Casper blickt völlig geschockt hinter mich. Er will etwas sagen aber bekommt keinen Ton heraus. Ich drehe mich um. Verdammte scheiße Kai ist weg! Ich laufe zur Kante des Daches, an der bis vor einem kurzen Augenblick noch Kai saß. Ich hab ihm schon tausendmal gesagt es ist Lebensmüde sich da hinzusetzen, besonders in so einem Zustand. Ich schaue hinunter. Da liegt er. Auf dem Bauch. Regungslos. Inzwischen steht Casper neben mir. "Der Junge hat wirklich ein scheiß Glück."
Da hat er Recht. Dass er ausgerechnet an der Seite des Hauses saß, an dem die Balkone sind ist riesen Glück. Ich springe hinunter und rüttle an seiner Schulter. "Kai. Los du musst aufstehen." Ich drehe ihn auf den Rücken und da sehe ich sie. "Du Idiot. Du scheiß Idiot!" Schreie ich ihn an und ziehe die Spritze aus seinem Arm.
"Psst Alter. Es ist 6 Uhr Sonntagmorgen und du sitzt auf einem fremden Balkon.", ermahnt mich Casper.
Ich halte die Spritze hoch. "Siehst du die Scheiße?"
Er flüstert: "Ja, ich sehe sie. Los, heb ihn hoch"
Er winkt Max zu sich, der auch noch runter kommt und wir heben Kai gemeinsam hoch zu Casper, der ihn dann aufs Dach zurück zieht. Zum Glück ist Kai so dünn und leicht. Wir klettern auch wieder hinauf.
"So kann er nicht nach Hause. Wobei da wohnt er im Moment sowieso nicht, oder?" Ich nicke Max zustimmend zu.
"Ich nehm ihn mit zu mir."
Meine Mutter hat ihn zwar das letzte Mal rausgeworfen, aber in diesem Fall wird sie es verstehen. Oder kann ich es ihr gar nicht erklären? Scheiße, was fang ich mit dem Wissen, dass mein bester Freund ein Junkie ist , an?Kai kommt erst um 14 Uhr in die Küche getorkelt. Wir sitzen gerade beim Mittagessen. Meine Schwester ist zum Glück bei irgendeiner Freundin.
"Kai willst du auch etwas essen?", bietet meine Mutter ihm an aber er schüttelt nur den Kopf und lässt sich ein Glas Wasser aus der Leitung. "Ich hau gleich ab." Er trinkt es auf einen Zug leer und schlürft wieder in den Gang. Ich folge ihm. "Kai, wir müssen reden ."
Er zieht seine Schuhe an. "Worüber? Scheiße hab ich Schädelficken."
"Kein Wunder. Du bist vom Dach auf den Balkon gefallen. Dabei hast du dir auch eine kleine Platzwunde geholt." Ich zeige auf den Verband an seiner Schläfe an den er nun seine Hand legt.
"Muss echt dicht gewesen sein."
"Dicht?", ich spreche leiser, "Ich hab dir eine Spritze aus dem Arm gezogen."
Sofort senkt er den Blick und will aus der Wohnung flüchten. Doch ich halte ihn fest. "Red mit mir."
"Es gibt nichts zu reden." Er reißt seinen Arm aus meinem Griff und geht.
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Glückskämpfer
RomanceAls sich Felicitas' Mutter von ihrem Freund trennt, ziehen sie nach Berlin. In einen sozial schwachen Bezirk. Eine komplett neue Welt für die 15-Jährige, die bisher das Luxusleben gewohnt war. Schnell findet sie neue Freunde und wird in eine Clique...