Party

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"Happy birthday to you, happy birthday to you, happy birthday, dear Leonia, happy birthday to you." Ich wusste nicht, wie oft ich dieses Lied heute schon gehört hatte, aber so langsam ging es mir definitiv auf die Nerven. In der Früh hatte Leonia noch gestrahlt, als wir es ihr als Familie vorgesungen hatten. Dieser Moment war so schön. Meine Tochter hatte, in ihrem rosa Pyjama bis über beide Ohren gestrahlt und wollte nicht einmal blinzeln, um jeden Augenblick auszukosten. "Danke", dieses Wort hörte ich so häufig von ihr. Beim Frühstück erzählte ich unseren beiden Kindern dann von der Namenssuche. Sie waren hellauf begeistert. Maxi überlegte gar nicht lange: "Eleanor", sagte er und schaute triumphierend auf. Ich wusste nicht, woher er den  Namen kannte, aber er war schön. Er war wirklich wunderschön. Hoffentlich benannte ich mein Kind nicht nach irgendeiner Comicfigur. "Und du Leonia?" wollte Stefan wissen, aber Leonia schwieg. "Ich möchte das nicht. Ich kann das nicht entscheiden. Wenn sie ihren Namen nicht mag, dann bin ich die Böse." Beschwichtigend nahm ich sie in den Arm. "Es wird nur der Dritt- oder Viertname. Du musst dir keine Sorgen machen, Engel." "Okay. Aber ich muss noch überlegen." Ich nickte lächelnd. "Keine Eile." Und jetzt waren schon Gäste da. Wir hatten Leonia Rosen ins Haar gesteckt und als ich auf den Auslöser der Kamera drückte, als sie gerade einmal für sich war, schaute sie nachdenklich drein. Vielleicht war das alles ein wenig zu viel für sie. Die ganze Verwandtschaft war da und morgen würde ihre Kinderparty steigen. "Geht es dir gut?" näherte ich mich ihr. Sie strahlte mich an und nickte. "Es ist so wunderschön und aufregend." Eigentlich dachte ich, das hier wäre enorm langweilig für sie. Das war es jedenfalls für Maxi, aber später, wenn sie Königin war, würde sie regelmäßig solche Gartenpartys geben müssen. Es würde zum Alltag werden, was schade war, denn es war das reinste Spektakel. Visuell wie auch geschmacklich. Irgendwann würde ich mich auch daran gewöhnen, auch wenn ich es nicht wollte. Ich lächelte. Ich wusste nicht, wieso, aber ich lächelte. Vielleicht, weil meine Babys gerade traten. Vielleicht aber auch, weil Stefan Leonia auf den Schultern hatte und auf mich zukam. Maxi machte gerade seinen Mittagsschlaf. Stefan würde jetzt sehr wahrscheinlich seine Rede halten. Vielleicht eine der besten von allen. 

"Liebe Gäste! Aber insbesondere du, Leonia!                                                                                                                 Jeder von euch, der Vater einer kleinen Tochter ist, wird mir wohl zustimmen können. Wir tragen sie auf Händen und Füßen, behandeln sie wie eine Prinzessin. Für mich bist du nur meine kleine Prinzessin, Leonia. Ich achte nicht darauf, dass du für andere auch die Prinzessin bist und das solltest du auch nicht. Ich weiß noch, vor sechs Jahren an diesem Tag waren deine Mutter und ich so voller Angst, voller Angst, dich zu verlieren. Aber als du dann da warst, hat die Liebe überwiegt. Und zwar um Welten. Es gibt kein schöneres Gefühl, als das, sein Kind auf dem Arm zu halten. Und an jedem Tag, den ich mit dir verbringen darf, wächst meine, wächst unsere Liebe zu dir ins Unermessliche. Ich weiß gar nicht, wo die Zeit hin ist. Vor sechs Jahren warst du noch so klein, man könnte fast sagen, ein Winzling, und jetzt, jetzt bist du so groß." Stefan übertrieb mit Leonias Größe, aber das war absichtlich so. Diese Rede war so wunderschön und voller Wahrheit. Mir standen Tränen in den Augen. "Jeden Tag, den wir mit dir verbringen dürfen, ist wie ein Geschenk Gottes. Ich werde jeden Tag so sehen, aber insbesondere deinen Geburtstag. Also lass dich an diesem Tag feiern und auch genau das und zwar jetzt! Ich liebe dich, mein Schatz, und deine Mum liebt dich auch."

Das war so wahr. Ich konnte Leonias Gesicht in diesem Moment nicht erkennen, stattdessen konnte ich nur Leonia erkennen, die auf direktem Wege zu Stefan lief. Mit großen Schritten ging ich auf meine Familie zu und schloss mich in ihre Gruppenumarmung ein. Stefan und ich tauschten einen liebevollen Blick aus, der mehr zu sagen schien, als tausend Worte. Ich wusste, dass Stefan mir nachher noch eine Rede widmen wollte, wenn Leonia schon im Bett war. "Was machst du denn hier?" Hörte ich Stefan schließlich zischen, als Leonia sich wieder ihren Geschenken gewidmet hatte. Ich drehte mich um und sah den fremden Mann, den Nikolina, bzw. Elena, geheiratet hatte. Das war also Stefans Adoptivbruder. Es war das erste Mal, dass ich ihn von Nahem sah. Ich konnte nicht verschweigen, dass er ziemlich attraktiv war. "Hallo, Bruder", er grinste ihn arrogant an. Ich wusste nicht wieso, aber ich wusste, in dem Moment, in dem ich ihn das erste Mal sah, dass er und Elena ein tolles Paar abgaben. Aber wenn er hier war, wo war dann sie? Ich sah mich um, konnte sie aber nicht entdecken. Warum machte sie das jetzt im Alleingang? Ich verdrehte die Augen. "Was machst du hier?", fragte Stefan erneut. "Ich wollte dich sehen, reicht dir das nicht?" Stefan starrte ihn entsetzt an. Sein Blick sprach Bände. Vielleicht würde er ja auf mich hören. 

Plötzlich Royal 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt