Felicitas II

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Ich sperre so leise, wie nur irgend möglich die Wohnungstür auf. Doch meine Mutter steht schon im Gang. "Wo warst du? Ich hab dich tausend mal angerufen."

Sie übertreibt natürlich wieder maßlos. "Mein Handy war auf Stumm. Ich war mit ein paar Leuten aus der Schule unterwegs."

Sie folgt mir in mein Zimmer. "Du kannst doch nicht einfach heimkommen wann du willst."

"Es ist halb elf. Du tust gerade so, als wäre ich die ganze Nacht weg gewesen. Und früher war es bis zwölf auch kein Problem."

"Du hast ja Recht. Aber in einer fremden Stadt wüsste ich einfach gerne, wo du bist. Also gib das nächste mal bescheid." Sie setzt ein Lächeln auf. "Du hast also Freunde gefunden?"

"Freunde würde ich sie jetzt noch nicht nennen. Aber ich hab ein paar Leute kennen gelernt."

Sie klatscht freudig in die Hände und setzt sich auf mein Bett. "Los erzähl schon! Wie sind sie?"

Ich bin gerade dabei meinen Schlafanzug anzuziehen. "Na ja, nett."

"Muss ich dir Alles aus der Nase ziehen? Jungs? Mädchen?"

Ich nehme neben ihr Platz. "Vier Jungs und zwei Mädchen."

"Das sind aber einige. Und Alle nett, ja?"

Sie lässt aber auch nicht locker. "Ja. Mama ich will schlafen."

"Na gut, ich versteh schon." Sie erhebt sich vom Bett. "Dann schlaf gut."

"Danke, du auch."

Sie verlässt das Zimmer. Sobald ich mich in meine Decke eingekuschelt habe, fallen mir die Augen zu.

Ich öffne meine Augen und beende erst einmal das nervige Piepsen meines Weckers. Nach dem Bier gestern hätte ich abends meine Zähne putzen sollen. Dieser Geschmack ist ja widerlich. Nachdem ich mich frisch gemacht und angezogen habe, gibt es Frühstück. Meine Mutter fährt natürlich gleich mit ihrer Befragung von gestern fort. "Also deine neuen Freunde, wie sind sie so?"

Ich stöhne genervt. "Mama, sie sind noch nicht meine Freunde."

"Na schön. Dann nenn mir ihre Namen und einfach eine kurze Beschreibung. Es genügt nur ein Wort."

Ich gebe mich geschlagen. Sie würde niemals locker lassen. "Okay. Liz. Sie ist auffällig und faszinierend. Sie hatte keine Hose an."

Sie legt ihre Stirn in Falten. "keine Hose?"

"Ja, nur eine Netzstrumpfhose und ein T-Shirt. Das ging gerade so über ihren Hintern." Meiner Mutter ist die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben. Ich muss etwas schmunzeln. Sie stellt es sich bestimmt schlimmer vor, als es ist. Immerhin gibt es einige Kleider, die nicht sehr viel länger geschnitten sind. Ich fahre fort: "Dann Hannah. Süß und sehr freundlich." Ihr Gesicht entspannt sich wieder. "Max ist auch sehr nett und ich glaube auch witzig. Joe...Ach Mama, ich kenne sie doch noch nicht Richtig. Das ist wirklich schwer."

"Einfach was dir als erstes aufgefallen ist."

"Na gut. Joe hat ein süßes Lächeln und Casper sieht immer etwas müde und verpeilt aus."

Sie lächelt mir zu. "Das hört sich doch interessant an. Ich will sie auf jeden Fall mal kennen lernen. Hast du nicht gesagt es wären vier Jungs?"

Ich senke den Kopf und spiele mit meinen Fingern. "Ja. Kai. Ihn kann ich nicht einschätzen."

"Was ist dir als erstes aufgefallen?"

Ich zucke mit den Schultern. "Er ist dünn...Und hat so große braune Welpenaugen."

GlückskämpferWo Geschichten leben. Entdecke jetzt