schnellstens zurück zur Wohnung. Immerhin hatte er heute Morgen den Zeitpunkt acht Uhr ausgewählt, um Hermine ihre Pflicht Aufgabe erfüllen zu lassen.
Deswegen beeilte er sich zurück zur Wohnung zu kommen. Hektisch lief er die Treppen hoch und bog in den Gang ein, in dem die Räume seiner Gruppe lagen. Endlich an der Tür mit der goldenen 21 sagte er atemlos das Passwort und trat schließlich um Punkt acht Uhr ein.
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Das dritte und somit letzte Kapitel für heute kommt um 21 Uhr! :)
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Swapped Bodies
FanfictionIm siebten Schuljahr stellt der Unterrichtsstoff für Hermine teilweise keine Herausforderung mehr da. Professor Slughorn gibt ihr daraufhin eine extra Aufgabe, die nicht ganz ohne Hintergedanken war. Als sie es schließlich schafft, muss Hermine mit...