Mein Wecker dröhnt mir durch die Ohren und weckt mich sofort auf. Meine Augen wollen wieder zufallen, aber ich zwinge meinem Körper aufzustehen. Der Flug geht in die 200.000 Menschen-Stadt Hospet, welche etwas im West-Süden Indiens liegt. Genau dort ist dieses Erdbeben und noch immer werden viele vermisst oder sind verletzt. Ich stehe unwillig auf, dusche mich schnell und so gründlich wie ich kann, denn es ist meine letzte gute Dusche, die ich nach einer langen Zeit haben werde. Nachdem ich mich fertig angezogen habe, wecke ich meine Mutter auf, wobei es sehr schwer ist, sie aufzuwecken. Sie ist aber schneller, als ich gedacht habe. Ich nehme meine schwere Tasche und wir verlassen schweigsam das Haus. Im Auto nehme ich einen letzten Blick zu meinem Haus, weil ich irgendwie das Gefühl habe, dass es lange dauert, bis ich es wiedersehe.
Nach fast zwei Stunden sind wir im Flughafen angekommen und durch die Sicherheitsmaßnahmen gedrängelt, bin ich unterwegs zum Flugzeug, indem so gut wie keine Passagiere sitzen. Wer will schon in eine Gegend nach Indien, wo ein Erdbeben stattgefunden hat. Als ich meinen Platz in der Mitte des Flugzeuges gefunden habe, verstaue ich meine Tasche und setze mich hin. Ich will mein Gepäck mitnehmen und die Leute draußen müssen sie gründlich durchsuchen. Meine Mutter ist nicht im Geringsten traurig, als ich mich vorhin von ihr verabschiedet habe. Normal, nach den ganzen Streitigkeiten, die wir in letzter Zeit hatten, wäre ich auch froh, mich einige Tage los zu sein. Als das Flugzeug startet, sehe ich aus dem kleinen Fenster zu, wie die Welt immer kleiner wird und ich immer höher in den Himmel steige. Ein Fernseher im Flugzeug sagt, dass wir in circa neunzehn Stunden da sein und einen Boxenstopp in Italien machen werden. Ich hätte mir Schlaftabletten nehmen sollen, denn es wird ein langer Weg werden. In den nächsten zwei Stunden sehe ich mir einen Film an, der im Flugzeug läuft. Er hieß Possession und er ist zwar sehr interessant, aber ich finde, sie sollen am besten einen längeren Film wie Titanic, King Kong oder Herr der Ringe zeigen. Mir wird langweilig und ich beschließe zu schlafen, was nach wenigen Minuten auch passiert.
Als ich meine Augen wieder öffne, ist es draußen dunkel. Es geben einige Turbulenzen und ich glaube, deswegen wurde ich geweckt. Es sind noch etwa dreizehn Stunden bis zu meinem Ziel und wir werden bald in Italien ankommen. Als nach fast einer halben Stunde das Flugzeug wieder auf festem Boden steht, sehe ich aus dem Fenster und erblicke die Morgenröte, die immer heller wird. Als ich den ersten Stich der Sonne erkenne, spüre ich, wie warm es eigentlich in Italien ist. Ich warte darauf, dass wir bald wieder starten, denn ich will endlich ankommen. Ich stehe nach mehreren Nachfragen zu mir selbst auf und gehe auf die Toilette, denn meine Füße tuen vor ganzem Sitzen schon weh. Nachdem ich fertig bin, spüre ich, wie sich das Flugzeug bereitmacht und ich setze mich sofort wieder auf meinen Platz hin. Ich werde wohl abends in Indien ankommen und das nervt mich wohl am meisten, denn abends werde ich mich sofort an die Arbeit machen und deswegen brauch ich jetzt meinen Schlaf, obwohl ich dann ein Nachtmensch werde, aber das macht mir nichts aus. Ich versuche wieder einzuschlafen, doch es ist schwer, in diesem kleinen Flugzeug, das nur rattert und vom Wind förmlich herumgewirbelt wird, einzuschlafen. Es wundert mich, dass ich überhaupt eingeschlafen bin.
Als ich aufwache, ist es noch immer hell draußen. Ich sehe gespannt auf meine Uhr und hoffe, dass viel Zeit vergangen ist. Es sind noch circa vier Stunden Flug vor mir, das heißt ich habe den ganzen Morgen und Mittag geschlafen, doch nicht so richtig. Es war so wie ein Halbschlaf und man konnte mich leicht aufwecken. Als eine Stewardess mich erblickt und weiß, dass ich endlich wach bin, gebt sie mir etwas zu Essen und zu Trinken. Ich esse gemütlich, denn diese vier Stunden werden auch nicht schneller vergehen. Die Stewardess ist eine neue aus Italien, denn vorhin hatte ich noch eine Amerikanerin. Meine Uhrzeit hat sich auch immer von alleine gewechselt, da wir in eine andere Zeitzone kamen und mein Handy macht das glücklicherweise alleine, denn sonst müsste ich jede paar Stunden jemanden fragen, wie spät es ist. Plötzlich spüre ich die Kälte in meinen Fingern. Sie werden plötzlich blau, ohne dass ich mich anstrenge. Ich sehe um mich herum; es ist nur ein paar Inder im Flugzeug, aber sonst niemand. Ich stehe ruckartig auf, renne zur Toilette und sperre mich ein. Das Blaue, was Anfang noch auf meiner Hand zu sehen ist, breitet sich immer weiter aus und lässt mich wieder ganz blau aussehen. Ich sehe in den Spiegel und erblicke das Blaue ich, wobei ich mich erschrecke und meine Hände an den Spülbecken lehne. Nervös setze ich mich dann auf den Klodeckel und reibe genervt meine Augen. Als ich zögernd aufstehe und wieder in den Spiegel erblicke, kommen die dunkelroten Augen zum Vorscheinen und ich konzentriere mich, dass alles unter Kontrolle zu bekommen. Ich zucke plötzlich zusammen, als ich eine Stimme außerdem der Toiletten höre.
„Ma'am, alles in Ordnung?", fragt die Stewardess draußen und klopft leicht gegen die Tür.
„A-alles in Ordnung."
„Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie etwas brauchen.", antwortete sie mit einem hohen Akzent.
Ich höre, wie ihre Schritte sich immer weiter entfernen und ich schmeiße mir Wasser ins Gesicht, um wieder im Klaren zu kommen. Doch als ich wieder einen Blick in den Spiegel sehe, bin ich wieder völlig normal. Draußen wird es schon dunkel und ich kehre wieder zurück zu meinem Platz, wo ich mich anschnalle, und den ersten Song nachlausche, der auf meiner Playlist zu hören ist: No Words von The Script. Ich schlafe noch währendem Lied ein ich vergesse auch die Zeit. Als plötzlich nach einer Weile ein Piepsen kommt und damit andeutet, dass wir bald landen werden, packe ich hastig meine ganzen Sachen wieder zusammen und warte die letzten fünfzehn Minuten. Wir sind schon längst über Indien, doch als ich aus dem Fenster schaue, sehe ich, wie ich mir die ganze Landschaft auch vorgestellt habe: einsam, kalt, karg und vor allem arm. Hier, einige Kilometer von der Stadt Hospet weg, hat das Erdbeben auch einige Schaden angerichtet, aber die Verluste in Hospet sind deutlich schlimmer. Als ich dann den kleinen, alten Flughafen erblicke, landen wir schließlich.

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Freya: The Avengers
FanfictionFreya, welche ihre Schule abgebrochen hat, stellte eine Organisation für arme Menschen zusammen, die unter Naturkatastrophen leiden und versucht sich ein normales Leben aufzubauen. Doch als Loki, der für Tod gehalten wird, zurück kehrt und der Erde...