Unknown

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Ich wachte auf. In einem fremden Bett. Ich wusste nicht, wo ich war, noch wer neben mir im Bett lag. Vorsichtig spähte ich auf die andere Seite. Da war Stefan. Ich schüttelte den Kopf und legte meinen Kopf auf mein Kissen und schloss verzweifelt meine Augen. Das durfte nicht wahr sein. Zwar waren er und Nikolina nun wirklich keine große Sache mehr, aber ich hatte mir das alle nicht so vorgestellt. Ich wollte, dass wir hier noch eine tolle Woche verbrachten, die aber definitiv nicht so anfangen sollte. Es war zu früh. Wir sollten uns langsam wieder näher kommen und hier unseren Pflichten nachgehen und dazu gehörte garantiert kein weiterer Thronfolger. Jedenfalls im Moment noch nicht. Aber vielleicht war ja auch gar nichts passiert. Vielleicht machte ich mir nur unnötig Gedanken und es war nie so weit gekommen. Aber bei mir und Stefan wusste man das nie, also war es nur logisch, wenn ich vom Schlimmsten ausging. Was sollte ich jetzt machen? Sollte ich verschwinden? Mich zurecht machen und so tun, als wäre nie etwas gewesen, oder sollte ich liegen bleiben, mich schlafend stellen und schauen, was Stefan machen würde? Einfacher wäre höchstwahrscheinlich Möglichkeit zwei. Aber ich war kein Feigling. Ich würde schauen, ob er sich daran erinnern könnte, und ihm die ganze Sache überlassen, ob er es ansprechen würde. Aber es war zu spät, um wegzugehen. Neben mir räkelte sich mein Ehemann und mir blieb nur noch Möglichkeit zwei. Ich schloss also meine Augen und wartete auf seine Reaktion. Ich hörte, wie er sich mit seinen beiden Händen am Bett stützte, so wie er es immer tat, und als erstes nach seinem Glas Wasser griff und einen großen Schluck nahm. Erst danach bemerkte er mich, schlafender Art und Weise, in seinem riesigen Bett. Er stand auf, ging auf meine Seite des Bettes und berührte mich sanft an meiner Wange. Stefan streichelte sie und küsste mich auf die Stirn, ehe er verschwand. Ich wartete vorsichtshalber mehr als eine halbe Stunde ab, ob er zurückkam. Dann beschloss ich "aufzuwachen" und verließ das Bett sowie Stefans Hotelzimmer, bis mir einfiel, dass wir nur eines hatten und ich in meinem Zimmer aufgewacht war. Ich verschlug die Hände vor dem Kopf. Und das nur, um den Schein zu wahren. Ich ging in das große Ankleidezimmer und tatsächlich hingen da meine Klamotten schön in Reih und Glied. Ich nahm mir ein blaues Kleid aus dem Schrank und warf es mir schnell über. Aber wo war Stefan eigentlich hingegangen? Ich wusste es nicht, aber ich verspürte auf einmal einen solchen Hunger, dass mir das relativ schnell wieder egal war. Das einzige was mir momentan nicht egal war, war mein Magen und sein Bedürfnis, gefüllt zu werden. Ich ging also in die Frühstückshalle, in der, obwohl es eigentlich Hauptsaison war, kaum etwas los war. Stefan stand am Buffett und holte sich ein Croissant und frisches Obst. Ich ging zu ihm und nahm mir das gleiche. "Guten Morgen", flüsterte er mir ins Ohr und küsste mich schnell auf den Mund. Mehr war in der Öffentlichkeit nicht möglich. Endlich dankte ich diesem royalen Protokoll, das ich sonst so sehr verabscheute. Mein Mann nahm mir meinen Teller ab und führte mich zu seinem, unserem, Platz. Ich war dankbar dafür, diese Gelegenheit zum Gespräch mit ihm zu nutzen. "Hast du gut geschlafen?", fragte ich ihn. Einerseits, um die Unterhaltung überhaupt erst einmal in Gang zu setzen und andererseits, um ihn geschickt auf das Thema anzusprechen, das ich tunlichst nicht als erstes ansprechen wollte. "Ja, danke der Nachfrage. Und du?" Wir sprachen überaus leise. "Ausgesprochen gut. Hast du von irgendwas komischem geträumt?" Er schaute mich verwirrt an. "Seit wann fragst du mich sowas?" Stefan schaute mich skeptisch an. "Seit wir das erste Mal seit Jahren in einem Bett zusammen geschlafen haben." Endlich war es raus und ich hatte meine Stimme etwas erhoben, Gott sei Dank, hatten es die anderen Hotelgäste nicht mitbekommen. "Ich habe mich äußerst wohl gefühlt. So wohl, wie seit Jahren nicht mehr. Ich habe dich wirklich vermisst." Er sah mich verletzlich an. Endlich hatte mein Mann mir sowas wie seine Gefühle offenbart. Wie glücklich mich das doch machte! "Was wird jetzt aus uns?" Fragend sah ich ihn an. "Ich weiß es nicht. Ich weiß aber, dass ich mich fürs Erste nicht von dir scheiden lassen möchte. Ich möchte meine Gefühle für dich ausloten und herausfinden." "Wirst du sie mir mitteilen?" "Glaub mir, du wirst die Erste sein, die es erfahren wird", versprach er mir. Ich lächelte traurig, ganz in meine Gedanken versunken. "Du weißt doch, wie ich zu dir stehe, oder?" Nun rede ich über meine Gefühle. "So wie vor drei Jahren nehme ich an. So wie am Tage unserer Hochzeit. So wie an dem Tag, an dem du unsere Tochter zur Welt gebracht hast. Du liebst mich über alles. Aber ich weiß nicht, ob ich dir jemals verzeihen kann, dass du mir drei Jahre vom Leben meines Sohnes genommen hast. Ich weiß nicht, ob ich dir verzeihen kann, dass du mich in meiner größten Trauer mit unserer kleinen Tochter allein zurückgelassen hast, ohne dich zu verabschieden. Ich weiß es einfach nicht. Ich weiß nicht, ob meine Liebe zu dir am Ende schlussendlich überwiegt." Traurig sah er mich an. Ich nickte nur und sagte zu ihm: "Lass es mich wissen, sobald du es weißt." Daraufhin lächelte er und wir aßen schweigend unser restliches Frühstück zusammen. 

Plötzlich Royal 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt