Kapitel 22 ❥ Rückzugsorte

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Kapitel 22 ❥ Rückzugsorte


Am Freitagmorgen hatte Hermine sich in die Bibliothek zurückgezogen. Sie genoss die vertraute Umgebung und den Geruch der Bücher. Eine Weile ging sie nur durch die verschiedenen Regale und berührte die Buchrücken mit ihren Fingerspitzen. Dann griff sie wahllos nach einem der Bücher und setzte sich an ihrem Lieblingstisch etwas abseits. Als sie die erste Seite aufschlug, verschwammen die Buchstaben vor ihrem Auge. Sie konnte sich einfach nicht konzentrieren. Gewissensbisse plagten sie. Es war nicht richtig darauf zu hoffen, Ron benutzen zu können, um Draco eifersüchtig zu machen. Und doch hoffte sie darauf, dass Draco sie mit Ron zusammen sehen würde.

Ein klärendes Gespräch mit Ron musste sie so oder so führen ... und wenn sie so noch etwas erreichen könnte, um Draco für sich zu gewinnen, was sprach dagegen? Hermine biss sich auf ihre Unterlippe und klappte das Buch wieder zu. Als sie es frustriert von sich schob, hörte sie plötzlich Stimmen.

»Ich habe gestern Blaise Zabini mit Luna Lovegood zusammen gesehen.«

Interessiert schaute Hermine auf und versuchte die Mädchenstimme zu orten. Was hatte Zabini denn mit Luna zutun?

»Was Zabini mit Loony? Ich dachte, der ist schwul?«

Bei diesem Kommentar breitete sich ein kleines Lächeln auf Hermines Gesicht aus. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, seit sie dieses Gerücht ausgelöst hatte.

»Offensichtlich doch nicht. Angeblich soll er auch versucht haben, etwas mit Ginny Weasley anzufangen.«

»Als ob wirklich? Wer hat das denn gesagt? Ich meine, Zabini ist echt gutaussehend, aber der Auserwählte ist immer noch die bessere Partie.«

»Ja, das scheint sich Weasley auch gedacht zu haben.«

Hermine fragte sich, wie sich solche Gerüchte nur so schnell in Hogwarts verbreiten konnten. Vor allem, weil sie teilweise ziemlich an den Haaren herbeigezogen waren. Entschlossen stand sie auf und ging in die Richtung, aus der sie die beiden Mädchen gehört hatten.

Mit vor der Brust verschränkten Armen trat sie auf die beiden zu und erntete erschrockene Blicke. Es waren zwei Ravenclaws, wahrscheinlich nicht einmal im sechsten Schuljahr.

»Ihr solltet weniger über dämliche Gerüchte spekulieren und lieber lernen!«, sagte sie ernst und schaute erst der einen, dann der anderen in die Augen, bis sie beide peinlich berührt den Blick abwanden.

»Und nur zu Info, nichts davon ist wahr«, ergänzte sie noch, ehe sie sich umdrehte und die Bibliothek verließ, ohne noch einmal zurückzublicken.

Das kurzzeitige Hochgefühl, den beiden ihre Meinung zu sagen, verebbte schnell wieder. Hermine hatte Ablenkung gesucht, sie aber nicht wirklich gefunden. Und jetzt fingen ihre Gedanken wieder an, sich um Draco zu drehen. Frustriert über ihr eigenes Verhalten, wollte sie gerade die Treppe nach unten zur Eingangshalle nehmen, als sie einen hellblonden Haarschopf sah. Sofort gefror sie in ihren Bewegungen, ehe sie Draco richtig sehen konnte. Sie stand oben an der Treppe und konnte beobachten, wie Draco auf das Eingangstor zuging. Er hatte seine Hände in seinen Taschen vergraben und seinen Blick gesenkt. Ohne weiter darüber nachzudenken, folgte Hermine ihm und versuchte so wenig Geräusche zu machen wie möglich.

Es wäre endlich eine Chance ihn einmal alleine anzutreffen. Hermine beeilte sich, ebenfalls durch das Portal zu gehen und es dauerte etwas, bis sie Draco wieder entdeckt hatte. Offensichtlich war er auf dem Weg zum verbotenen Wald.

Eine Weile folgte Hermine ihm, bis sie sich sicher war, dass keine andere Person in der Nähe war.

»Draco«, sagte sie dann, um auf sich aufmerksam zu machen. Draco drehte sich anscheinend erschrocken um und griff sogar nach seinem Zauberstab. Wahrscheinlich noch ein Reflex aus dem Krieg. Als er Hermine erkannte, ließ er den Stab sinken. Aber Hermine konnte mal wieder nicht seinen Gesichtsausdruck deuten.

Swapped BodiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt