Kapitel 19

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*Zayn*

Das Wochenende verlief wie erwartet ruhig. Ich verließ mein Zimmer nicht und wurde somit auch in Ruhe gelassen. Liam hatte ich abgesagt. Er hatte mir zwar geschrieben wie sehr er sich auf das Treffen freute, jedoch hätte ich dort nie erscheinen können, denn die Verletzungen waren noch immer gut sichtbar auf meinem ganzen Körper verteilt. Morgen war Montag und somit musste ich wieder zur Schule. Ich hatte keine Ahnung wie ich das schaffen sollte. Jede kleinste Bewegung schmerzte. Mal ganz davon abgesehen was meine Lehrer sagen würden, wenn sie mich so sehen könnten. Doch schwänzen kam nicht in Frage. Ich will nicht wissen wie mein Vater auf eine erneute Nachricht der Schulleitung reagieren würde. Vermutlich mit noch mehr Prügel und darauf konnte ich nun wirklich verzichten. 

Leise ächzend setzte ich mich aufrecht hin. Meine Seite schmerzte ziemlich. Doch fast noch schlimmer war mein Gesicht. Mein Auge pochte im regelmäßigen Takt. Langsam sollte ich mir einen Plan überlegen. Sonst konnte ich definitiv nicht zur Schule. Die Verletzungen konnte ich etwas mit Make up abdecken. Das hab ich schon des öfteren gemacht. Gott sei dank verwendet meine Mutter keine billige Discounter Schminke, somit deckt das Zeug so ziemlich alles ab. Doch wie sollte ich mich normal bewegen? Jeder Blinde würde merken, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ich brauche etwas, dass die Schmerzen betäubt. Zumindest für ein paar Stunden. Kurzerhand erhob ich mich von meinem Bett und steuerte auf meine, noch immer, verschlossene Zimmertüre zu. Kurze horchte ich, nicht dass mein Vater sich gerade im oberen Stock aufhielt. Doch nichts, es war ruhig. So schnell ich konnte entriegelte ich die Türe und humpelte in das Zimmer meines Vaters. Im angrenzenden Bad wurde ich schließlich fündig. Schmerztabletten, Schlaftabletten und Stimmungsaufheller. Ich nahm mir jeweils ein paar Exemplare mit und machte mich eilig wieder auf den Weg in mein Zimmer. Erleichtert atmete ich durch. Bereits in der nächsten Sekunde hatte ich mir eine Schlaftablette eingeworfen. Diese Nacht würde ich wohl ruhig und friedlich schlafen. 

Am nächsten Morgen, weckte mich mein Wecker schon um eine Stunde früher. Tatsächlich schlief ich die gesamte Nacht durch. Seufzend setzte ich mich gerade hin. Verdammt, meine Seite sowie mein Bauch schmerzte immer mehr. Wie geplant nahm ich erneut eine der Tabletten ein, diesmal jedoch eine Schmerztablette. In etwa 20 Minuten würde sie wirken und ich könnte mich auf den Weg zur Schule machen. Davor überschminkte ich allerdings noch meine Wunden. An den Armen und am Hals gelang es mir relativ gut. Doch die Schwellungen im Gesicht waren da eine ganz andere Sache. Seufzend beförderte ich eine Kappe auf meinen Kopf und machte mich sogleich auf den Weg zur Schule. Dort angekommen waren, wie erwartet, noch keine Schüler zu sehen. 

Die Ersten beiden Stunden hatte ich bereits ohne weitere Zwischenfälle überstanden. Doch nun hatten wir Pause, was bedeutete, dass Liam mich bestimmt am Spint abpassen würde. Doch das wusste ich zu verhindern. Und so kam es, dass ich die gesamte Pause auf der Toilette verbrachte. Meine Schmerzen waren kaum auszuhalten. Doch eine weitere Tablette kam nicht in Frage. Wie sehr wünschte ich mich jetzt in mein Bett. "Zayn?" ertönte plötzlich von der anderen Seite der Kabine. Mist das war Liam. So schnell ich konnte zog ich meine Beine zu mir hoch. Doch zu spät. "Zayn, ich hab deine Schuhe bereits gesehen" murrte der Badboy von der anderen Seite. Doch ich traute mich nicht ihm zu antworten. Ich musste ihn abweisen. Die einzige Person, welche mich noch nie verletzt hatte. Welche immer zu mir gestanden hatte. "Zayn, komm schon. Mach die Türe auf" flüsterte Liam. Okay, Zayn. Jetzt oder nie. "Geh weg!" ertönte es aus meinem eigenen Mund. Man konnte das Zittern deutlich hören. Verdammt! So war das nicht geplant. "Kleiner was ist los" doch auch darauf antwortete ich nicht. "Du sollst gehen Liam. Ich will dich nie wieder sehen!" schrie ich schon beinahe. Dieses Mal klang meine Stimme bereits um einiges überzeugter. "Aber, Zayn!" versuchte der Junge auf der anderen Seite erneut meine Mauer zu durchdringen. "Nein! GEH" schrie ich erneut. Und dieses Mal konnte ich eine Türe auf und zu schlagen hören. Er war gegangen. Und ich somit wieder vollends alleine. Obwohl ich mir einredete, dass ich das richtige getan hatte, fühlte es sich verdammt falsch an. Meine Tränen ließen nicht lange auf sich warten. 

Lonely!?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt