No. 6

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'Nicht stehen bleiben, Toni..'' dachte ich. Meine Beine bewegten sich wie von allein. Ich war schon vollkommen erschöpft und konnte schon gar nicht mehr, aber ich musste weiter laufen. Etwas hinter mir lief Nia und versuchte mich einzuholen und bat mich immer wieder stehen zu bleiben und ihm zu erklären was los sei. Er wusste es nicht. Woher auch? Woher sollte er wissen wie gern ich ihn für mich alleine hätte? Woher sollte er wissen dass es weh tat, als er dieses Mädchen mit zu Vik brachte ? Ich gab ihm nicht mal die Chance sie vorzustellen. Ich lief einfach sofort los. Woher sollte er wissen warum? Es ging nicht mehr. Meine Beine konnten nicht weiter machen. Ich ließ mich auf den Kiesweg fallen und stoppte so das Laufen. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Das hätten sie bestimmt schon eher getan, doch der Wind, der durch das schnelle Laufen verstärkt wurde, hinderte sie daran. Meine Beine taten bestimmt sehr weh, aber ich konnte nicht mehr spüren außer den innerlichen Schmerz. Krampfhaft versuchte ich ruhig zu bleiben, was mir aber sehr schwer fiel. Ich hatte immer gedacht da wäre auch was. Ich dachte immer Nia würde auch mehr fühlen, zumindest ein kleines bisschen. Natürlich hatte ich ihm das nie gesagt, sonst hätte ich unsere Freundschaft womöglich noch komisch werden lassen. Nun kam auch Nia bei mir an und war sichtlich erschöpft. ''Toni was sollte das denn..? Was ist los?'' fragte mich der größere nun und ich konnte hören wie besorgt er war. Ich schwieg. Der Kloß in meinem Hals hinderte mich am sprechen, was ich aber sowieso nicht vor hatte. ''Lass uns auf die Bank setzen und dann will ich wissen was los ist'' meinte er nun und half mir beim Aufstehen. Was war denn los? Was könnte ich sagen? Wie sollte ich ihm erklären warum ich so traurig und wütend zugleich war? Langsam ließ ich mich auf die Bank nieder und versuchte weiterhin mir eine Ausrede auszudenken. Oder sollte ich es ihm sagen? Solle ich ihm sagen dass mich der Gedanke, dass er mit jemand anderem als mir zusammen war, krank machte? Noch immer schwieg ich, doch Nia gab nicht auf. ''Toni dein Knie!'' Ich sah nach unten und bemerkte, dass ich mir mein Knie aufgeschlagen hatte, als ich mich auf den Weg fallen ließ. ''Egal..tut eh nicht weh'' gab ich nur kurz zurück. Ich konnte Nia nicht so verzweifelt mit sich selbst reden lassen. Und es stimmte. Das Knie tat nicht weh. Mir tat etwas weh, was man nicht so einfach verarzten konnte. Vorsichtig tupfte der blauhaarige mit einem Taschentuch das Blut weg und sah dabei immer wieder zu mir hoch, ob es mir weh tun würde. Er war immer so fürsorglich und machte sich Sorgen. Das Mädchen hatte wirklich Glück mit ihm. Noch immer weinte ich leicht, doch ich bekam ziemlich schlecht Luft und meine Tränen liefen langsam meine Wangen herunter. Als Nia fertig war setzte er sich wieder neben mich und umarmte mich. Woher wusste er immer so genau was ich brauchte? Es gab in diesem Moment wirklich nichts was ich lieber wollte als Nias schützende Arme zu spüren, meinen Kopf an seine Brust zu lehnen und seinen Geruch zu genießen. ''Und jetzt rede mit mir, Toni. Bitte! Du weißt, du kannst mir alles sagen'' Seine Stimme hatte sonst so eine beruhigende Wirkung, doch trotzdem war ich noch immer voller Wut und Traurigkeit. Wie konnte er nicht merken wie sehr ich ihn liebte? Er war mein bester Freund, er kannte mich besser als jeder andere. Warum also hatte er es nicht gemerkt? Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte nicht reden, denn wenn ich reden wollen würde, dann würde ich es laut tun. Ich hatte den Drang zu schreien und ich wusste ich würde nicht normal reden können. ''Komm schon Toni, ich will jetzt wissen was los ist, sonst kann ich dir nicht helfen!'' sagte Nia verzweifelt und löste die Umarmumg. ''Ich bin in dich verliebt, verdammt! Ich liebe dich schon so lange aber du merkst es nicht! Und als du mit diesem Mädchen ankamst war es zu viel! Euch beide zu sehen und ich saß da alleine! Es war schrecklich!!'' schrie ich schon fast, ehe ich knallrot wurde. Ich hatte eben meinen besten Freund angeschrien und ihm die Liebe gestanden. 'Das wars.. jetzt wird sich etwas ändern..' dachte ich mir. Doch als ich zu Nia sah bemerkte ich wie er grinste und sich ein kichern verkniff. Er grinste???? ''WAS IST DARAN SO LUSTIG?'' schrie ich nun wirklich. Doch Nia grinste nur weiter und legte einen Arm um meine Schultern. ''Toni du kleiner, süßer Idiot! Du musst hättest mich sie echt erst vorstellen lassen sollen. '' Was sollte das denn jetzt? War das sein ernst? ''Ihr Name ist Mandy. Sie ist eine Freundin der Familie. Da meine Eltern im Urlaub sind und ich die nächst nähere Person war hat sie mich kontaktiert. Sie sucht eine Unterkunft weil sie eine Auszeit von ihrem Verlobten braucht.'' erklärte er nun ganz ruhig. Eine Bekannte.. Sie suchte eine Unterkunft wegen einem Streit mit ihrem..Verlobten? Jetzt wo er es sagte fiel mir auch der Ring auf. 'Toll Toni.. Nia hatte Recht. Ich war ein Idiot. Und noch dazu hab ich ihm die Liebe gestanden. Und das weil ich dachte ein Mädchen, von dem er rein gar nichts wollte, sei seine Freundin. ''Es tut mir leid Nia.. Du hast Recht, ich bin ein Idiot. Jetzt wird sich bestimmt einiges bei uns ändern..'' gab ich leise von mir während sich meine Augen schon wieder mit Tränen füllten. ''Du bist süß Toni! Und Hey, ein was gutes hat das Ganze'' meinte Nia nun. Was gutes? ''Was ist daran Gut?'' fragte ich und versuchte nicht zu weinen. Vorsichtig legte Nia seine Stirn an meine und flüsterte mir zu :''Ich weiß jetzt wie du fühlst, Toni. Es tut mir leid, dass ich es nicht mitbekommen habe. Und du hast Recht. Es wird sich einiges ändern'' meinte er und küsste mich liebe voll. Meine Wangen wurden knallrot und ich schloss langsam die Augen während ich vorsichtig auf den Kuss einging. Dann löste er vorsichtig und flüsterte ein beruhigendes ''Ich liebe dich auch, Toni''

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