Kapitel 17: Das Eis ist gebrochen

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„Wir konnten die Leiche nicht identifizieren." Hanji, Levi, Erwin und du sitzt um den Tisch in Erwins Büro herum, während der Rest unten zu Abend isst. „Wir haben Leute in der Nähe gefragt, jedoch wussten die nichts. Da wir morgen aber zur Trainingseinheit fahren, werden wir dort einige fragen können. Laut euch beiden trug der Mann von damals, der Y/N angegriffen hat, eine Jacke von der Trainingseinheit. Auch wenn er nicht dazu gehört, könnten die vielleicht dort lauern. Deshalb möchte ich, dass du, Y/N, zusammen mit Levi morgen hier bleibst, während Hanji und ich nach Hinweisen und mehr suchen."

Etwas erschrocken siehst du unauffällig zu Levi neben dir, der jedoch mal wieder keine Emotionen zeigt und einfach seinen Tee weiter trinkt.

„Bitte lasst mich mitkommen", bittest du Erwin und Hanji, „meine Schwester ist dort und ich würde sie echt gerne sehen. Nachdem mein Bruder gestorben ist, hatte ich noch gar keine Chance dazu. Sie muss sich grausam fühlen..." Hanji nickt. „Ich kann dich verstehen. Erwin und ich werden aber viel zu tun haben. Levi, wenn ihr mitkommt, musst du immer bei ihr bleiben. Lass sie nicht aus den Augen. Ein kleiner Fehler und sie ist vielleicht schon tot."

Auch wenn Levi dir versprochen hat, dich zu beschützen (was dir immer noch wie ein seltsamer Traum vorkommt, so ganz nebenbei), du willst nicht, dass er solch eine Verantwortung tragen muss. „Ich kann mich zur Not auch selbst verteidigen-", beginnst du, jedoch schneidet Levi dir das Wort ab. "Das ist der Punkt. Du kannst es gerade nicht."

Erwin nickt. „Levi hat recht. Natürlich hast du viel Übung im Kampf gegen andere Menschen, immerhin warst du sechs Jahre bei der Militärpolizei und musstest davor schon viel Zeit darin investieren, wenn unsere Informationen stimmen, jedoch ist diese Gruppe wirklich gefährlich." Er steht auf. „Wir werden zwei volle Tage dort verbringen. Ich hoffe sehr, dass Lee Minhyuk und Anna Braus wieder da sind, wenn wir zurückkommen." „Wo sind die eigentlich hin?", fragst du verwundert. Dass Minhyuk weg ist, ist dir ja schon vorher klar gewesen, aber dass Anna mit ihm ist, hast du nicht erwartet, da einige Soldaten über ein paar Tage nach Hause gefahren sind.

„Flitterwochen", antwortet Hanji und fängt an zu kichern. Auch Erwin kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Nein, sie sind nach Sina gefahren, um für uns nach Dokumenten oder Büchern zu suchen, die uns helfen könnten. Mit etwas Glück finden die beiden vielleicht auch ein Buch mit japanischen Schriftzeichen und unserer Umschreibung dazu. Immerhin können wir nicht immer dich rufen, wenn wir gerade Hilfe bei sowas brauchen."

Du bist ein wenig skeptisch. „Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass sie dort sowas finden. Hier spricht niemand mehr Japanisch. Meine Familie spricht das trotzdem noch unter sich, warum, weiß ich auch nicht... und diese komische anti-Regierung-Gruppe natürlich auch. Aber wenn das jetzt wichtig wird, müssen wir den anderen wenigstens die Grundlagen beibringen. Ich denke nicht, dass sie fließend sprechen müssen, aber Zeichen werden wichtig, vermute ich." Hanji seufzt.

„Eigentlich ist das eine gute Idee, aber es gibt da einige Haken. Erstens ist es zu viel Aufwand, neben dem Training und der Forschung noch so einen Kurs zu betreiben, zweitens wäre alles umsonst, wenn sich die Sache schnell erledigt hat." Sie dreht nachdenklich auf die Tischplatte, dann schnellt ihr Kopf hoch und ihre Augen wurden groß. „Ah, ich habs!" Sie grinst breit.

„Wie wärs, wenn du Levi ein wenig was beibringst?"

Levi, der gerade einen Schluck Tee genommen hat, verschluckt sich und fängt an wie verrückt zu husten. Auch du bist geschockt. „I-Ich soll Levi-Heichou..." Hanji nickt eifrig. „Das wäre gut. Dann könntet ihr euch um die Forschung und Informationen zu diesem Part kümmern. Wir anderen haben schon so oder so alle Hände voll zutun."

Du siehst unsicher zu Levi. „Ist - ist das okay für Sie?" Er nickt leicht und trinkt den Rest seines Tees in einem Zug aus. Erwin steht auf. „Dann ist es geklärt. Morgen fahren wir zusammen zur Trainingseinheit. Währenddessen wird Mike hier das Sagen haben, da er voraussichtlich morgen früh zurückkommt. Dann sind wir fertig. Gute Nacht." Ihr nickt und steht ebenfalls auf. Du salutierst noch schnell, bevor du den Raum verlässt. „Y/N, vergiss deine Aufgabe nicht!", ruft Hanji dir noch hinterher.

Da es bereits spät abends ist, ist der Flur komplett leer. Aus dem Esszimmer hört man keine Menschenseele mehr reden oder lachen.

„Warum machst du das?"

Fragend drehst du dich zu Levi um.

„Eigentlich müsste es dich ja gar nicht kümmern, dass ich für dich verantwortlich bin. Als du gehört hast, dass es für uns als Aufklärungstrupp Konsequenzen haben wird, wenn dir was passiert, wolltest du nicht, dass wir verantwortlich gemacht werden. Warum kümmerst du dich so sehr um andere? Anderen wäre es an deiner Stelle egal, was mit dem Rest passiert, Hauptsache einem selbst geht es gut."

Diese Fragen und Aussagen von ihm zu hören, erstaunen dich sehr, im positiven Sinne.

„Nun ja", antwortest du, „viele Menschen bei uns innerhalb Mauer Sina interessieren sich mehr für Geld als für das Wohl der Menschen. Bei uns werden sogar einige Medikamente nur an die Reichen verabreicht, damit sich der Rest der Bevölkerung mit ineffizienten Medikamenten zustopft, bis sie sterben - und das alles nur für den Erfolg der Arzneiindustrie. Das ist ein ziemlich schlimmes Beispiel, aber da meine Familie gerade darüber sehr viel Macht besitzt, bin ich damit vertraut... Und das alles und noch einige persönliche Faktoren bewegen mich dazu, ein besserer Mensch sein zu wollen."

Levis POV
Eigentlich bin ich immer der Meinung gewesen, das Leben als hochrangige Person sei leicht, jedoch habe ich mich da offenbar getäuscht. Y/N kann vielleicht etwas ändern, wenn sie zum Oberhaupt ihrer Familie gekrönt werden würde, jedoch müsste sie dafür ihre Eltern umbringen und das würde eine Person wie sie niemals übers Herz bringen. Ich will mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie ihre Kindheit unter diesen Umständen gewesen sein muss.

Sie ist eine gute Person. Sie hat sich nie von ihrem Rang beeinflussen lassen, anders als ich früher dachte. Sie denkt an andere Leute und nimmt die richtigen Sachen ernst, auch wenn sie manchmal deshalb echt stur ist, sodass man ziemlich die Krise kriegen kann.

„Das... tut mir leid", murmele ich leise.

Warte, warum bin ich plötzlich so emotional?

Sie lächelt schwach, auch wenn ich sehen kann, dass sie ein wenig überrascht ist.

„Es muss Ihnen nicht leidtun. Ich sollte es schätzen, in guten Verhältnissen aufgewachsen zu sein."

Sie salutiert und lacht kurz auf. „Bis morgen, Heichou!" Anscheinend erwartet sie eine Antwort, da sie mich weiter ansieht. „Ist was?", fragt sie vorsichtig. Ihre großen Augen schimmern hell im Mondlicht. Ich kratze mich verlegen am Hinterkopf.

„Danke... dass du eingewilligt hast, mir beim Lernen zu helfen", meine ich leise, jedoch scheint sie mich trotzdem direkt verstanden zu haben. „Kein Ding, mach ich gerne." Wieder lächelt sie. Wieder beginnt mein Herz wie verrückt zu schlagen.

Ich hatte mich in eine Person verliebt, mit der ich niemals zusammen sein durfte.

~ to be continued... ~

Liebe ist schon echt kompliziert 😪

07.04.2019

Attack on Titan: How 2 Get A Heichou [Levi x Reader] ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt