Kapitel 4:

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Es ist mitte März und bald werde ich auch wieder Geburtstag haben. Ich hoffe mein achtzehnter Geburtstag wird besser als mein siebzehnter, denn dieser war ja ein Reinfall. Plötzlich klopft jemand an meiner Tür und ich schließe sie nur ungern auf. Als ich meine Mutter erblicke, gehe ich einige Schritte nachhinten und lasse sie in mein Zimmer eintreten.

„Hier ist das Ticket für das Indien. Deine Leute fahren morgen schon, aber ich habe ihnen gesagt, dass du Montag Abend da sein wirst."

Sie drückt mir das Ticket in die Hand und schließt die Tür. Ich lege das Ticket in die Schublade und nehme meinen Koffer unter meinem Bett hervor. Ich lege nur T-Shirts ren, da es in Indien heiß sein wird, sogar abends. Ich werde morgen den Rest einpacken. Dann schalte ich meinen Laptop aus, ziehe meinen Schlafanzug an und verkrieche mich in mein Bett. Ich hasse mich. Ich hasse mich dafür, dass ich so bin. Ich hasse mich, dass ich meiner Mutter Angst gemacht habe. Solche Dinge schlage ich mir manchmal selbst in den Kopf, wenn ich im Bett liege und über den Tag nachdenke und wie er verlaufen ist. Eigentlich, wenn ich so nachdenke, denke ich jede Nacht darüber nach.

***

Als ich aufwache, war es kurz vor elf Uhr Vormittag. Ich reibe meine Augen und öffne sie schließlich. Das gleiche Zimmer. Das gleiche Haus. Die gleiche Welt. Besser konnte es nicht sein, doch mein Blick sagt etwas anders. Als ich mich hinsetzte, sehe ich zu meinem Koffer, welcher noch nicht fertig und nur halb gepackt ist. Ich gehe duschen und mache mir mein selbst Früstück. Meine Mutter ist schon längst arbeiten, denn das kann man an der Stille des Hauses deutlich hören. Als ich fertig gegessen habe, schreite ich hoch in mein Zimmer und mache meinen Rucksack für später bereit. Ich denke Evan wird noch einige Sachen für mich mitnehmen, wie er es schon in Afrika getan hat. Evan, ein fünfunzwantzig Jahre alter Mann, arbeitet in vielen Organisationen für solche Dinge, die den Menschen helfen. Meine Mutter kennt seinen älteren Bruder, der oft bei ihr im Supermarkt einkaufen geht. Ich packe den Rest in meinen Koffer und stelle ihn unten im Flur ab. Ich hoffe, dass meine Mutter mir verzeihen wird und mich zum Flughafen fährt, obwohl es fast zwei Stunden Fahrt sind. Als ich ihr Auto höre, was in unsere Einfahrt parkt, gehe ich runter und tue so, als würde ich anfangen, das Abendessen zu machen.

Als sie in die Küche schreitet, bleibt sie stehen und starrt mich an. „Freya, tut mir Leid wegen..."

„Nein, es tut mir Leid. Ich hätte nicht so reagieren sollen"

Sie nickt und deckt den Tisch. „Soll ich dich morgen fahren?"

„Wenn es keine Umstände macht."

„Ja, mach ich gern. Weck mich morgen aber fünfzehn Minuten später auf."

Ich will gerade die Pfanne herausnehmen, als sie sie schnell nimmt und sagt, dass sie das Abendessen für uns beide macht. Ich nicke und gehe ins Wohnzimmer, wo ich eine Zeit lang die Nachrichten höre.

„Einer der größten Städte der Welt ist außerdem einer der gefährlichsten Städte der Welt. In New York City wurden in den letzten vierzehn Tagen über vier Tausend Diebstähle aufgewiesen, darunter wurden nur circa Tausend Diebe geschnappt. Die Zahl der Kriminalität steigt weiter, ebenso wie in San Francisco und Los Angeles."

Die Reportage läuft weiter, doch ich stelle sie etwas langsamer, denn es interessiert mich gerade überhaupt nicht, was in diesen amerikanischen Städten passiert. Es ist doch jeden Tag dasselbe.

„Freya, Essen!", ruft meine Mutter nach wenigen Minuten.

Als ich mich hin vor ihr hinsetze, schaut sie mich an und fragt mich dann, für wie lange ich überhaupt gebucht habe.

„Drei Wochen."

„Es ist besser, wenn du eine Tasche nimmst und keinen Rucksack."

Ich fand es auch für eine bessere Idee. „Gut, ich mach das nach dem Essen."

Als wir beide fertig sind, ich den Abwasch für sie mache und nach oben gehe, nehme ich meinen schweren Koffer mit. Ich sortierte die besten Kleider raus und lege sie sorgfältig in die Reisetasche. Ich hoffe, dass es für drei Wochen reicht, doch wenn nicht, muss ich sie wohl per Hand selbst waschen. Es ist schon längst dunkel und ich muss auch schon im Bett liegen, da ich morgen sehr früh aufstehen muss. Ich putze meine Zähne gründlich, die ich mir ebenfalls einpacke und ziehe meinen Pyjama an. Als ich das Fenster öffne, fällt mir wieder ein, dass ich frische Luft wirklich nötig habe. Als ich das Fenster und die Vorhänge schließe, verkrieche ich mich in mein Bett und denke über den Ort in Indien nach, wo ich am Montag reisen werde. Es wird bestimmt nicht so wie in Afrika aussehen. Diese langen und breiten Wüsten, die sich in alle Himmelsrichtungen ausbreiten, diese armen kleinen Städten, wo die Menschen bloß aus Haut und Knochen bestehen. Ich kann mich noch errinern, als ich mit einem Paket voll mit Essen durch irgendeine afrikanische Stadt herumspatziert bin. Als ich an einer alten Hütte klopfe, erblicke eine Mutter durch einen Spalt und sie drückt die Tür vor meiner Nase zu. Sie denkt wohl, ich würde sie bestehlen oder so. Also lege ich das Packet vor die Tür und klopfe mehrmals. Bis heute weiß ich noch nicht, ob sie ihn angenommen hat oder nicht, weil ich danach sofort gegangen bin.

Freya: The AvengersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt