Entscheidungen

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„Ich denke, wir sollten das Angebot annehmen" sagte Julien bestimmt.

Diesmal saßen wir nicht in der U-Bahn Station, sondern bei uns im Quartier am Konferenztisch.

Jayden sah sehr besorgt aus, denn er hatte seine Stirn in Falten gezogen.

Julien und Matt waren auch da und diskutierten laut miteinander.

Matt wollte das Angebot nicht annehmen, doch Julien erhoffte sich den Effekt, den Kelu bereits beschrieben hatte.

Ich hatte nochmal mit ihr geredet und herausgefunden, dass es sich um einen brisanten Stick handelte, der im Palast bewacht und versteckt wurde. Was genau für Informationen da drauf waren, wusste sie auch nicht, aber sie würden uns auf jeden Fall helfen, unsere Revolution zu starten.

Also die Menschen auf die Straße zu bekommen.

Ich hoffte, sie log uns nicht an.

„Es machte vieles leichter für uns!" argumentierte Julien.

„Wir haben es bisher auch ohne geschafft!" konterte Matt.

So ging das schon seit bestimmt einer Stunde.

Mir war es egal, ich wollte nur nicht wieder zu Kelu runter.

Kelu hatte mir Dinge über mich erzählt, die kaum jemand kannte.

Aber sie hatte sie gewusst.

Woher?

Es war nichts schlimmes, allerdings es waren diese Details, die mir Angst machten.

Aber ich erfuhr auch einiges über Kelu. Nichts genaues, dazu war sie zu schlau, aber ihr Menschenbild war klar erkennbar.

Sie war verletzt worden, Seelisch, und deshalb vertraute sie niemandem mehr.

Es war verständlich.

„Aber wenn wir dadurch jemanden verlieren?" warf Matt erneut ein.

„Jeder ist sich seines Risikos bewusst" gab Julien neutral zurück.

„Ich will niemanden wegen einer eventuellen Nichtigkeit in den Tod schicken!" sagte Matt sauer.

„Und wenn ich mich freiwillig melde?" fragte Jayden auf einmal.

Alle Köpfe fuhren zu ihm rum.

„Nein" sagten Julien und Matt auf einmal.

Nein?

Warum?

Warum so ausgeschlossen?

„Wir brauchen dich noch." erklärte Julien.

„Ich vertraue Kelus Information. Definitiv" sagte er und blickte Matt intensiv an.

„Warum?" fragte er, ohne wegzuschauen.

Doch Jayden schüttelte nur den Kopf.

„Das kann ich nicht sagen, tut mir leid. Ich bin mir dennoch sicher, dass diese Information die ist, die wir uns erhoffen. Definitiv."

„Jayden, wenn du etwas weißt, musst du es sagen!" sagte Julien leicht sauer. „Das ist kein Spiel hier!"

„Natürlich Julien. Aber nicht hier. Gehen wir raus."

Er hatte den Kopf gesenkt, als er an mir vorbeiging und die Treppe zum Dach hochging.

Julien folgte ihm.

Die beiden verschwanden.

Wütend schaute ich auf die geschlossene Türe.

Warum verriet er es mir nicht?!

„Er will dich schützen."

„Was?" ich schaute hoch.

„Er will dich schützen"

„Warum? Was, wenn ich es erfahre, wenn es zu spät ist und das mein Untergang ist?"

„Und wenn es dich rettet?"

Ich schwieg wütend.

Die Türe ging wieder auf und die beiden kamen zurück.

„Okay, Jayden wird gehen."

Ich sah Matts überraschten Blick und schaute Julien fassungslos an.

Was?!

„Gut, aber dann müssen wir vorher alles Wichtige erledigen. Sicher ist sicher" sagte er etwas überrumpelt.

Damit meinte er, falls Jayden nicht zurückkam.

Alles in mir zog sich zusammen.

Ich spürte, dass sein Geheimnis uns alle in Gefahr bringen würde.

Und das machte mir Angst, verdammt viel Angst sogar.

Ich schloss die Augen und öffnete sie wieder.

„Wenn Jayden geht, dann gehe ich auch."

VogelFreiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt