Ruf Der Unendlichkeit

30

So reiten nur wenig später Legolas und Aragorn schweigend durch den Wald. Der Blick des Elbenkönigs ist gesenkt und stur auf den Hals des Pferdes gerichtet. So bemerkt er nicht, wie Aragorn anhält und in die Ferne sieht. Erst als auch sein Pferd steht, schaut er fragend zu Aragorn. "Aragorn, man cenich? (Aragorn, was siehst du?)"
Und auf dem Gesicht des Menschen erstrahlt ein Lächeln. "Sie lebt.", sagt er. Doch Legolas versteht nicht. "Wer lebt?", fragt er.
Aragorn jedoch zeigt nur vor sich und sagt: "Dort lang, mellon."
Verwundert reitet Legolas in die Richtung. Er versteht Aragorn nicht...
Da bemerkt er, dass Aragorn ihm gar nicht folgt. Sofort dreht er sich um. "Kommst du?" Doch der König Gondors schüttelt nur den Kopf und antwortet: "Nein. Geh nur, ich warte hier." Also reitet Legolas weiter. Er fragt sich, was Aragorns Verhalten soll. Er muss Tauriel finden und nicht aus den Launen eines in die Jahre gekommenen Mannes heraus handeln! Aber er will nicht streiten...
Er reitet weiter und kann dem, was er nach einer Biegung erblickt, nicht ganz glauben.
Ihr rotes, langes Haar hängt struppig und matt herunter. Ihre Kleidung ist zerrissen, mit getrocknetem Blut und Dreck verschmutzt, ihr Gesicht ist ebenfalls schmutzig. Doch ihre matten, grünen Augen beginnen zu leuchten, als sie ihn erkennt. Ein Lächeln schmückt ihre Lippen. Sie ist es. Tauriel lebt.
Legolas steigt vom Pferd und mit jedem Schritt, den er auf seine Frau zugeht, fällt seine emotionslose Fassade und ein zur Zeit sehr seltenes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. Sie fallen sich in die Arme. Dieser Moment könnte so glücklich sein. Doch Legolas spürt, wie die Kraft Tauriel verlässt. "Tolo. (Komm.)", sagt er sanft und führt sie zu dem Pferd. Er hebt sie hoch und setzt sich dann hinter sie. Erschöpft lehnt sie sich an seine Brust und schließt die Augen.
So reitet er zu Aragorn zurück. Dieser schließt sich ihm an und gemeinsam reiten sie schweigend zu den Hallen der Waldelben. Dort lassen sie die Pferde von Stallburschen versorgen. Legolas trägt Tauriel in ihre gemeinsamen Kammern. Dort ruft er Bedienstete und ordnet an, dass sie Tauriel in ein Nachtkleid kleiden sollen. Er drückt seiner Frau einen Kuss auf die Stirn und stutzt. Sie ist warm. Viel zu warm. Eine Elbin scheucht ihn aus dem Raum und sagt: "Ihr könnt gleich wieder zu ihr, mein König. Es dauert nicht lange."
Vor den Räumen steht Aragorn und sieht ihn fragend an, als er des Elben besorgtes Gesicht sieht. Legolas seufzt. "Ich fürchte, Tauriel hat Fieber."