Liebe Gedanken...

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Liebe Gedanken,

Du kennst unsere Beziehung. Du machst die Arbeit für mich und ich bin die leere Hülle, die deine Aufträge ausführt. Das ist schon so, seit du denkst. Du weißt genau, dass zwischen uns eine Hassliebe besteht. Weder ich, noch du konnten es sich uns gegenseitig aussuchen, ob wir uns denken wollen oder nicht.

Ich benötige dich, um zu leben und nicht nur zu existieren und du benötigst mich um zu bewegen und nicht nur sein. Das lässt uns uns gegenseitig brauchen.

Manchmal aber kannst du ziemlich nerven. Du bist unfokussiert und tust häufig zu vieles gleichzeitig. Ich will nicht dass du, wenn ich kurz vor dem Schlafen bin, mir noch mit einer Idee kommst, sodass ich bis 5 Uhr morgens wach bleibe. Ich will auch nicht an das Mittagessen denken, wenn vor mir das Frühstück steht. Das nennt sich Taktlos!

Liebe Gedanken, ich hasse dich oft. Du lässt mich über Dinge wissen, die ich nie wieder denken wollte und kommst mir in den unpassendsten Situationen mit dem Gewissen. Ich will nicht alles wissen, was du mich wissen lassen willst! Du machst das nicht aus Absicht, lässt du mich denken.

Ich hasse dich, wenn du Pläne ausfeilst, die nicht einmal in irgendeiner Form machbar sind, denn darüber nachzudenken ist Zeitverschwendung!

Aber natürlich hast du nur gedacht, dafür kannst du nichts, das ist deine Berufung für alle Zeit, zu denken, deshalb musst du auch Vorteile besitzen.

Liebe Gedanken, ich liebe dich, wenn du mich an die Schönheit der Welt erinnerst, wenn du mir meinen Lebesgrund zeigst, wenn du mich an die Blumenwiese mit den schnatternden Gänsen denken lässt.

Ich liebe dich auch, wenn du so weit denkst, dass es wie eine Erweiterung des Sichtfeldes wird, selbst wenn ich es eigentlich nicht sehen wollte, danach werden immer mehr Berge zu sehen sein, die du mir zeigst, du willst mir alles zeigen, auch was ich nicht hören will, dafür liebe ich dich.

Liebe Gedanken, du bist vielleicht nicht so schnell oder fokussiert, wie Hawkings Gedanken und vielleicht nicht so weise und wohlbedacht, wie die Aristoteles, aber du lässt mich die Welt anders  sehen, als Hawking oder Aristoteles und dafür danke ich dir.

Ich danke dir, denn durch dich bin ich ich und wir werden nie wieder so leben.

Danke Gedanken, dass du freier bist als ich und mich dennnoch nie verlassen wirst und mir die ganze Landschaft, mit Bergen und Tälern zeigst.

Deine Hülle, die dich Handeln lässt.

Warum ich mein Haus anzündete - KurzgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt