Kapitel 2

380 25 0
                                    

*Zayn*

Eine Woche war bereits vergangen. Ich war kein einziges Mal in der Schule. Allerdings musste ich heute wieder dorthin. Sonst würde die Schulleitung, mit ziemlicher Sicherheit, meine Eltern kontaktieren und das würde mehr oder weniger schlecht für mich ausgehen. Bereits seit 2 Tagen konnte ich nicht mehr schlafen. Ich bekam Bauchschmerzen wenn ich nur an die Schule dachte. Auch die Schmerzen welche mir Luke zugefügt hatte, waren noch immer nicht komplett verheilt. Besonders meinem Gesicht sah man das an. Ein blau lila Fleck zierte noch immer mein linkes Auge.

Mit gesenktem Blick öffnete ich die Eingangstüre. Wie letzten Montag, begab ich mich auf den Weg zu meinem Spind. Erneut versuchte ich nicht aufzufallen. Dieses Mal gelang es sogar. Denn überpünktlich saß ich auf meinem Platz in der letzten Reihe. Mit der Zeit füllte sich der Klassenraum, alle erzählten von ihren tollen Wochenende und was sie nicht alles erlebt hatten. Mich blendeten sie dabei aus. Als wäre ich nicht anwesend. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in mir breit. Wieso hatte ich keine Freunde? Wieso war ich nur so komisch? Sobald jemand mit mir sprechen will, schaffe ich es noch nicht einmal ein einziges Wort zu sagen ohne dabei zu stottern. Ich habe noch nie jemanden etwas getan. Ich war immer zu allen nett. Wieso kann ich nicht einfach dazu gehören? Oft habe ich mich schon gefragt was ich hier eigentlich mache. Eine Welt in der man niemanden hat, ist einen nutzlose Welt. Meine Eltern wollen nichts mit mir zu tun haben. Oder wohl eher mein Dad. Meine Mum hat keine Zeit, flüchtet regelrecht vor der Situation. In der Schule finde ich keine Freunde und auch so kann ich mich nicht überwinden Menschen anzusprechen. Ich bin ein richtiger Nichtsnutz. Langsam stiegen Tränen in mir hoch. Doch diese blinzelte ich schnell wieder weg, schwerer als gedacht.

„Na! Auch mal wieder in der Schule? Ich dachte schon du beerst uns gar nicht wieder." Spottete Michael. Ein anderer Junge aus meiner Klasse. Er war ein Mädchenschwarm. Trainierte viel und war auch ganz gut in der Schule. Jeder mochte ihn und er eigentlich auch alle anderen, nur mich nicht. „He, ich rede mit dir! Zu feige um zu antworten?" rief er laut durch die Klasse. Die anderen beobachteten das Spektakel gespannt. Und was tat ich? Richtig, ich saß da, stumm und sah auf meinen Tisch. Ich hatte einfach Angst. Vor Demütigung. Vor Schlägen, vor was auch immer. Plötzlich wurde ich an den Haaren nach oben gezogen. „Lila steht dir! Solltest du öfter tragen" spottete nun ein anderer Junge weiter und spielte dabei auf mein blaues Auge an. Noch bevor ich reagieren konnte schrie jemand von der anderen Seite „Luke hat das toll gemacht! Schämen sich deine Eltern denn gar nicht für dich?" und genau das war zu viel. Und ob sie sich schämten! Tränen stauten sich in meinen Augen und liefen langsam meinen Wangen hinab. „Na jetzt heult das Baby auch noch! Liam? Was sagst du dazu?" hörte ich Michael schreien. WAS? Liam war hier? Er sah dabei zu? Verdammt.

Ruckartig erhob ich mich von meinem Platz und rannte aus dem Raum. Meine Tasche drückte ich dabei fest an mich. Liams Blick brannte sich in meinen Rücken. Schon immer fand ich ihn toll. Er hatte etwas Besonderes an sich. Es machte mich einfach glücklich in von der Ferne anzuschmachten, ja fast schon zu beobachten. Doch nun vor ihm gedemütigt zu werden, war zu viel. Immer mehr Tränen rollten über meine Wangen. Wieso war ich nur so unbeliebt? Ich rannte und rannte bis ich schließlich in einem Wald ankam. Hier war ich oft. Hier konnte ich wenigstens für kurze Zeit meine Probleme vergessen.

Kraftlos sank ich zu Boden. Laute Schluchzer verliesen meinen Mund. Meine Kraft reichte einfach nicht aus. Wieso musste man Leben? Niemand hatte einen gefragt ob man leben wollte. Man wurde einfach dazu gezwungen und nun musste man damit umgehen. Doch ich konnte das nicht. Ich wollte es einfach nicht mehr. Eine Frage drängte sich in meinen Kopf. Keiner hat mich gefragt ob ich Leben möchte. Also kann ich es auch ohne zu fragen beenden? Natürlich konnte ich das. Es war meine einzige Lösung.

Meine Hände zitterten. Noch immer rollten Tränen meine Wangen hinab. Ich war am Ende. Langsam zog ich meine Wasserflasche heraus. Das Glas der Flasche glänzte durch das schwache Licht, welches durch die Baumkronen auf mich herab schien. Mit einem Schrei schleuderte ich die Flasche auf einen Stein. Tausende Scherben zierten schon bald den schlichten Waldboden. Bald würde es vorbei sein. Dieser Gedanke beruhigte mich, lies mich meine innere Ruhe finden. Bedacht darauf alles richtig zu machen, hob ich eine etwas größere Glasscherbe auf und setzte sie an meinem Handgelenk an. Langsam erhöhte ich den Druck. Der Schmerz tat gut. Beruhigte mich weiter. Ich merkte wie die Scherbe, das spitze Glas meine Haut teilte. Eine warme Flüssigkeit rann langsam meinen Arm hinab. Die Wärme war angenehm. Langsam begann ich müde zu werden. Und schon wenige Sekunden später fielen meine Augen zu.


Lonely!?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt