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"Eldarion!", ruft Aragorn. Der Kronprinz schaut auf. Sie sind am weißen Baum. "Vater?", kommt die schwache Stimme des sonst so starken jungen Mannes zu Klang. "Ich werde das Waldlandreich aufsuchen. Ich muss Legolas sehen. Solange bitte ich dich, auf deine Mutter und Prinzessin Lalaith zu achten." Eldarion nickt und senkt dann wieder den Blick. Aragorn schaut seinen Sohn noch einmal besorgt an, bevor er dann zu den Ställen geht.
Dort lässt er Flinc, einen Nachfahren seines treuen Pferdes Brego aus der Zeit des Ringkrieges, satteln.
Er selbst trägt seine Waldläuferkleidung, nur dass sie neuer ist und nicht so abgetragen.

Im Waldlandreich liegt Legolas in seinen Kammern. Sein leerer Blick ist auf die Zimmerdecke über ihm gerichtet.
Einer plötzlichen Eingebung folgend erhebt er sich. Wackelig steht er, er hat seit Tagen nichts gegessen. So groß ist die Trauer, die ihn beherrscht.
Doch nun läuft er. Er läuft immer schneller, ja, er rennt. In den Thronsaal. Zu dem Thron, auf welchem einst sein Vater und vor ihm dessen Vater saßen. Er erklimmt die Stufen, bis sein Blick zufällig nach unten gleitet. Eine kleine Nische, sehr leicht zu übersehen, ist dort, zu seinem Füßen. Legolas beugt sich hinab. Er bemerkt Aldaron nicht, welcher in der Tür steht und nach ihm ruft, als er etwas zu fassen kriegt. Es ist ein ziemlich alt aussehender Umschlag. Mit seinem Namen drauf. Und die Handschrift ist dem König erschreckend erkannt.

Ion nin (Mein Sohn) Legolas.
Kennst du es, das Gefühl, alleine zu sein? Denn wenn du diesen Brief findest, dann, fürchte ich, bist du alleine. Wären Tauriel oder Lalaith bei dir, hättest du ihn nie gefunden.
Aber anscheinend kennst du dieses Gefühl nun auch.
Ich wünschte, du würdest es nicht kennen. Begehe nicht die gleichen Fehler wie einst ich, Legolas. Ich gebe zu, dass ich nicht für meinen Sohn, für dich, da war. Und nun schäme ich mich dafür.
Ich weiß, wie es ist, etwas zu verlieren. Auch ich glaubte einst, alles verloren zu haben. Aber du und deine Mutter, ihr habt mich nie verlassen, ihr kamt immer zurück. Werde nicht so, wie ich es war, Ion nin.
Halte die Hoffnung fest, dass Tauriel und Lalaith zurück kommen, sollten sie zur Zeit nicht im Waldlandreich verweilen.
In ewiger Liebe,
Thranduil, der Vater, den du hättest haben sollen...

Ruf Der UnendlichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt