Beach

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Wir waren immer noch in Thailand. Allerdings hatten wir seit unserem letzten Gespräch, dem Frühstück vor knapp einer Woche nur noch Smalltalk betrieben, oder uns über unsinnige Sachen unterhalten, die uns nicht wirklich interessierten. Okay, es war also nur Smalltalk gewesen, wobei wir oftmals auch diskutierten, aber hauptsächlich nur, um die erdrückende Stille zu überbrücken, die sonst da gewesen wäre. Nur am Strand hatten wir diesen Zwang nicht. Dort lauschten wir einfach nur dem Rauschen des Meeres, der Brandung, den Meeresvögeln und dem Wind. Ich liebte diesen Ort. Schon seit ich klein war, wollte ich jedes Jahr mindestens einmal am Meer gewesen sein. Ich hatte dieses Ziel mit Stefan immer erfüllt. Apropos, wo war mein lieber Mann eigentlich? Ich schaute mich suchend um und erblickte ihn schließlich im Wasser. Ein wenig fröstelte es mich bevor ich ins Wasser glitt und mich von hinten an ihn heranschlich. Ich versuchte, so leise wie möglich zu sein, sodass er nicht mitbekam, was ich als nächstes vorhatte. Als ich dicht hinter ihm stand, spritzte ich Wasser auf ihn. Allerdings schien es nicht so, als würde es ihm etwas ausmachen, eher so, als würde es ihn amüsieren und als ob er darauf gewartet hatte. Erst nach ein paar Augenblicken drehte er sich um, sah mir spitzbübisch in die Augen und spritzte zurück. Schlussendlich artete das ganze in einer regelrechten Wasserschlacht aus. So viel Spaß hatten wir seit langer Zeit zusammen nicht mehr gehabt. Wie hatte ich das nur vermisst! Ihm ging es anscheinend ähnlich, denn er hatte denselben Gesichtsausdruck wie ich. Als mir klar wurde, dass es noch lange nicht so war wie früher, verlor ich jede Freude in meinen Augen. Sobald Stefan dies aufgefallen war, kam er zu mir und nahm mich in den Arm. Dieses Gefühl von Geborgenheit, Trost und Zuflucht hatte ich nur bei ihm und erst jetzt fiel mir auf, wie sehr ich es vermisst hatte. "Ich habe das vermisst. Ich habe dich so sehr vermisst." Meine Betonung lag auf "dich". Ich hoffte, er würde so etwas sagen, wie "Ich dich auch", stattdessen gab er nur ein Grunzen von sich und drückte mich noch fester an sich. Erst nach einer ganzen Weile lösten wir uns voneinander, und das nur, weil Stefan eingefallen war, dass es Zeit für die Abreise war und wir unseren ganzen Kram noch zusammen packen mussten. Ich im Gegensatz zu ihm, hatte keinen einzigen Gedanken an diese Sache verschwendet, ich hatte nur an ihn und mich gedacht, als wir noch glücklich waren. Ich hatte jeden unserer gemeinsamen Momente im Geiste noch einmal durchlebt und danach war ich nur noch trauriger, dass ich das alles aufgegeben hatte. Dafür war ich nun aber umso entschlossener, das alles wieder zurückzubekommen. Ich würde alles dafür tun, um Stefan das auch noch beizubringen. Ich glaubte, dass er noch Gefühle für mich hatte. Und in meinem Inneren wusste ich sogar, dass es tiefe Gefühle sein mussten, aber beweisen oder ihm das vor Augen führen, konnte ich leider nicht. "Ich bin so müde", beklagte ich mich bei ihm und sah ihn grinsend an. Auf den Malediven hatte er mich dann aus dem Wasser getragen. Anscheinend hatte er an dasselbe gedacht und er wiederholte seine Tat. Als er mich hochhob, konnte ich mich wahrscheinlich zu den glücklichsten Menschen dieser Welt zählen. Es war einfach nur wundervoll, von ihm getragen zu werden. "Ich liebe dich", sagte ich leise und war mir nicht sicher, ob er mich verstanden hatte. So wie es mir vorkam, hatte er das gehört, denn er verzog seine Lippen zu einem leichten Lächeln.  

"Ich werde das hier vermissen", leise schaute ich zurück auf das Meer, den Strand, die Palmen, ehe ich in das Auto stieg, das uns zum Flughafen bringen würde. "Es muss ja keine Trennung für immer sein", meinte Stefan und ich wusste nicht, auf was er es bezog. Ob er es auf unsere Beziehung bezog, oder ob er es auf die Trennung zu dieser Insel bezog. Ich wusste es nicht, aber ich hoffte auf ersteres. Das wäre jedenfalls ein Schritt in die richtige Richtung, nach vorne. Wenn nicht, dann würde es wenigstens bedeuten, diesen Ort einmal wiederzusehen. Ich nahm mein Handy und fotografierte noch einmal alles, was mir vor die Linse kam. "Willst du auch ein Foto von uns beiden?", fragte Stefan mich, als er mich eine Weile kopfschüttelnd betrachtet hatte. Statt einer Antwort ging ich zu ihm, er legte seinen Arm um meine Schultern und so fotografierte ich uns. Wir machten auch noch andere Fotos, er küsste mich auf die Wange, nahm meine Hand, ... Ich hätte nie gedacht, dass wir so etwas noch einmal machen. "Danke", flüsterte ich und küsste ihn auf die Wange. "Wieso denn?", fragte er etwas verwirrt. "Einfach nur danke." Ich lächelte ihn an und schickte meiner Schwiegermutter die Fotos, auf denen wir wie ein glückliches, eben erst verheiratetes, verliebtes Paar aussahen. Natürlich wusste ich es besser, aber sie sollte sehen, dass ihr Vorschlag uns etwas gebracht hatte. Er hatte mir ein für alle Mal Nikolina vom Hals geschafft und dafür sollte ich ihr unendlich dankbar sein. 

Plötzlich Royal 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt