Seit ich vor einem halben Jahr völlig zugedröhnt in das Schlafzimmer von Kais Eltern gestolpert bin, in dem Konrad gerade seinen Rausch ausschlief, besucht er mich regelmäßig.
Er will immer nur Blowjobs. Ich hätte das früher nie gedacht, aber ich glaube sein Gewissen hält ihn ab mit mir zu schlafen. Ich weiß nur nicht ob ihm mein Alter ein schlechtes Gewissen bereitet, oder der Betrug seiner Frau. Oder etwa meine Freundschaft zu Kai? Nein. Kais Gefühle sind ihm egal.Auf dem Rückweg frage ich: „Hat Sabine dich wieder geschickt um ihn zu suchen?"
„Nein, ich will ihn zurück holen. Ich habe ihn heute gesehen und...", er zögert, „ich habe Angst um ihn."
„Angst wovor?"
„Dass er stirbt."
Er wirkt ernsthaft besorgt. So habe ich ihn noch nie erlebt. Ich lege meine Hand auf seinen Oberschenkel „Kai ist stark. Er schafft das."
„Ich habe zu ihm gesagt, er soll sich umbringen. Dass es für Alle besser wäre."
Langsam ziehe ich meine Hand zurück. „Du denkst er tut sich etwas an?"
Stille. Einzelne Tropfen prasseln auf die Scheibe und er startet die Scheibenwischer. Es werden mehr. Ich beobachte einzelne Tropfen, wie sie sich einen Weg über das Fenster bahnen.
„Liz, wir sind da."
Ich brauche einen Moment um zu realisieren, wo wir sind.
„Oh, bis dann." ich steige aus und er fährt. Schnell stelle ich mich unter. Blöder Regen. Ich zücke mein Handy und wähle Dennis' Nummer. Eine halbe Stunde später steige ich in sein Auto und wir fahren nach Hause .
Also, zu ihm.„Willst du einen Tee?"
Ich nicke. Nachdem er Wasser aufgesetzt hat, kommt er zu mir und streicht eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. „Du bist ganz nass. Willst du ein heißes Bad nehmen?"
„Gern."
„Ich richte es her. Bring den Tee dann hoch."
Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn und geht nach Oben. Sobald das Wasser kocht, gieße ich den Tee auf und steige ebenfalls die Treppen hinauf.
Das Bad ist in flimmerndes Kerzenlicht getaucht und es duftet angenehm nach Vanille. Dennis nimmt mir die Tassen ab und zieht mir langsam die Kleidung aus. Ich tue es ihm gleich und wir steigen in die Badewanne.
Dennis war schon immer sehr romantisch aber die meiste Zeit haben wir uns im Hostel getroffen, dessen Zimmer nicht gerade gemütlich sind. Wobei die meisten Kunden einfach eine schnelle Nummer im Auto wollen und deshalb so ein Zimmer schon eine angenehme Abwechslung ist. Aber Dennis hat sich immer Mühe gegeben und war vor mir dort und hat Kerzen angezündet oder so etwas.
Ich sitze mit dem Rücken zu ihm und er geht sanft mit einem Schwamm über meine Haut.
„Du hast hier einen Handabdruck."
„Das war ein Kunde. Er packt manchmal etwas fester zu."
Er streut ein paar küsse über die Stelle. „Ich will, dass du damit aufhörst."
„Es ist mein Job."
„Sollte es aber nicht sein. Und du bist jetzt bei mir. Du brauchst kein Geld zu verdienen."
„Ich möchte dir nicht auf der Tasche sitzen."
„Sieh mich einfach als deinen einzigen Kunden. Du darfst dafür hier wohnen, essen und wenn du etwas brauchst, wie Klamotten bekommst du Geld."
Ich tauche unter um meine Haare nass zu machen.
„Bitte Liz. Denk darüber nach."
Ich nicke. Ich mag Dennis. Er ist mein Lieblingskunde. Aber ich möchte nicht sein Eigentum sein.Nach dem Bad geht Dennis in sein Büro. Er arbeitet sehr viel. Ich setze mich vor den Fernseher, als mein Handy klingelt. Feli, steht auf dem Display.
„Hallo."
„Hey.", sie klingt aufgewühlt, „Da war vorhin Kais Vater und er hat echt schlimme Dinge gesagt und Kai ist dann einfach gegangen. Er sah so niedergeschlagen aus. Weißt du wo er ist?"
„Nein, aber sein Vater sucht ihn auch. Ich denke er bereut, was er gesagt hat."
„Ich will ihn finden. Wieso verschwindet er immer? Ich sehe ihn immer nur so kurz..."
„Kai ist...nicht einfach. Er taucht wieder auf. Mach dir nicht so viele Sorgen."
Weint sie? Ich glaub ich höre Schluchzen.
„Feli, sein Vater wirft ihm ständig solche Sachen an den Kopf. Er verkraftet das."
„Er hat gesagt, er soll sich umbringen. Dass ihn sowieso keiner vermissen würde."
„Ich weiß. Kai dröhnt sich jetzt zu und wenn er wieder einigermaßen klar ist, meldet er sich."
„Woher weißt du, was er gesagt hat?"
„Konrad, sein Vater, war vorhin bei mir. Er hat es mir gesagt. Daher weiß ich auch, dass er ihn sucht."
„Und das ist schon öfter passiert?" sie scheint ruhiger zu werden.
„Ja, also bitte entspann dich."
„Ok. Danke. Meldest du dich, falls du etwas hörst?"
„Mach ich."
Sie legt auf. Eigentlich ist es noch nie passiert. Nicht so. Er hat ihm schon oft gesagt, wie nutzlos er ist, aber nicht, dass er sich umbringen soll. Aber ich wollte sie beruhigen. Und ich bin mir sicher, dass Kai das verkraftet. Bestimmt nicht leicht, aber er schafft das. Trotzdem versuche ich ihn zu erreichen.
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Glückskämpfer
RomantikAls sich Felicitas' Mutter von ihrem Freund trennt, ziehen sie nach Berlin. In einen sozial schwachen Bezirk. Eine komplett neue Welt für die 15-Jährige, die bisher das Luxusleben gewohnt war. Schnell findet sie neue Freunde und wird in eine Clique...