Embry Call | Verlorene Familie

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Ich rannte. Schnell, viel zu schnell um genaues um mich herum wahrzunehmen, zu langsam um den Gedanken zu entfliehen.

„Sie sind weg" tönte es in meinem Kopf und ich rannte noch schneller. Ich versuchte an etwas anderes zu denken, ich zwang meine Gedanken zum Sternenhimmel zu dem Waldgeruch, doch weder der Schmerz in mir ging zurück noch die Gedanken. Fast verzweifelt versucht eich schneller zu werden. Der Wind fegte durch mein Fell und kurz wünschte ich mir, mir wäre kalt. Kälte lenkte ab, mehr als Schnelligkeit, das glaubte ich zumindest. Tief im Inneren war mir klar, dass das lächerlich war und nichts besser würde durch Temperaturen. Der Verlust der über all in mir war, ging nicht weg.

Ich wusste nicht wie lange ich schon lief, auf jeden Fall soweit, dass ich nicht mehr wusste in welcher Gegend ich war.

„Egal, egal, egal" schimpfte ich wütend. Als ob ich jemals wieder in meine Heimat gehen würde, als ob ich das verkraften könnte. Mit den ersten Regentropfen kam eine unendliche Müdigkeit. Sie war plötzlich da, so als wären alle meine Kräfte plötzlich weg, vielleicht weil mein Adrenalin nachließ oder die Wut oder beides. Ich rannte bestimmt noch einmal fünfhundert Meter bis ich zum Stehen kam. Erst dann verwandelte ich mich zurück in einen Menschen. Mein Körper zitterte und machte es mir schwer den Beutel um meinen Arm zu lösen. Ich zog ein Oberteil und eine Hose heraus und zog mich an. Ich versuchte mich selbst zum weiter laufen zu überreden, warum wusste ich nicht, ich hätte auch stehenbleiben können. Schließlich fiel ich, Dreck spritzte nach allen Seiten. Ich merkte erst jetzt das meine Wangen nass waren, ich weinte. Meine Freunde, eigentlich ein Teil meiner Familie waren tot, einfach weg. Nicht mehr da. Das nur wegen einem dieser weißen Dreckssäcke. Ich hatte sie sterben hören. In meinem Kopf waren ihre letzten Gedanken gewesen, ihre letzten Sekunden, ihre Schmerzen und ich? Ich war weg gerannt. Sicher, es war das einzig kluge, ich hätte nichts am Schicksal ändern können, dennoch war ich einfach gegangen, ich hatte sie sterben lassen und war feige weg gelaufen.

Das erste war ich spürte war Nässe, dann Schmerz, der langsam schlimmer wurde. Ich lag auf dem Boden im Matsch. Ich erinnerte mich an gestern Nacht, ich lag noch immer im Wald. Statt der Stille gestern, zwitscherten Vögel und Blätter raschelten. Langsam erhob ich mich, mein zustand musste erbärmlich wirken, voll mit Dreck und rote Augen hatte ich sicher vom Weinen auch.

Acht Tage (Oder waren es schon Neun?) war es her, dass Vampire mein Rudel ermordet und ich geflohen war. Ich hatte seit dem nicht richtig gedacht, jetzt kam mir zum ersten Mal der Gedanke, was werden sollte. Ich meine, was soll ich mit mir anfangen? Ich schüttelte meinen Kopf um klarer in der Gedanken zu werden, als ich Schritte hörte. Ich drückte mich an einen Baum. Geh vorbeiflehte ich, wetten irgendein Wanderer. Doch als ich die Luft erneut einzog ich etwas anderes, etwas fast vertrautes. Werwolf? Unmögliche... es gibt nur unseres Rudel oder nicht? Ich hielt die Luft an, Sekunden zogen sich in Ewigkeiten. Die Schritte verstummten plötzlich. Er war noch da, er stand ganz nah bei mir, vielleicht auf der anderen Seite des Baumes. Aus dem Augenwinkel sah ich eine Bewegung und reflexartig duckte ich mich. Schlug in die Richtung wo ich den Kopf des Angreifers vermutete und traf etwas. Ich wollte mich umdrehen zum Fliehen oder zumindest um Abstand zu bekommen.

„Stopp, Stopp!" rief der den ich wohl eben geschlagen hatte.

„Bitte ich tu dir nichts." Aus irgendeinem Grund entspannte ich mich. Auf eine seltsam fremde weise legte sich meine Angst und ich sah den Jungen vor mir zum ersten mal richtig an.

Er war groß, schlank und war lediglich mit einer Hose bekleidet. Als mein Blick seine Augen traf wurde mir schwindelig. Plötzlich war der Schmerz der letzten Tage wie weg geblasen und auch meine Müden Glieder spürte ich nicht mehr. Ich fragte mich, warum ich nicht früher her gekommen war und eigentlich machte nichts einen Sinn, aber das war egal, denn ich war hier, hier wo ich sein sollte, wo ich hätte immer sein sollen. Ich würde für den Jungen vor mir alles tun, wenn er es gewollt hätte, wäre ich ans Ende der Welt gereist, darüber hinaus oder was auch immer er wollte. Ich würde alles für ihn sein, das was er wollte und brachte. Ich konnte gar nicht anders. Wie in einem Rausch stand ich betäubt da und starrte auf die Person, meinen Seelenverwandten an.

Er redete als erstes, nach ein paar Sekunden vielleicht oder auch nach Stunden, obwohl die Zeit eigentlich gerade jetzt keine Rolle spielte.

„Ich, ähm..." Er stotterte und ging ein paar Schritte auf mich zu. Ich bewegte mich nicht, sah ihn nur an, bis ich plötzlich den letzten Meter zwischen uns überwand und ihm um den Hals fiel. Als ob es jemand wäre, den ich lange nicht mehr gesehen hatte. Er schloss mich ebenfalls in die Arme. Es war unsinnig, ich kannte nicht mal seinen Namen und doch war es das einzig Richtige.

Ich zog meinen Kopf zurück und sah ihn an. Er schaute zurück. Ewigkeiten in denen wir uns in die Augen sahen und schließlich küssten.

Es ist wohl kein Geheimnis, dass Embry auch ein Werwolf war. Sam (der Alpha) stimmte zu, dass ich mit in sein Rudel durfte, nachdem ich erzählt hatte, warum ich keines mehr hatte. Die Schäden die der Verlust meines Rudels hinterlassen hatte, gingen nie ganz weg, aber Embry half mir, sodass es leichter war. Mein neues Leben war schön und ich hoffte es blieb so.

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Es tut mir leid, dass es länger gedauert hat.

One Shots || CloseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt