Thingol & Melian

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Das Innere des Berges war kunstvoll ausgearbeitet und die gewaltigen Säulen waren mit elbischen Runen und verzweigten Linien verziert. Von der hohen Decke hingen Lichter, die die ganze Halle in ein warmes, fast Sonnenähnliches, Licht tauchten. Erundil führte Itarille und Varisse über eine mächtige Brücke, die, wie der Rest der Hallen, aus dem Stein gehauen war. „Menegroth ist das Herzstück Doriaths. Diese Hallen sind der Sitz von König Thingol und Melian", erklärte Erundil sachlich und schritt schnell voran. Itarilles Blick glitt zu der Erhöhung in der Mitte der Eingangshalle, die sich später in mehrere Hallen aufteilte. Zwei große Sitze aus mattem Eisen standen auf der gegenüberliegenden Seite der Zugangsbrücke. Es war der Thron von König Thingol und der Sitz von Melian.

Itarille war deutlich angespannt, als sie die letzte Brücke passierten und die Ebene des Königs betraten. Zwei Wachen gaben den Weg frei und ließen die Drei vorbei, bevor sie ihre Position wieder einnahmen. Erundil blieb stehen und verbeugte sich tief vor seinem Herrscher. Als Itarille ebenfalls stehen blieb, senkte sie den Kopf, als Zeichen des Respekts. Melian, die sich beim Anblick von Itarille und Varisse direkt erhoben hatte, kam einige Schritte auf sie zu. Sie besaß schwarzes Haar und trug ein aufwendig genähtes Kleid in sämtlichen Blautönen. Thingol, der auf seinem Thron verharrte, trug eine Krone aus glänzendem Metall, die lediglich ein wenig dunkler als seine hellblonden Haare war. Seine hellblauen Augen bildeten einen starken Kontrast zu dem bleichen, kantigen Gesicht. Ein wenig zögerlich erhob er sich dann doch und sein grünes Gewand schimmerte silbern, als das Licht anders auf den Stoff fiel. Langsam verschränkte er die Arme vor der Brust und Itarille trat einen Schritt vor. „Mein Name ist Itarille und das ist Varisse", sprach Itarille ruhig und zeigte auf ihre Begleiterin. „Ihr sprecht kein Sindarin?", fragte Thingol und Itarille schüttelte den Kopf. „Nein, nur Quenya und die gemeinsame Sprache", erklärte sie und Thingol hob die Augenbraun. „Ich hoffe ihr seid euch bewusst, dass ich es nicht wünsche, dass in meinem Reich Quenya gesprochen wird?", fragte er und trat näher an Melian, die sich die ganze Zeit nicht mehr bewegt hatte, heran. „Ja, Erundil erklärte es uns bereits", antwortete Itarille und Thingol nickte langsam. „Wollt ihr uns sagen, wo ihr herkommt und was euch hier her führt?", fragte Melian freundlich mit Blick auf die Kleidung der Beiden. „Wir kommen aus dem Westen und sind eher durch Zufall in euer Reich gelangt." „Was führt Elben aus dem Westen hier her?", fragte Thingol interessiert und Itarille atmete tief ein. „Wir waren auf der Suche nach einem Abenteuer", antwortete Varisse und ergriff damit zum ersten Mal das Wort. Thingol lachte und sah zu Melian, die seinen Blick erwiderte. „Wir hatten definitiv nicht die Absicht ungewollt in euer Reich einzudringen", warf Itarille, die nicht wusste, wie sie die Reaktionen des Herrscherpaares deuten sollte, ein und fuhr zögernd fort: „Wir gehen sofort, wenn es euer Wunsch ist." „Nein, ganz im Gegenteil. Wollt ihr für eine Zeit in unserem Reich weilen?", fragte Melian nach einer kurzen Pause und wendete sich wieder an Itarille und Varisse. „Ich bin mir sicher, dass wir auch passende Kleidung für euch beide auftreiben können", fügte sie mit einem Lächeln hinzu. „Vielen Dank!", bedankte sich die blonde Elbin. „Aber eins würde ich gerne noch wissen", setzte Thingol an. „Was für ein Abenteuer habt ihr gehofft zu finden?" „Ich habe es, so absurd es auch klingen mag, in Valinor nicht mehr ausgehalten. Tag ein Tag aus passierte das gleiche und ich habe angefangen mich mehr und mehr mit den Geschichten aus dem Osten auseinander zu setzten. Da es nur in Bruchstücke nach Valinor überliefert wurde, wollte ich unbedingt herausfinden, was sich genau hinter den Geschichten der Silmaril oder ähnlichem verbirgt. Nur wenige Tage, nachdem ich aufgebrochen bin, traf ich auf Varisse, die hofft, ihre Familie hier zu finden. Zwar hatten sie nichts mit dem Sippenmord in Alqualonde zu tun, sind jedoch aufgrund der Freundschaft zu dem Gefolge Fingolfins mit nach Beleriand gekommen", erklärte Itarille und Thingol sah zu Varisse. „Ihr gehört also zu Finarfin?", fragte er mit durchdringendem Blick. „Ja genau", antwortete Varisse mit einem milden Lächeln. Thingol löste seinen Blick nur langsam und wendete sich an Erundil: „Führe die beiden ein wenig herum. Sobald wir Kammern für sie gefunden haben, werde ich dich informieren lassen." „Ja wohl mein König", entgegnete Erundil und verbeugte sich ein letztes Mal, bevor er kehrt machte und die Wachen ihm Platz machten. „Wir hoffen, dass wir euch beim Sternenlichfest in zwei Tagen begrüßen dürfen", fügte Melian noch hinzu, bevor sich Varisse ebenfalls abwendete. „Wir danken euch", sagte Itarille und folgte den Anderen.

Itarille & Thranduil || Im SternenlichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt