Kai

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Was war das? Da war ein Mann im Hintergrund zu hören. Ich gehe zu den Toiletten. Ich kenne diese Räume nur zu gut. Hier habe ich mir meinen aller ersten Schuss gesetzt.

Ich hatte Liz besucht. Einfach um die Zeit totzuschlagen, ihr etwas Gesellschaft zu leisten und um nicht nach Hause gehen zu müssen. Mein Vater hatte mich mal wieder rausgeschmissen, nachdem ich ihm eine reingehauen hatte. Weil er zuvor meiner Mutter eine geschmiert hatte. Es war also nichts besonders schlimmes passiert, auf das ich meine Schwäche gegenüber dieser Droge an diesem Abend schieben könnte. Aber mal ganz ehrlich, ich glaube, man könnte sagen mein ganzes Leben ist Grund genug um mit dem Zeug anzufangen. Ja, es ist feige. Und alle sagen, es bringe mir am Ende nichts. Dass ich nur für diese kurze Zeit sorgenfrei wäre. Aber sie verstehen es nicht. Genau diese kurzen Momente der Sorgenfreiheit sind für mich das einzige, das mein Leben noch lebenswert macht. Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl. Eigentlich wollte ich auch nur etwas Koks kaufen, aber der Typ hatte keins mehr und das Heroin war billiger. Immer wieder fragen mich Leute, wieso ich mit Heroin angefangen habe, aber es gibt keinen wirklichen Grund. Es war einfach eine Kette von zufälligen Ereignissen.

Ich betrete die Toilettenräume und hämmere gegen die geschlossene Kabinentür. „Verpiss dich!", höre ich die Stimme des Mannes.
„Mach die Tür auf!", brülle ich während ich weiter gegen die Tür schlage.
„Kai, bitte...", Feli klingt weinerlich und verängstigt. Ich nehme mein Messer und drehe das Schloss auf. Sofort reißt sich Feli aus dem Griff des Mannes los und fällt mir in die Arme.
„Hey du Nutte. Ich habe dir schon den Zehner gegeben."
„Pass auf was du zu ihr sagst", fahre ich ihn an bevor ich mich mit sanfter Stimme an Feli wende, „Gib ihm sein Geld zurück."
„Das geht nicht.", flüstert sie.
„Ja, die Schlampe hat es schon für Schnee ausgegeben."
Sie hat was?! Ich zügle mich und zucke mit den Schultern. „Dann kann ich dir auch nicht helfen, wenn du so dumm bist und es ihr vorher gibst."
Der Mann kommt wütend auf uns zu „Ich will mein Geld!"
Ich drehe mich mit Feli, dass ich schützend vor ihr stehe und richte mein Messer auf den Mann. „Vergiss die 10 Euro lieber und hau ab, bevor ich dir dein ganzes Geld abnehme."
Sein Blick verfinstert sich doch er verlässt den Raum.
„Danke" Feli schlingt ihre Arme um mich, doch ich schiebe sie von mir. „Was hast du dir dabei gedacht?", stelle ich sie zur Rede.
„Wir brauchen Geld und...naja...", stottert sie.
„Und da dachtest du dir, lässt du dich von irgendeinem asozialen Typen auf der versifften Toilette ficken?!"
„Du hast gesagt, ich steuere nie etwas bei."
„Aber doch nicht so! Du bist meine Freundin. Ich will nicht, dass dich andere Typen ficken."
Sie sieht geknickt zu Boden „Es tut mir leid."
„Und was soll die Scheiße mit dem Koks?"
Sie sieht mich fassungslos an. „Willst du mir gerade ernsthaft einen Vorwurf machen, dass ich gekokst habe? Du dröhnst dich doch den ganzen Tag zu!"
„Ja und? Du findest es doch Scheiße oder? Warum fängst du dann auch damit an?"
Sie verschränkt trotzig ihre Arme. „Es war nur einmal. Und Koks ist ja wohl etwas ganz anderes als Heroin."
Ich lache spöttisch „Ach so ist das jetzt also. Nur Heroin ist so schrecklich. Na wenn das so ist, will ich nie wieder eine Beschwerde von dir hören, wenn ich etwas anderes nehme. Ist ja dann überhaupt kein Thema mehr oder?" Ich grinse sie provokant an, doch sie weicht meinem Blick aus. „Ich habe es für dich getan.", flüstert sie und ihr laufen Tränen über die Wangen.
„Du bist eine koksende Hure."
„Du hast sie dazu getrieben, Kai." Liz geht neben Feli in die Hocke und legt schützend ihre Arme um sie.
„Es war ihre Entscheidung. Ich habe das nie von ihr verlangt."
„Sie liebt dich. Sie würde alles für dich tun."
„So will ich sie nicht." Feli heult auf und Liz nimmt sie fester in den Arm. Ich verlasse die Toilette.
Ich will diese Liebe nicht. Nicht, wenn sie das aus ihr macht.

GlückskämpferWo Geschichten leben. Entdecke jetzt