Back to the roots

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Ich traute meinen Augen kaum. Auf der Anzeigetafel des Flugzeuges, das ich gleich besteigen würde, stand kein Flughafen, an dem wir landen würden. Es war unglaublich. Ich hatte noch nie so eine Anzeigetafel gesehen. Vielleicht war unser Flug ja auch nur vergessen worden, was aber dagegen sprach, war, dass er auf der Anzeigetafel stand. Nur das Ziel stand nicht drauf. Ich stöhnte. Ich dachte, ich würde es jetzt schon wissen. Hoffentlich wäre es ein warmes Land. Australien war toll. Es war warm, man hatte das Meer und alle waren so freundlich. Ich liebte es. "Mama", mein Sohn zog mich ungeduldig hinter sich her. "Warte, Maxi, warte. Mama ist kein D-Zug." Ich schleppte zwei Koffer hinter mir her und noch dazu in einer Hand. "Da!", er deutete auf ein Gate, durch das wir gleich ins Flugzeug gelangen würden. In ein Flugzeug, dessen Ziel ich nicht kannte. Ganz toll. Meine gute Laune verflog mit jeder Sekunde mehr. Immerhin wäre ich bald in diesem verdammten Flugzeug. "Mommy", ich war etwas genervt. Warum konnte Maxi nicht so sein wie Leonia? Warum musste er immer Fragen stellen? Leonia. Ihr kleines Gesicht tauchte vor meinem inneren Auge auf. Ich verbat mir jeden Tag den Gedanken an sie. Ich vermisste sie so sehr. Ich wollte sie sehen, jeden Tag wurde meine Sehnsucht größer. Wenn ich nur ihr Gesicht auf Klatschzeitungen sah, wurde ich traurig. Meine Tochter. Mein Kind, das ich verlassen hatte. Jeden Tag tat es mir mehr weh. Nein, ich durfte mich nicht auf sie konzentrieren. Aber vergessen konnte ich sie auch nicht. Ich wollte wissen, wie es ihr ging, ob sie mir irgendwann vergeben könnte, dass ich sie verlassen hatte. Aber das alles konnte ich nicht wissen und musste aus meiner momentanen Situation das Beste machen. Ein Flugzeug mit einem Ziel nach Nirgendwo und einem Kleinkind. Toll. Trotzdem sollte ich wirklich das Beste daraus machen, anders ging es ja auch nicht, denn das Flugzeug begann, auf die Startbahn zuzurollen und Maxi zeigte ganz aufgeregt aus dem Fenster.
"Gefällt es dir?", ich lächelte meinen Sohn traurig an. "Ja!", er schaute mich mit seinen riesigen Augen an und ich wurde noch trauriger. Ich setzte gerade an, etwas zu ihm zu sagen, als der Pilot anfing, zu sprechen. Vielleicht würde ich ja jetzt endlich das Ziel erfahren, deshalb hörte ich gespannt zu. Es war alles wie üblich, aber der Pilot sagte das Reiseziel einfach nicht. Das könnte doch nicht wahr sein! Ich würde jetzt einen Passagier fragen. Aber dazu müsste ich noch ein wenig warten, denn ich konnte mich gerade nicht bewegen, da wir gerade starteten.
Als wir endlich in der Luft waren, setzte ich Max auf Susannas Schoß und ging auf den nächstbesten Passagier zu. "Entschuldigen Sie", sprach ich den jungen Mann freundlich an. "Wissen Sie, wo wir hinfliegen?" Der Mann schaute mich an, wie eine Verrückte und setzte sich seine überdimensionalen Kopfhörer auf. Ich drehte genervt den Kopf um und ging auf eine ältere Frau zu. Sie sah mich freundlich an. "Entschuldigen Sie, ich weiß, dass ist eine dumme Frage, aber wo fliegen wir hin?" Die Frau sah mich verständnislos an. "Wo fliegen wir hin?" Ich sah sie fragend an. "Warum fragen Sie mich das?" Sie schüttelte den Kopf. "Es ist eine Überraschungsreise von meiner Freundin gewesen, aber sie weiß das Ziel auch nicht. "Die jungen Leute von heute", sie schüttelte abermals den Kopf. "Nach Dänemark, Kopenhagen." Mir fiel die Kinnlade runter. "Das darf nicht wahr sein!" Ich konnte es nicht fassen. "Was ist denn, Liebes?", die Dame sah mich fragend an. "Ach nichts.", antwortete ich gelassen. "Mir können Sie nichts vormachen." Sie sah mich scharf an. "Schlechte Erfahrungen", stammelte ich deswegen nur und begab mich wieder auf meinen Platz. Von wegen Meer, Strand und Romantik. Nein, Dänemark. Das Land, in das ich nie wieder zurückwollte. Jetzt holte mich meine Vergangenheit doch noch ein. Wieso hatte ich nur jemals zugestimmt? Warum nur? Und hoffentlich würde ich nicht Stefan finden oder seine Freundin Nikolina. Bei meinem Glück wäre das aber garantiert der Fall. Nein, das durfte ich erst gar nicht denken, sonst würde es wirklich noch passieren. Ich würde Stefan oder sonst jemand aus seiner Familie nicht treffen. Ich würde zwei Wochen in Kopenhagen verbringen, ohne irgendeinen Zwischenfall. Das wollte ich. Und das würde so passieren. Ich müsste jetzt das Beste daraus machen.

Plötzlich Royal 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt