Remember me

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Leonia sah mich mit ihren großen Augen an. „Ja", flüsterte sie nur. „Ich kann mich an etwas erinnern." Oh Gott! Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht, dass sie wusste, dass ich eine Nanny engagiert hatte, damit sie auf Leonia Acht gab, während ich auf offiziellen Anlässen war. „An was kannst du dich noch erinnern, Schatz?", fragte ich sie mit zitternder Stimme. „Dass wir auf Kuba waren und du einen riesigen Bauch hattest." Sie sah mich an und zuckte mit den Schultern. „Da war Maximilian drin." Ich sah sie verlegen an und war froh darüber, dass sie mir im Moment nur von Kuba erzählte. „Alles war toll bis zu dem Tag, an dem Niklas gestorben ist." „Woher weißt du davon?" Ich sah sei geschockt an, bis mir das riesige Bild von meinem Zwillingspaar im Flur einfiel. Ich wusste nicht, ob es noch andere gab. „Kannst du dich an etwas anderes erinnern?", drängte ich sie. Ich wollte einfach alles wissen. „Ja." Nun sah sie mit traurigem Blick zu mir auf. „An den Tag, an dem Daddy nur noch geweint hat. Er hat es zwar vor mir nach einiger Zeit versteckt, aber er hat immer geweint. Und auf einmal war da diese doofe Frau..." Wie am Tag von Niklas Beerdigung brannte in mir die pure Eifersucht auf. Aber immerhin konnte ich mich damit trösten, dass Leonia sie nicht ausstehen konnte, was mir definitiv einen Vorteil gab, um wieder mit Stefan zusammen zu sein. Unsere Trennung war für mich nur bis ich ihn wiedergesehen habe, endgültig. Und ich hoffe, für ihn auch. „Was hat er dir erzählt? Hast du meinen Brief bekommen?" Warum war ich heute nur so wissbedürftig? „Er hat gesagt, dass du uns alle ganz doll lieb hast, aber gehen musstest. Er hat mich in den Arm genommen und mir dein Schlaflied vorgesungen und gesagt, dass du irgendwann wiederkommen würdest und dass er dich mit jedem Tag mehr vermissen wird. Dass das alles aber keine Rolle mehr spielen wird, wenn du zurückkommst. Und von was für einem Brief redest du?" Ich hatte einen Frosch im Hals. Ich konnte einfach nicht darauf antworten. Wie sehr hatte ich Stefan verletzt? Wie sehr? Das, was Leonia gesagt hatte, war zumindest ein Trost, aber selbst wenn das alles keine Rolle mehr spielte, welche Rolle spielte dann Nikolina? Ich würde meine Familie zurückerobern. Ich würde und ich müsste. Ich musste meine kleine Tochter vor dieser unsympathischen Frau beschützen. „Sollen wir wieder runter gehen, Engelchen?" In meinen Augen bildeten sich Tränen. So hatte ich sie früher immer genannt. Und Stefan nannte sie, nach meinem Wissen auch noch heute so. Anstatt mir eine Antwort zu geben, umarmte sie mich und kletterte auf meinen Schoß. Ich musste lachen. „Soll ich dich tragen?" Sie nickte nur. „Werden du und Daddy wieder ein Paar?" „Ich weiß es nicht, Schatz." Ich gab ihr einen Kuss auf ihren blonden Schopf und stand auf. Als wir wieder unten waren, waren mein Sohn und sein Vater, natürlich nicht mehr im Flur. „Was denkst du, wo sie sind?", fragte ich Leonia, die mir antwortete, sie vermute die beiden an meinem und Stefans ehemaligen Lieblingsplatz. Dem Pavillon im Garten.

Ich wusste den Weg noch genau, aber mitten auf der Wegstrecke, ging mir die Puste aus

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Ich wusste den Weg noch genau, aber mitten auf der Wegstrecke, ging mir die Puste aus. „Was ist los, Mummy?", wollte Leonia wissen und sah mich verzweifelt an. „Du bist mir einfach zu schwer." Ich lächelte sie an, woraufhin sie mich ebenfalls anlächelte. „Lass uns zu Daddy gehen." Nun ergriff sie meine Hand und wir liefen gemeinsam zum Pavillon, aber dort waren die beiden nicht. Ich ging in den Pavillon und blieb dort für einige Momente schweigend sitzen und Leonia sah sich im restlichen Garten um. Ich schloss meine Augen und dachte an die unzähligen schönen Momente, die wir hier verbracht hatten. An den Tag, an den Stefan mir diesen Platz unbedingt zeigen wollte und sich hier stundenlang mit Leonia, die damals noch im Bauch war, unterhalten hat. Ich wollte dieses Leben wieder. Selbst wenn ich an Niklas denken würde müssen. Das musste ich, wenn ich seinen Zwilling sah, sowieso. Demnach zu Folge, war es egal, wie ich an ihn erinnert wurde und in Australien war mein Leben noch lange nicht so glücklich, wie in den ersten Stunden, die ich hier in Dänemark verbracht hatte. Außerdem war hier meine Tochter. Meine kleine Tochter, der ich ein normales, kindliches Leben ermöglichen wollte. Das hatte sie bis jetzt aber nicht gehabt, so gewählt, wie sie sich ausdrückte. Sehr wahrscheinlich erzog meine Schwiegermutter die Kleine und sie wohnte nur bei Stefan und war höchstens zweimal im Monat auf irgendwelchen höfischen Veranstaltungen zu sehen. Allerdings würde das Maß, je größer und älter sie wurde, mit jedem Monat höher. Zum Beispiel sollte sie ab dem nächsten Monat in eine elitäre Vorschule gehen, aber ich hatte da auch noch ein Wort mitzusprechen. Entweder würde meine Tochter auf gar keine Vorschule gehen oder auf eine normale staatliche hier in der Nähe. Und nicht mitten im Stadtzentrum von Kopenhagen. „Mommy, ich hab Daddy und Maxi gefunden." Leonia riss mich mit diesem Satz aus meinen Gedanken und lief ein paar Meter zurück und griff nach Stefans und Maxis Hand und gemeinsam kamen sie auf mich zu. Meine Familie. Meine Familie, für die ich alles auf der Welt tun würde.

Plötzlich Royal 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt