Nothing has ever happened

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„Was war das?", fragte Stefan irritiert und fuhr sich an die Lippen. „Ein Kuss." Ich sah ihn mit gerunzelter Stirn an. „Nein, das war nichts. Wir haben uns nie im Leben geküsst." Warum sagte er so was? Natürlich hatten wir uns geküsst. Das war doch offensichtlich gewesen. „Also erstens stimmt deine Aussage so überhaupt nicht, dass wir uns nie im Leben geküsst hätten und zweitens haben wir uns geküsst." Ich sah ihn neugierig mit meinen blauen Augen an. „Nein, da war nichts. Du hast mir nur eine Wimper aus dem Gesicht weggerieben." In meinen Gedanken runzelte ich die Stirn, in Wahrheit aber, nickte ich nur zustimmend. Ich wusste genau, was vorgefallen war. Er konnte das noch so oft leugnen, ich würde nicht verleumden, was geschehen war. Es war so wunderschön gewesen und machte mir ohnehin noch mehr Hoffnung, als dass ich bis jetzt sowieso schon hatte. „Da war nichts. Hast du gehört?" Flehend sah er mich an. „Ich habe doch schon genickt." Jetzt war es an mir, ihn dringlich anzusehen. „Hoffentlich haben es die Kinder nicht gemerkt. Sie würden sich sonst nur unnötige Hoffnungen machen, oder?" Oh Gott, war das jetzt eine Fangfrage? Ich meine, vielleicht war das sein Weg, mich zu fragen, ob ich noch etwas für ihn empfand. Wenn ich nein sagte, wären alle Hoffnungen zunichte gemacht gewesen und wenn ich ja sagte, er aber nichts mehr für mich empfand, dann würde ich wie ein Trottel dastehen. Am besten wäre es, wenn ich nichts sagen würde. Aber wie konnte ich der folgenden Antwort aus dem Weg gehen? Ich wusste es nicht. Und ich hatte kaum noch Zeit. Vielleicht sollte ich vortäuschen, ihn nicht gehört zu haben, dann hätte ich noch einmal mehr Zeit. Glücklicherweise kamen als ich gerade zu einer Antwort, es wäre im Übrigen das Zeitschinden gewesen, ansetzte und ich war überhaupt nicht böse. Vor dem Kuss wäre ich es garantiert gewesen, aber jetzt war ich nur noch dankbar. Dankbar dafür, dass meine Kinder mich vor einer peinlichen Situation gerettet hatten. „Mommy", Maxi kam mit ausgestreckten Armen auf mich zu und ich fing ihn auf. Leonia machte dasselbe nur mit Stefan. Ich strahlte übers ganze Gesicht, als ich meine beiden Kinder bei uns, ihren Eltern sah. Wir waren eine ganz normale Familie. Wenn man uns von außen betrachtete. Stefan ließ Leonia runter und flüsterte ihr etwas, nachdem er sie auf die Stirn geküsst hatte, ins Ohr. Leonia nickte nur begeistert und rannte mit wehenden Locken davon. Ich setzte Maxi auf den Boden und flüsterte ihm ins Ohr, er solle Leonia folgen und genau dasselbe tun, was sie tat. Mir nichts dir nichts nahm er, langsamer als seine Schwester, die Verfolgung auf. Als unsere Kinder weit weg waren, sie pflückten, wie ich im Nachhinein erfuhr, einen riesigen Blumenstrauß für mich, beugte sich Stefan wieder zu mir vor. „Also, wo wir stehen geblieben?" Warum musste dieser Mann bei ernsten Themen so anzüglich sprechen? Wollte er mich jetzt küssen oder wollte er über das Wimpernwegwischen reden? Manchmal verstand ich die Männer nicht. Und da soll noch einer sagen, Frauen wären so kompliziert! Der bekommt es aber so richtig mit mir zu tun! Und das wäre nicht witzig, denn ich war die Königin von Dänemark. „Wir waren dabei stehen geblieben, zu regeln, was wir dem Volk verkünden." Ich hatte keine Lust, noch einmal auf die Kussgeschichte zurückzugreifen, also fing ich ein Ablenkungsmanöver an. „Ich meine, es hat uns bei dieser komischen Parade zusammen gesehen. Mit Maxi. Und deine Reaktion lässt auch die Lügengeschichten, die ihr verbreitet habt, noch glaubhaft erscheinen." „Was willst du damit sagen?", fragte er mich mit großen Augen. „Was wohl?", fragte ich schnippisch. „Du und ich sollen das Liebespaar von vor drei Jahren spielen?" Stefan sah mich mit blankem Entsetzen an. „Warum nicht? Und sag jetzt bloß nichts Falsches." Warnend sah ich ihn an. „Was wäre denn etwas Falsches?" Neckend beugte er sich noch weiter zu mir vor und berührte fast mein Kinn mit seinen Lippen. „Wir könnten so etwas nicht spielen." Ich ignorierte sein bewusstes Annähern an mich. „Aber das können wir auch nicht spielen. Liebe kann niemand vortäuschen. Nicht einmal die richtig guten Schauspieler." „Du scheinst eine sehr wichtige Tatsache zu vergessen..." Ich schaute ihn enttäuscht an. „Und die wäre?" Neugierig sah er mich an. Ich schwieg. „Das weißt du genau", sagte ich nach ein paar Momenten des Schweigens. „Nein, das weiß ich nicht." Er zuckte entschuldigend mit den Schultern. Ich seufzte. „Natürlich weißt du das, du Trottel." Ich klopfte ihm auf die Schulter. „Du musst dir nur überlegen, was wir noch vor mehr als drei Jahren waren." Erwartungsvoll betrachtete ich meinen Mann. Er kam ins Stottern: „Ein Liebespaar." Na endlich! Endlich war Stef auf den richtigen Weg gekommen! „Ganz genau", ich nickte anerkennend. „Das heißt..." Ich wartete darauf, dass er meinen Satz vervollständigte. „dass wir das nicht spielen müssen, weil wir das einmal gefühlt haben." Ich nickte. Er hatte die Vergangenheit benutzt. Im Stillen fügte ich hinzu: „oder immer noch fühlen." Ich schaute ihn wieder erwartungsvoll an. Er merkte es und fragte mich, was ich noch wolle. Abwartend schaute ich den wundervollen Mann und Vater vor mir an. Diesmal ging der Kuss nicht von ihm aus, sondern von mir. Als ich mich von ihm löste, lächelte ich und sagte: „jetzt weißt du es." Er schaute mich entsetzt an, als er im Augenwinkel unsere beiden Kinder sah, die mit einem Wildblumenstrauß neben einem Baum hinter uns standen.

Plötzlich Royal 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt