Kapitel 3

393 24 0
                                    

*ZAYN*

Vögel zwitscherten. Blätter rauschten. Ganz langsam öffnete ich meine Augen. Was war passiert? Wo war ich? Langsam richtete ich mich auf und schaute in den frühen Morgenhimmel. Doch auf einen Schlag kam alles zurück. Die Erinnerung. Die Gefühle. Erst jetzt nahm ich einen stechenden Schmerz an meinem Handgelenk war. Es war Blutverschmiert und voller Dreck. Wie in Trance erhob ich mich vom Waldboden und machte mich auf den Weg nachhause. Ich war zu dumm um mich umzubringen. Immer wieder kreiste dieser eine Gedanke in meinem Kopf. Ich konnte wirklich nichts richtig machen. Gar nichts!

Zuhause angekommen verarztete ich mein Handgelenk. Danach hüpfte ich noch schnell in die Dusche. Das warme Wasser brannte auf meiner Haut doch ich wollte es nicht kälter stellen. Ich war zu müde, zu müde um zu leben.

Fertig angezogen begab ich mich nach unten in die Küche. Doch dort erwartete mich bereits ein Zettel. „Ich weiß, dass du nicht in der Schule warst!" las ich laut vor. Ich war geliefert. Schnell verlies ich das Haus und machte mich auf zur Schule. Ich wusste würde ich heute wieder nachhause kommen, würden mich schlimme Stunden erwarten. Mein Kopf schüttelte sich wie automatisch, ich durfte jetzt einfach nicht daran denken. Nun zählte nur eins, die Schule überleben.

Zaghaft trat ich durch die Eingangstüre. Ich musste heute wohl oder übel in der Schule bleiben, komme was wolle. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit. Bauchschmerzen und Übelkeit folgten sogleich. Ich hatte Angst, keine Frage. So schnell ich konnte verkroch ich mich auf der Jungs Toilette und betrat erst das Klassenzimmer wenige Sekunden vor dem Klingeln. So würde ich weiteren Mobbingattacken wohl aus dem Weg gehen können. Und ich hatte recht behalten. Denn die Erste Stunde verlief ohne weitere Zwischenfälle. So auch der restliche Schultag. Was mich wirklich wunderte. Wieso beschimpfte mich niemand? Sonst verging kein Tag ohne mindestens einen dummen Spruch. Ich spürte zahlreiche Blicke auf mir als ich mich auf den nachhause Weg machte. Komisch! Doch irgendwie freute es mich. Vielleicht war ich doch nicht so schrecklich und die anderen hatten dies endlich bemerkt. Etwas glücklicher machte ich mich auf den nachhause weg.

Zügig schloss ich die Haustüre auf und stellte meine Schuhe an den dafür vorgesehenen Platz. Plötzlich ertönte hinter mir ein poltern. Noch bevor ich reagieren konnte wurde ich bereits an die Wand gedrückt. „Wieso warst du nicht in der Schule?" schrie mich mein Vater auch sogleich an. Seine Hand drückte mir langsam aber sicher die Luft ab. Mein Herzschlag verschnellerte sich. Panik machte sich in mir breit, ich wusste genau was gleich passieren wird. Seine Hand lies von meinem Hals ab und sogleich glitt ich zu Boden. Nach Luft röchelnd saß ich vor ihm. Doch das war ihm noch lange nicht genug. Seine Faust schlug auf mich ein. Immer wieder. Mein Körper versuchte die Schmerzen auszublenden, doch auch dies funktionierte dieses Mal nicht. „Bitte nicht" wimmerte ich und hoffte auf Gnade. „Ich soll aufhören meinen Schwuchtel Sohn zu schlagen? Dann hör du endlich auf schwul zu sein! Geh zur Schule und wird ein richtiger Mann! DU Weichei!" schrie er mich an. Seine Schläge wurden darauf noch brutaler. Tränen schossen über meine Wangen. Wieso mochte mich keiner. Wieso akzeptierte mich niemand.

Nach unendlichen vielen weiteren Schlägen, ließ er endlich von mir ab. So schnell es mein körperlicher Zustand zuließ, verschwand ich in mein Zimmer. Sofort verschloss ich die Türe. Mein Körper zitterte. Noch immer hatte ich schreckliche Angst. Kraftlos glitt ich schlussendlich zu Boden und weinte. Ich fühlte mich schrecklich. Mein Körper schmerzte, jedoch war der Schmerz in mir drinnen viel schlimmer. Ich wusste nicht mehr weiter. Ein Heulkrampf nach dem anderen schüttelte mich. Langsam aber sicher bekam ich keine Luft mehr. Als würde mir jemand die Luft aus den Lungen saugen. Panik stieg in mir hoch. Aus meinem Nachtschrank krallte ich mit letzter Kraft eine Klinge. Ich setzte sie an meinem Arm an und zog sie durch meine Haut. Der Schmerz beruhigte mich fast augenblicklich. Ich weiß nicht wieso ich darauf kam, dass mir der Schmerz helfen könnte. Jedoch war es die Beste Entscheidung seit langem. Seit diesem Tag ritzte ich fast täglich. Ich trug meine Klinge immer bei mir. So konnte ich immer darauf zurückgreifen, besonders wenn es in der Schule wieder einmal sehr schlimm war. Danach ging es mir mehr oder weniger besser. Jeder Schnitt half mir, nur so schaffte ich es alles auszublenden. Meinen Vater, die Schule, und auch alle anderen Probleme. Solange es keiner bemerkt war alles gut.


Lonely!?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt