No. 13

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POV Nia
„Bist du sicher, dass du nichts essen möchtest?“, fragte ich Toni, welcher mir im Restaurant gegenüber saß. „Nein Danke, Nia. Ich habe absolut keinen Hunger. Iss du nur“, antwortete dieser lächelnd. Die Kerzen erzeugten eine tolle Atmosphäre, welche durch die ruhige Klaviermusik noch verstärkt wird. Ich nickte bloß und aß schnell auf, da es mir unangenehm war zu essen während Toni nichts hatte. Als mein Teller leer war, sah ich zu Toni. Dieser griff nach meiner Hand und sah in meine Augen. Was ich ihm auch sogleich gleich tat. So saßen wir da und redeten. Immer wieder schauten Leute schief zu uns und tuschelten. Was auch immer sie gestört hatte, es war egal. Nach kurzer Zeit bezahlte ich und wir verließen das Restaurant. „Heute ist echt eine schöne Nacht. So klar und ruhig. Ich mag das“, meinte Toni, welcher meine Hand hielt und in Richtung Sterne blickte. „Ja, dass stimmt. Lass uns noch ein wenig spazieren gehen. Oder willst du schon heim?“, ich sah Toni fragend an, welcher meinem Vorschlag zustimmte. Langsam schlenderten wir durch die Straßen, sahen die ein oder andere streunende Katze oder Menschen, welche uns entgegen kamen. „Nia, ich bin echt froh dich zu haben. Du bist so ein toller Mensch!“, sagte Toni nun leise und sah zu mir. Meine Wangen nahmen einen leichten Rotton an und ich sah auch lächelnd zu dem kleineren. „Lass uns heim gehen. Ja?“, sagte ich nachdem wir etwa eine Stunde unterwegs gewesen waren, da es nun ziemlich kalt wurde. „Klar, gerne!“, antwortete Toni. Bei mir angekommen waren wir beide so müde, dass wir uns sofort in unser Bett legten. Wie immer hatte ich meinen Arm um die warmen Schultern von Toni gelegt, welcher sich nah an mich kuschelte. „Toni, ich liebe dich! Ich bin so froh dich zu haben. Ohne dich wäre ich verloren“, flüsterte ich und gab meinem Freund einen Kuss auf den Kopf. „Ich liebe dich auch, Nia!“, gab dieser zurück und war innerhalb von Sekunden eingeschlafen.
-NEXT DAY-
Blinzelnd öffnete ich die Augen. Mit einem Lächeln auf den Lippen sah ich neben mich, wo eigentlich Toni hätte liegen sollen, doch genau das war nicht der Fall. Zunächst verwundert über die Abwesenheit meines Freundes setzte ich mich auf. „Er muss in der Küche sein“,  dachte ich mir. Toni war immer schon vor mir wach gewesen, das war ganz normal. Ich stand auf und wollte in die Küche zu Toni, doch auch dort fand ich ihn nicht. Erstjetzt fiel mir auf, dass bestimmte Gegenstände aus der Wohnung fehlten. Der Bilderrahmen mit dem Bügelperlen-Bild von uns; Tonis Gitarre, welche immer neben meiner gestanden hatte, doch vorallem fehlten seine Wärme und sein Geruch. Toni wag weg! Sofort griff ich zum Telefon und wählte Viks Nummer. ER musste bei Vik sein. Aber warum war er gegangen? „Hey Nia, was gibt’s?“, ertönte die Stimme des Ruse aus dem Telefon. „Vik ist Toni bei dir? Gestern Abend war er noch da und jetzt ist er weg. Bitte sag mir, dass er bei dir ist!“, sagte ich schnell und voller Sorge. Stille am anderen Ende der Leitung. „Vik? Hallo?“, fragte ich nochmal nach. „Nia, was redest du da?“ Verwirrt verstummte ich. „Nia, Toni ist tot. Seit 2 Jahren schon! Warte, ich komm mal eben vorbei.“, meinte Vik vollkommen zerstreut. Tot? Toni war doch gestern noch bei mir! Er war nicht tot. Oder doch? Plötzlich kamen die ganzen Erinnerungen zurück. >Lichter. Das Auto. Der Crash. Die Krankenhausgänge. Die Geräte. Toni mittendrin. Die Ärzte. Das Ende< Vik hatte Recht! Toni war tot! Meine Augen füllten sich mit Tränen. Meine Knie zitterten, ich knickte ein und fiel zu Boden. Wieso konnte ich Toni gestern sehen? Mit ihm reden? Ihn berühren? Wieso war er gestern bei mir? Und all die Tage davor? Was passierte hier? Ich lag, eine mir unbekannte Zeit, zitternd und weinend am Boden, als Vik die Tür zu meiner Wohnung öffnete. Er hatte nach dem Unfall Tonis Schlüssel bekommen. „Nur für alle Fälle“ hatte ich damals gesagt und ihm den Schlüssel gegeben. Als Vik sich neben mich setzte sah ich auf. Meine Augen taten weh und mein Hals war unfassbar trocken. „Hey Nia..Wie geht es dir?“, gab der blonde nun besorgt von sich und musterte mich dabei. „Er..er war da, ich…ich hab ihn gesehen...mit ihm  geredet, ich...“, stammelte ich. „Ich weiß. Das war schon mal so. Weißt du noch?“ Ja ich wusste es noch. Wie könnte ich es vergessen, dass ich Toni trotz seines Todes letztes Jahr um etwa dieselbe Zeit wieder hatte? War ich verrückt? Oder war es Tonis Geist, welcher mich nun zum zweiten Mal besucht hatte? Um Vik zu symbolisieren, dass ich es durchaus noch wusste, nickte ich. Willst du wieder mit zu mir kommen? Bis es dir besser geht, meine ich“, bot er mir an. „Ich will nicht nerven oder sowas“,  antwortete ich unsicher, worauf Vik nur mit einem „Sei nicht albern!“ aufstand und begann ein paar Sachen von mir zusammen zu packen. Vik war seit Tonis Tod immer für mich da gewesen. Oft durfte ich in schlimmen Nächten bei ihm aufkreuzen und mich ausweinen. Alles immer wieder erzählen. Er hatte mir zugehört. Trotzdem hatte ich mich oft komisch bei ihm gefühlt. Aber es half mir, in Gesellschaft zu sein, weswegen ich langsam und vorsichtig aufstand um beim packen zu helfen. Mein Kopf tat weh und meine Augen waren noch immer nass von den Tränen, welche mir immer noch ab und zu über mein Gesicht liefen. Mit jedem Herzschlag tat mir eben dies mehr weh. Es tat weh, dass es schlug, obwohl es das einst nur für Toni getan hatte. Wir stiegen ins Auto und fuhren los. Seit damals war ich ungern in ein Auto eingestiegen. Bei Vik angekommen war das Sofa bereits zu einem Bett umgebaut, auf welchem ich mich sofort nieder ließ. Es war erst 16 Uhr, doch es fühlte sich an als wäre es tief in der Nacht. „Danke Vik!“, sagte ich mit einer kaputten Stimme und sah zu meinem 'Gastgeber'. „Gerne, Nia. Ich kann mir nicht vorstellen wie schwer das für dich sein muss. Du verdienst alle Hilfe, die du bekommen kannst! Willst du etwas essen?“ „Naja…ich habe eigentlich keinen Hunger…“, murmelte, ich noch immer etwas abwesend, vor mich hin „aber ich hätte gern etwas zu trinken“, fügte ich hinzu und wollte aufstehen, doch Vik meinte nur ich solle sitzen bleiben und verschwand in der Küche. Ich sah mich um. Diese Wohnung, welche ich schon unzählige Male besucht hatte und in der ich mich immer so wohl gefühlt hatte, fühlte sich plötzlich so fremd an. Ich nahm das Geräusch des Wasserkochers in der Küche wahr und nicht viel später kam Vik mit 2 Tassen Tee wieder. Eine für mich und eine für ihn. „Danke“, brachte ich mit einer mageren Stimme heraus und nahm die warme Tasse um meine Hände an ihr zu wärmen. „Willst du reden, Nia?“, bot Vik an. Er hatte es mir seit damals immer wieder angeboten, doch ich schüttelte immer den Kopf. Zu Viks Überraschung stimmte ich diesmal mit einem zögerlichen Nicken zu. Der Russe setzte sich zur mir und sah mich an. Ganz ruhig begann ich zu erzählen. Ich erzählte wie es mir ging, wie ich weiter gelebt hatte und alles drum herum. Wir redeten Stundenlang, bis spät in die Nacht. Es tat gut. Es entlastete mich. Zwar nur ein wenig, aber es tat es. Gegen 3 Uhr morgens ging Vik in sein Schlafzimmer. Das Licht ging aus und ich legte mich hin. Plötzlich fühlte sich alles wieder kalt an. Zu kalt. Die Belastung, welche ich durch das Gespräch los geworden zu sein schien, war wieder da. Langsam fuhr ich alle kleinen Narben nach, welche ich von dem Unfall hatte. Es war so ungerecht. Toni musste sein Leben lassen und ich trug nur die Narben. So ungerecht! Ich hätte das Auto sehen können, welches in uns gefahren war. Hätte Toni warnen können. Ich hätte so viel tun können… Ich dachte zu viel nach, dass wusste ich. Ich schloss meine Augen, welche bis eben noch mit einem leeren Blick an die Decke gestarrt hatten und schlief mit einem immer wieder in meine Gedanken kommenden Satz ein: Ich hätte sterben sollen, nicht Toni.

#hävollsüß Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt