Accidents

691 24 3
                                    

Es war drei Tage her, seitdem Damon uns angerufen hatte. Seitdem hatten wir von den beiden nichts mehr gehört. Wir hatten uns erkundigt, in welchem Krankenhaus Elena lag, aber er gab uns keine Auskunft. Stattdessen teilte er uns mit, dass wir in drei Tagen, also heute, zum Friedhof   kommen sollten. Vorsichtshalber hatte ich mich dunkel gekleidet, sprich schwarz. Ich wusste nach wie vor nicht, was passiert war, oder warum wir uns ausgerechnet hier treffen mussten. Aber nur fünf Minuten nachdem ich mich das gefragt hatte, tauchten Damon und Elena auf. Beide trugen Trauer. Und Elena hatte keinen sonderlich großen Bauch mehr. Plötzlich wusste ich, was los war. Sie hatte bei diesem Unfall ihr Baby verloren. Ihre Emma Olivia. Und auf einmal verband mich mehr mit ihr, als die Tatsache, dass sie meine Schwägerin war. Wir hatten beide ein Kind verloren. Sie hatte zwei Rosen in der Hand, eine für sie und eine für Damon und die beiden steuerten direkt ein Grab an, das mir zuvor noch gar nicht aufgefallen war. Nachdem sie ihre Rosen niedergelegt hatten, ging ich ebenfalls zu dem Grab und betrachtete die Inschrift:

Emma Olivia Gilbert                                                                                                                                                                            *09.09.2024  ✝︎09.09.2024                                                                                                                                                            RIP little angel

Ich konnte sie kaum anschauen, genauso wenig wie ich Niklas Inschrift anschauen konnte. Ich schaute es nicht näher an, sondern umarmte Elena einfach. Ich glaube, das war das, was sie jetzt brauchte. Damon konnte es ihr nicht geben, er litt selbst zu sehr darunter. Ich aber war eine Außenstehende. "Es wird alles wieder gut", flüsterte ich ihr ins Ohr, um ihr Mut zu machen. Vielleicht war es aber nicht so gut, dass ich ihr Trost spendete, weil ich das hatte und das war, was sie gerade verloren hatte. Ich war schwanger und hatte schon zwei Kinder. Sie würde mich beneiden und als ich das erkannte, dass ich sie damit vielleicht noch mehr verletzen würde, weil ich sie immer, wenn wir uns sahen, an das erinnern würde, was sie verloren hatte, ließ ich von ihr ab und entfernte mich vom Friedhof. Ich setzte mich in das Cabrio, die mich hierher gebracht hatte. Sehr wahrscheinlich würde Elena sich in der nächsten Zeit nicht noch einmal in ein Auto setzen. Gerade als ich daran dachte, kam das Auto von der Straße ab. Ich blaffte den Fahrer an, was ihm denn einfiele und er lenkte das Auto wieder auf die Straße. Das war gerade einmal nochmal gut gegangen! Ich hatte große Lust, jetzt, genau in diesem Moment, auszusteigen. Und beinahe hätte ich das auch getan. "Wissen Sie was, jetzt fahre ich!" An der nächsten Ausfahrt hielt der Fahrer an und wir tauschten Plätze. Und es machte so viel Spaß, Auto zu fahren. Das letzte Mal war ich in Australien Auto gefahren. Ich hatte bis zu diesem Moment nicht gewusst, wie sehr mir das gefehlt hatte. Den Wind in meinem Gesicht zu spüren, das Gefühl, zu beschleunigen. Unbeschreiblich! Mit Nichts auf der Welt zu vergleichen. Heute waren die Möbel für die Kinderzimmer gekommen und endlich hatten wir uns auch auf den jeweils ersten Namen geeinigt. Bei den anderen waren wir uns noch unendlich. Ich war unendlich gespannt, wann die Mäuse das Licht der Welt erblicken würden. 

Zuhause angekommen, war mir extrem schlecht. Ich wusste nicht warum, aber noch vor der Eingangstür empfing mich Stefan mit ausgestreckten Armen und einem vor Freude strahlendem Gesicht. "Das musst du dir anschauen! Es sieht unglaublich aus!" Anscheinend waren die Möbel nicht nur geliefert worden, sondern auch aufgebaut. "Dann führ mich mal da hin." Gentlemanlike bot er mir seinen Arm, den ich ergriff und so gingen wir die Treppe hoch, bis wir in dem Stockwerk waren, das komplett den Zwillingen gehören würde. "Es ist wirklich unglaublich", bestätigte ich. "Das beste hast du noch gar nicht gesehen." Er deutete auf die Wand vor der das Bett stand. Dort war ein Wandtattoo. "Es ist gerade eben fertig geworden, aber es muss noch trocknen", bemerkte er. Ich betrachtete es genauer. Es war eine Krone abgebildet und darunter stand ihr Name. Bei Maus Nummer zwei sieht es genauso aus, nur dass dort ihr Name steht. Ich berührte meinen Bauch und streichelte ihn. Mir war immer noch übel. Vielleicht kam das ja wirklich von der zu schnellen Geschwindigkeit beim Autofahren. Ich hatte es nämlich wirklich ausgenutzt, endlich wieder selbst zu fahren. Und auf einmal war vor meinen Füßen eine riesige Pfütze. "Es geht los! Sie kommen!" Einerseits war ich extrem aufgeregt und voller Freude, andererseits hatte ich auch ein klein wenig Angst. Meine Frage hatte sich wohl beantwortet, wann die beiden kommen würden. Heute.

Plötzlich Royal 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt