Perfect

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Alles ist zu perfekt, in der Königsfamilie. Das war die Überschrift, die mir heute direkt ins Auge fiel. Anscheinend hatte Nikolina keine Arbeit und Mühe gescheut, so schnell wie möglich einen Artikel zu schreiben. Ich gebe ja zu, ich habe ihr das Blaue vom Himmel vorgelogen, aber niemand gibt zu, dass es gerade Eheprobleme gibt. Vor allem nicht in der Königsfamilie. Ich wollte, dass alles wieder so war, wie es in diesem Artikel beschrieben war. Denn so war es einmal gewesen. Und so wollte ich es wieder haben. Dafür würde ich alles geben. Ich war schließlich die Königin von Dänemark. Und eine Königin bekam meistens das, was sie wollte. Diesmal hoffentlich auch. Ich lag in Stefans und meinem Schlafzimmer auf dem Bett und wartete darauf, dass er aufwachte. Wir hatten schließlich unseren wöchentlichen Frauenarzttermin. Und er sollte dabei sein. Ich war schon angezogen und wartete nur noch auf meine Schlafmütze von Ehemann, dass er es mir nach tun würde. Sollte ich ihn schlafen lassen, oder ihn aus seinem wohlverdienten Schlaf wecken? Ich entschied mich für letzteres. Ich konnte schließlich auch mal gemein sein. Und was wollte ein König mehr, als von seiner Ehefrau geweckt zu werden? Als er schließlich endgültig war, das war er, nachdem er sich dreimal die Augen gerieben hatte, zog er sich an. Ich wollte keine Zeit herschenken und hatte ihm alles schon aufs Bett gelegt. Wie jede Woche nahm er meine Hand, küsste mich auf die Wange und flüsterte mir ins Ohr, dass alles gut gehen würde. So langsam glaubte ich auch daran. Ich war schon in der siebzehnten Woche und alles lief wie geschmiert. Es gab keine Auffälligkeiten und die beiden entwickelten sich prächtig. Und das sollte meiner Meinung nach weiterhin so bleiben. Heute würden wir eventuell die Geschlechter der beiden erfahren können. Ich wusste nicht, was mir lieber wäre, aber ich glaube, ich hätte gerne einen Sohn und eine Tochter, aber auf keinen Fall wieder zwei Jungs, das wäre das totale Déja-vu und das wollte ich auf gar keinen Fall. Ich glaube, Stefan hätte lieber zwei Töchter, aber wir beide konnten das Geschlecht nicht beeinflussen. Ich hatte mich in ein pflaumenfarbenes Etuikleid geworfen, da es mittlerweile relativ spät war und wir immer zu Fuß zur Artpraxis liefen und somit auch in der Öffentlichkeit standen. Da durfte ich mich laut dem Höfischen Protokoll in keiner Jogginghose, möge sie noch so angesagt und bequem sein, zeigen, Stefan genau so wenig. Ich wurde langsam ungeduldig und streichelte meinen Bauch, bis Stefan endlich seine Krawatte gebunden hatte. Er nahm meine Hand, lächelte mich an, küsste mich auf die Wange und dann verließen wir den Palast. Als sich die Tore öffneten, standen ein paar wenige Touristen davor, in der Hoffnung, einen Blick auf das Anwesen werfen zu können, vielleicht aber auch einen Blick auf uns zu erhaschen. Nun, letzteres war ihnen definitiv gewährt worden. Sie konnten es gar nicht glauben und holten sofort ihre Handys heraus. Wir setzten unser Lächeln auf und winkten. Ich hakte mich bei Stefan unter und dann gingen wir Richtung Arztpraxis. Ich konnte es nicht glauben, aber bis wir dort waren, hatten unzählige Menschen Fotos von uns gemacht. Geküsst hatten wir uns nicht, uns aber immer wieder ein Strahlen zugeworfen und meinerseits war alles echt. Es war real. 

