Kapitel 12

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Ich trete ruckartig einen Schritt zurück und pralle dabei mit dem Rücken gegen Finn. Ich schnappe hysterisch nach Luft.

,, Hey, hey, hey was ist den los?!" fragt Finn und hält meine Schultern mit seinen starken Händen fest. Ich starre wie verrückt auf das Motorrad und versuche angestrengt das Bedürfnis weg zu rennen zu unterdrücken. Finn folgt meinem Blick und dreht mich um. Jetzt schaue ich ihm in seine blauen Augen.

,, Du hast ja Tränen in den Augen! Liegt es an dem Motorrad?" besorgt schaut er mich an. Ich nicke langsam und versuche mich zu beruhigen. Eine ganze Weile stehen wir so da und ich wünsche dass ich einfach nur in seinen blauen Augen verschwinden könnte. Erst jetzt wird mir bewusst dass seine Hände immer noch auf meinen Schultern liegen. Schnell weiche ich zurück und schaue verlegen auf den Boden. Er soll mich nicht berühren. Niemand soll das mehr tun.

,, Na gut." sagt er und räuspert sich. Anscheinend ist ihm die Situation peinlich.

,, Das ist mein Motorrad also du brauchst nichts zu befürchten. Willst du dass wir fahren oder sollen wir laufen?" Das Motorrad sieht genauso aus wie das von Kai. Allerdings auch wie jedes andere schwarze Motorrad was es gibt. Ich nicke. Mit einem mulmigen Gefühl gehe ich auf das Motorrad zu.

,,Gut, das ist der erste Schritt zur Besserung! " Er reicht mir einen Schwarzen Helm hin und zieht selber einen Silbernen auf. Ich setze mir die Sonnenbrille auf und sehe zu wie er sich auf das Motorrad setzt.

,, Kommst du?" fragt er und schaut mich an. ich nicke und steige hinter ihm auf Motorrad. Er lässt den Motor an und fährt los. Mein ganzer Körper kribbelt wie beim letzten Mal, allerdings ist es dieses mal ein komisches Gefühl. Ich habe Angst. Ängstlich klammere ich mich an Finn fest und verstecke meinen Kopf an seinem Rücken. Es fühlt sich nicht richtig an wieder jemanden zu berühren aber die Angst ist größer. Nach einer Viertelstunde bleibt er stehen und steigt ab. Ich setze den Helm ab und gebe ihn ihm.

,, Wo sind wir?" frage ich und sehe mich um. Wir sind an einem großen See und vor uns beginnt der Strand.

,, An einem See." sagt er.

,, Hätte ich nie gedacht!" gifte ich ihn an. Er fängt an zu lachen und ich muss zugeben, es ist ein wirklich süßes lachen. Aber es ist zu früh um über so etwas nach zu denken. Er geht vorraus in den Sand und zieht seine Vans aus.

,, Kommst du?" fragt er und dreht sich zu mir um. Hier stehen bleiben kann ich nicht also besser mit gehen als gar nichts. Ich ziehe meine Schuhe auch aus und genieße das Gefühl des Sandes der unter meinen Füßen kitzelt. Er legt eine Jacke auf den Sand , direkt vors Wasser, und setzt sich hin. Ich stehe hinter ihm und warte was kommt. Er schaut zu mir hoch.

,, Setzt du dich?" fragt er und klopft neben sich auf die Jacke.

Ich setzte mich neben ihn und gucke auf das Wasser hinaus. Die Arme habe ich so fest um meine Knie geschlossen dass jeder der hier vorbei kommt denken wird ich sei paranoid und verklemmt. Was vielleicht gar nicht so gelogen ist.

,, Was hat meine Mutter dir erzählt warum ich so bin wie ich bin?" frage ich ohne den Blick vom Wasser zu wenden. Ich spüre seinen Blick auf mir.

,, Sie sagte dass ihre Tochter seit fünf Tagen nicht mehr aus ihrem Zimmer gekommen sei und seit dem Weder zur Schule gegangen ist noch etwas gegessen hat. Allerdings hat sie nicht erwähnt dass ihre Tochter so schön ist. Wenn sie es gesagt hätte wäre ich warscheinlich nicht gekommen." Ich beachte sein Kommentar nicht sondern starre nur weiter in den Horizont.

,, Willst du wissen warum?" frage ich ungerührt.

,, Das würde uns einen Schritt weiter bringen..." Ich nicke.

,, Es hat alles damit angefangen dass mein Dad abgehauen ist...." Ich erzähle ihm die ganze Geschichte, von dem Verlust meines Vater bis zum Tag als Kai kam, während ich mit meinem Finger kleine Kreise in den Sand male.

,,So. Jetzt weisst du warum ich so bin." beende ich meine erzählung.

,, Das mit deinem Dad tut mir leid. Ich schwöre bei Gott, wenn ich den Dreckskerl der dir das angetan hat ihn die Finger kriege..... Und du willst mir wirklich nicht erzählen wer es war?" Ich schüttel den Kopf. Bei jemandem wie Kai würde das auch nichts bringen.

,, Ok. Danke dass du mir vertraust." Ich nicke und schenke ihm einen Blick. Er sieht wirklich verdammt gut aus.... was rede ich da?! Ich kann niemandem mehr trauen..

Schrei wenn du kannst.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt