Das Läuten eines Handys reißt mich aus dem Schlaf. Fuck. Wo bin ich? Ich setzte mich auf. Scheiße tut mein Kopf weh.
In dem Raum steht nicht viel. Ein alter Holzschrank und ein Stuhl. Am Boden liegen eine Menge Klamotten verstreut und eine Matratze, auf der ich sitze.
„Morgen.", höre ich eine verschlafene Stimme. Neben mir liegt ein Mädchen und lächelt mich verträumt an. Sie hat lange blonde, fast weiße Haare und blasse Haut. Makellose blasse Haut und große blaue Augen. Sie erinnert mich an Schnee. Wäre eine Schneeflocke ein Mensch, dann sie.
„Morgen.", erwidere ich.
Sie schlingt ihre Arme um meine Hüfte. „Leg dich wieder hin."
„Ich würde ja gern, aber ich muss los."
Sie lässt mich los. „Na wenn du meinst." sie verkriecht sich unter der Decke und dreht mir den Rücken zu. Schnell ziehe ich mich an und verschwinde. Ich habe keine Ahnung wer dieses Mädchen war. Scheiß Blackouts. Wieder klingelt mein Handy.
„Hey Baby.", nehme ich den Anruf entgegen.
„Hey." Felis Stimme wirkt erleichtert, „Wie geht's dir? Wo bist du?"
„Ähm. Ich hab bei einem Kumpel geschlafen. Bin grade aus der Wohnung raus."
„Treffen wir uns?"
„Okay. Wo?"
„Unsere Bank." Man hört ihr Grinsen regelrecht.
Ich stimme zu und mache mich auf den Weg. Sie begrüßt mich mit einer festen Umarmung und einem Kuss.
„Du siehst fertig aus. Was..." Sie stockt und dreht meinen Kopf zur Seite. „Was ist das?"
„Was?"
„Du hast einen Knutschfleck am Hals."
Shit. Sie sieht mich eine Weile fragend an, doch ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ihr Atem wird schneller und ihre Augen glasig. „Ich denke...ich geh dann." Sie wendet sich ab.
Nein, bleib hier. „Feli...", mehr bekomme ich nicht raus.
Sie sieht sich nochmal um. „Schon ok. Wir sind nicht zusammen. Du kannst machen, was du willst."
Sie geht. Ich sehe ihr nach. Ich bin ein Idiot.„Ich wusste doch, dass zwischen euch etwas läuft."
Ich drehe mich um und sehe Joes breites Grinsen.
„Und wenn schon, jetzt war's das."
Wir setzen uns auf die Bank.
„Was ist denn passiert?"
„Ich bin heute neben einem fremden Mädchen aufgewacht. Anscheinend hat sie mir einen Knutschfleck verpasst. Davon war Feli nicht so begeistert."
Ich habe den Kopf gesenkt, doch spüre wie sein Blick auf mir ruht.
„Du magst sie."
„Sie ist nur irgend ein Mädchen." Ich brauch eine Kippe. Hektisch ziehe ich die Schachtel aus meiner Hosentasche und zünde Eine an.
Joes Grinsen ist jetzt noch breiter. „Kai Kupfer hast du dich etwa verknallt?"
„Schwachsinn."
„Wenn du das sagst."
Ich sehe zu ihm. Dieses bescheuerte Grinsen. „Halt die Fresse. Selbst wenn, ich hab's versaut."
„Kai, ich kenn dich schon so lange, ich weiß, wenn du etwas wirklich willst, kämpfst du."
„Und wenn ich nicht weiß, was ich will?"
„Musst du es herausfinden." er legt seinen Arm um meine Schultern „aber jetzt gehen wir erstmal Bier besorgen."Wir sitzen den ganzen Nachmittag am Platz rum und trinken, kiffen und rauchen. Wir quatschen über sämtliches Zeug. Es ist genau das Richtige. Ablenkung. Darin war Joe schon immer gut. Für jemanden da zu sein. Ob man nun darüber reden oder es verdrängen möchte, er hilft dabei. Gerade, als wir aufbrechen wollen, weil das Bier leer ist, kommt er über den Platz geschlendert. Er mustert die Menschen um sich herum, als würde er durch die Stadt bummeln und in Schaufenster sehen, nur um nicht mich anzusehen. Ich stehe auf. Bei mir angekommen richtet er sich dominant auf, doch es wirkt gestellt. Anders als sonst. Als würde er etwas überspielen wollen.
„Junge, du kommst jetzt mit nach Hause. Deine Mutter macht sich sorgen, deine Geschwister auch. Mila fragt jeden Tag nach dir. Und ich auch." Sein Rücken krümmt sich und er sieht auf den Boden. „Ich mache mir Sorgen."
„Du hast gesagt ich soll mich umbringen."
Er versucht mich anzusehen, doch hält meinem Blick nicht stand. „Das meinte ich nicht so. Kai, bitte. Es tut mir leid."
Ich spüre Joes Hand auf meiner Schulter. „Schon ok. Geh mit."
Es reicht mir nicht. Diese Entschuldigung reicht nicht. Aber ich gehe mit. Nicht wegen ihm, wegen meiner Mutter und meinen Geschwistern. Sie sind mir wichtig und ich vermisse sie. Auf der Fahrt reden wir kein Wort, erst als er die Wohnungstür öffnet sieht er mich an und lächelt. „Schön, dass du wieder da bist."
„Ein Wort über einen Entzug und ich bin weg."
Ich gehe in mein Zimmer.
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Glückskämpfer
عاطفيةAls sich Felicitas' Mutter von ihrem Freund trennt, ziehen sie nach Berlin. In einen sozial schwachen Bezirk. Eine komplett neue Welt für die 15-Jährige, die bisher das Luxusleben gewohnt war. Schnell findet sie neue Freunde und wird in eine Clique...