Wir hatten fast eine Stunde gebraucht, für nur eineinhalb Kilometer. Es waren so viele Leute da und machten Fotos und ich konnte nicht glauben, wie sehr Dänemark an der Monarchie hing, obwohl sie nur konstitutionell war. Ich war so gespannt, wie sich die beiden entwickelt hatten, wie ihre kleinen Körper wohl aussahen und das wichtigste, ob es ihnen gut ging. Stefan und ich hatten uns noch keinerlei Gedanken über Namen gemacht, wir wollten uns entscheiden, wenn wir das Geschlecht wussten und die vierundzwanzigste Woche überstanden hatten. Aber natürlich hatte ich schon Favoriten im Kopf. Wie schon bei Leonia sollten es für Mädchen jeweils vier Namen sein und für Jungen, wie bei Maximilian und Niklas, nur einer. Das ist ein ziemlich gravierender Unterschied, aber meiner Meinung nach, sollten Jungen nur einen Vornamen haben. Ich legte die Hände auf meinen Bauch, während wir auf die Ärztin in einem freien Behandlungsraum warteten. Ich hatte schon auf dieser schrecklich unangenehmen Pritsche Platz genommen und meinen Bauch frei gemacht. Ich wollte diesen Termin so schnell wie möglich hinter mich bringen. Ich wollte so schnell wie möglich Gewissheit haben und natürlich meine Kinder anschauen. Ich war so scharf auf neue Ultraschallbilder. "Schatz, weißt du, ob wir zuhause Nashi-Birnen haben? Ich habe so Heißhunger darauf." Fragend sah ich meinen Mann an, der nur mit den Schultern zuckte. Ich könnte mich selber rügen, natürlich hatte er keine Ahnung, welche Lebensmittel wir da hatten und welche nicht. Gott sei Dank hatte ich nicht wie bei meinen ersten Schwangerschaften auf irgendetwas Abstruses, wie Essiggurken mit Schlagsahne, Heißhunger. Ich weiß, dass das ziemlich heftig ist, aber damals hat es so gut geschmeckt. Danach konnte ich mich nur noch übergeben, als ich es gegessen hatte. Endlich kam die Ärztin und lächelte uns beide an. "Es tut mir leid, dass ich mich etwas verspätet habe, aber es war ein Notfall." Sie sah uns etwas traurig an und ich schloss darauf, dass die Mutter ihr Kind verloren hatte. "Das macht überhaupt nichts", meldete sich Stefan zu Wort und beugte sich zu mir und nahm meine Hand, wie jedes Mal. "Dann fangen wir mal an", seufzte die Ärztin und das mir bekannte Ritual begann. Als sie uns mitgeteilt hatte, das mit den beiden alles in bester Ordnung war, konnte Stefan sich die Frage nach dem Geschlecht nicht verkneifen. "Was wünschen Sie sich denn?", fragte sie uns. "Mir ist es egal, Hauptsache gesund, aber präferieren würde ich beides und Stefan zwei Mädchen." "Nun, ich kann Ihnen mit Sicherheit sagen, dass einer Ihrer Wünsche in Erfüllung gehen wird." Gespannt sah ich sie an. "Und zwar der Ihres Mannes." ich lächelte und streichelte meinen Bauch. Ich würde zwei Töchter bekommen.


Hier ist, endlich mal wieder, ein neues Kapitel für euch. Wenn ihr Namensvorschläge habt, schreibt sie bitte in die Kommentare. Ach, übrigens habe ich seit neustem ein Instagram Konto, christl0707, bei dem ich euch auf dem Laufenden halte, bei dem ihr mir Vorschläge schreiben könnt und Wünsche, zu welchem Buch ich ein neues Kapitel veröffentlichen soll:-)

Vielleicht kommt heute Abend bei Motherluck noch ein neues Kapitel raus, in der Entstehung ist es jedenfalls schon;-) 

Plötzlich Royal 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt